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Bierpreise steigen – Brauer schlagen Alarm: Teuerungen beim Bier notwendig


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Brauereien in der Krise
Kostet die Kiste Bier bald 30 Euro?

Von Jonas Voss

Aktualisiert am 26.01.2023Lesedauer: 4 Min.
BierVergrößern des Bildes
Eine Bedienung trägt Maßkrüge: Wälze deutsche Brauereien kämpfen mit den steigenden Kosten. (Quelle: Peter Kneffel/dpa/Symbolbild/dpa)

7,50 Euro für ein Bier in der Kneipe? Eine überzogene Befürchtung, finden die bayerischen Brauer. Teurer wird ihr Bier trotzdem.

Brauereien sind in Aufruhr. Auch in Bayern, noch immer eine Hochburg des Bieres. Massiv gestiegene Energie- und Rohstoffpreise, noch immer angespannte Handelsketten, hohe Lieferkosten: Bier zu brauen wird immer teurer. Erste Brauereien forderten in der "Bild" bereits einen Preis von 7,50 Euro für die Halbe in der Kneipe. Andernfalls drohe Betrieben das Aus.

Viele Brauereien kämpfen schon seit Jahren mit einer zunehmend schlechteren Perspektive, denn der Bierdurst der Deutschen schwindet: Etwas mehr als 89 Liter trank jeder Deutsche laut Deutschem Brauerbund 2021 im Durchschnitt. 2016 waren es noch über 100 Liter. Der Verband prognostiziert bereits Preiserhöhungen für das laufende Jahr.

In einer Stellungnahme erklärt der Brauerbund, "stark steigende Kosten für Rohstoffe und Vorprodukte sowie Personal und Logistik belasten die Unternehmen". Zahlreiche Brauereien in Deutschland stünden vor einem äußerst schwierigen Geschäftsjahr und hätten für 2023 bereits Preiserhöhungen angekündigt.

Erste Brauereien haben in München bereits ihre Preise erhöht

In München haben erste Brauereien ihre Preise bereits raufgesetzt. Marta Girg hat 2016 mit ihrem Mann "Haderner Bräu" gegründet. Die Bio-Brauerei konnte sich seither am Markt etablieren, sagt Girg im Gespräch mit t-online, aber "die aktuellen Zeiten sind sehr schwierig. Wirklich alles rund um das Brauen ist so viel teurer geworden, Kronkorken haben sich im Preis verdoppelt!" Haderner habe seine Preise bereits "leicht angepasst", derzeit kalkuliere man noch, welche Kosten im laufenden Jahr auf das Unternehmen zukommen werden.

Ein Kasten Helles kostet laut Website (Stand 26. Januar) derzeit samt Pfand knapp 18 Euro. "Es bleibt eine schwierige Rechnung, schließlich wollen wir unsere Kunden nicht vergraulen."

Als Bio-Brauerei habe man vielleicht den Vorteil, dass Kunden eine "gewisse Bereitschaft für höhere Preise mitbringen, solange die Qualität bestehen bleibt". Sie könne sich schon vorstellen, dass 7,50 Euro für die Halbe einem realistischen Preis in der Kneipe entsprechen – bedenke man, dass nicht nur Brauereien, sondern auch die Gastronomie an massiven Preissteigerungen in allen Bereichen leiden würden.

Viele Münchner Brauereien wollen sich nicht zu Preisentwicklungen äußern

München und sein Umland haben nicht nur eine traditionsreiche Braugeschichte, sondern noch heute sitzt hier eine Vielzahl an Brauereien. Über die aktuelle Geschäftslage zu sprechen, ist dennoch nicht einfach. Erdinger Weißbräu erklärt t-online schriftlich, sich nicht öffentlich an solchen Diskussionen zu beteiligen. Der nach Absatzvolumen weltweit größte Braukonzern Anheuser-Busch InBev verweist auf rechtliche Gründe, warum man sich zu steigenden Kosten oder Endkundenpreise nicht detailliert äußern könne. In München gehören Löwenbrau und Spatenbräu zum Konzern.

Ein Sprecher der Brauereien Paulaner und Hacker-Pschorr, beide zur selben Unternehmensgruppe gehörend, erklärt, solche Themen würden nur über die Brauer-Verbände kommuniziert. Beim Lobbyverband, dem Bayerischen Brauer-Bund, erklärt Geschäftsführer Lothar Ebbertz im Gespräch mit t-online, dass die Verantwortung des Bierpreises in der Kneipe nicht beim Brauer liege. Aber: "Sicher ist, auf das Preisniveau vor dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine werden wir nicht mehr kommen."

Es sei einfach alles viel teurer geworden für die Brauereien: Salzsäure zur Reinigung, Kohlensäure, Glas, Kronkorken, von Energie und Rohstoffen ganz zu schweigen. Teilweise haben sich die Preise verdoppelt, bei der Energie sogar mehr als verfünffacht. Und der Faktor Löhne sei noch nicht abschätzbar, schließlich stünden demnächst Tarifverhandlungen an. Mit-Geschäftsführer Walter König ergänzt, ein Bierpreis in der Gastronomie von 7,50 Euro für die Halbe "ist trotz dieses Hintergrunds schlicht überzogen und unrealistisch".

Branchenkenner halten Preiserhöhungen von maximal drei Euro pro Kasten Bier für realistisch

Ebbertz zeigt sich irritiert über die immer wieder aufkommende Diskussion zum Bierpreis. "Seit Jahrzehnten haben wir beim Bier außerordentlich stabile Preise. Stehen dann doch einmal Erhöhungen bevor, gibt es direkt einen Aufschrei." Der Geschäftsführer erklärt sich das damit, dass das Bier inniger Bestandteil der deutschen Kultur sei. Er sagt, "mit jeder kleinen Brauerei, die aufgeben muss, stirbt doch ein Stück unserer Bierkultur. Wenn uns die etwas wert ist, sollten wir auch bereit sein, etwas mehr dafür zu bezahlen."

Doch selbst wenn eine Brauerei alle Kostensteigerungen voll treffen würden, was laut Ebbertz kaum der Fall ist, beliefen sich die Preiserhöhungen pro Kasten auf etwa drei Euro. Eine Summe, weit weg von den Horrormeldungen der vergangenen Tage. "Der Wettbewerb im Biermarkt ist dermaßen scharf, dass Verbraucher davon ausgehen können, nie einen zu hohen Preis bezahlen zu müssen."

Bier in Bayern wird teurer werden

Im Gegensatz zu großen Brauereien äußern sich kleine Betriebe im Gespräch mit t-online offener. Robert Prinz betreibt als Ein-Mann-Betrieb seine eigene Brauerei in Oberhaching: "Stadlbräu". Und das seit fast 20 Jahren. Prinz sagt, er schätze, dass man im Restaurant demnächst mehr oder weniger überall vier bis fünf Euro für eine Halbe zahlen müsse.

Für den Kasten im Supermarkt könnten es seiner Meinung nach bis zu 30 Euro werden. Doch gerade für Kleinbrauereien sei der Vertrieb über den Handel in Deutschland ohnehin nicht lukrativ. "Als reines Handwerk, wie ich es betreibe, macht es gar keinen Sinn mehr, in den Handel zu gehen. Unter 2,50 Euro pro Halbe rentiert sich das nicht."

Solche Preise werden Verbraucher sonst, hört man sich in der Branche um, wohl kaum zahlen müssen. Zu groß die Angst, Kunden an die Konkurrenz zu verlieren. Schließlich gelten die Deutschen als äußerst preissensibel. Da machen sie auch beim Kulturgut Bier keine Ausnahme.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Marta Girg von Haderner Bräu
  • Schriftliche Anfrage bei Erdinger Weißbräu
  • Schriftliche Anfrage bei Hacker-Pschorr
  • Schriftliche Anfrage bei Anheuser-Busch InBev
  • Gespräch mit Robert Prinz vom "Stadlbräu"
  • bild.de: "Brauereien schlagen Bier-Alarm"
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