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Manuel Neuer: Was hat es mit Nazi-Historie um das Forsthaus Valepp auf sich?


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Bayern-Star übernimmt Forsthaus
Manuel Neuer will Nazi-Historie in Valepp aufklären

Von Patrick Mayer

Aktualisiert am 18.12.2022Lesedauer: 4 Min.
Manuel Neuer will das Forsthaus Valepp, hier auf einer alten Aufnahme, übernehmen (Archivbilder): Einige hundert Meter bergaufwärts vom Forsthaus befand sich ein KZ-Außenlager.Vergrößern des Bildes
Manuel Neuer will das Forsthaus Valepp, hier auf einer alten Aufnahme, übernehmen (Archivbilder): Einige Hundert Meter bergaufwärts vom Forsthaus befand sich ein KZ-Außenlager. (Quelle: Arkivi / Shutterstock / Imago Images)

Manuel Neuers Projekt in den Bergen: Hier machten Könige einst Politik und stand ein KZ-Außenlager. Die spektakuläre Geschichte des Forsthauses Valepp.

"Die Wittelsbacher haben mit dem Forsthaus Valepp ein Statement in Richtung Österreich gesetzt." Johannes Rabl spricht mit viel Begeisterung in der Stimme, als er vor dem historischen Berggasthof im Mangfallgebirge steht und auf die andere Seite des Tals zeigt.

Entlang dicht gesäumter Baumwipfel verläuft hier, keinen Kilometer entfernt, die Grenze Tirols. Der bayerische König Ludwig I. ließ einst das Forsthaus hier errichten, in Sichtweite der österreichischen Habsburger.

Forsthaus Valepp: Von König Maximilian zu Manuel Neuer

Ab Frühjahr 2023 wollen Rabl und sein Geschäftspartner, Bayern-Star Manuel Neuer, das Gebäude nun für rund fünf Millionen Euro aufwendig sanieren (mehr zu den Plänen lesen Sie hier). Es wurde ihnen vom Freistaat per Erbpacht überschrieben. Neuer machte zuletzt Schlagzeilen, als er sich nur wenige Kilometer vom Forsthaus entfernt bei einer Skitour am Roßkopf am Spitzingsee einen Unterschenkel brach.

Bis zum Saisonende wird er nicht mehr einsatzfähig sein – ob die Verletzung seine Pläne in Valepp nun aufhalten oder beschleunigen könnte, ist offen. Das Forsthaus sei jedenfalls eine Herzensangelegenheit Neuers, wie Rabl schon häufig betonte. Neuer wohnt selbst seit vielen Jahren in den Alpen, auf der anderen Seite des Berges, am Tegernsee. Hier, wie auch in Valepp, wohnten schon häufig viele Prominente, nicht nur Könige. Die Geschichte des Forsthauses Valepp birgt auch ein sehr dunkles Kapitel.

Es begann alles mit der Flößerei

17. Jahrhundert: Das Tal der Valepp hat auf der Höhe des heutigen Forsthauses ein stark abschüssiges Gelände. Dieses ermöglichte früher die sogenannte Holzdrift, auch Flößerei genannt.

"Das Klausenhaus ist von 1683 und das älteste in der Valepp", erklärt Rabl t-online zu der Handwerker-Unterkunft, die heute eher einer Hütte gleicht und etwa 200 Meter entfernt vom Berggasthof steht. "Die Forstarbeiter haben in den Bergen Holz geschlagen, dort drüben Wasser aufgestaut und die Bäume die Valepp hinuntergeschwemmt. Die nächste Klause war auf der Tiroler Seite die Erzherzog-Johann-Klause", erzählt der 43-jährige Hotelier aus Tegernsee: "So hat man früher das Holz bis ins Inntal runterbewegt. Das Holz hat man damals zum Beispiel für die Salinen in Rosenheim gebraucht."

Unterhalb der Klause liegt bis heute eine sogenannte Gumpe, ein aufgestautes Wasserbecken, gefolgt von einem malerischen Wasserfall. Von hier ging es für die Baumstämme abwärts nach Tirol.

Schlierseer Bürgermeister richtet Bitte an Neuer

18. Jahrhundert: Forstarbeiter und Flößer bestimmten das Leben im Tal der Valepp über Jahrzehnte – begleitet durch göttlichen Beistand. "1710 wurde die Marien-Kapelle vom Kloster Scheyern gebaut", erklärt Neuers Geschäftspartner. Besagte Kapelle steht verwaist, kaum 30 Meter oberhalb der Klause. Auch sie gehört zum Gebäudeensemble, das in den Besitz von Neuer und Rabl überging, aber im Eigentum des Freistaats bleibt.

Im Gespräch mit t-online forderte Schliersees Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer kürzlich, die Kapelle künftig wieder zu nutzen. Zum Beispiel durch eine Maiandacht. Das Forsthaus Valepp steht auf der Gemarkung seiner Gemeinde, ist aber von Rottach-Egern aus deutlich besser zu erreichen.

"Mia san mia" in Valepp noch vor dem FC Bayern

19. Jahrhundert: 1841 kam schließlich das Forsthaus dazu. Aber nicht etwa für die Arbeiter, sondern als repräsentative Außenstelle der Wittelsbacher Herrscher aus München, die seit 1806 den Rang von Königen hatten.

"Die Jagdausflüge waren immer halb politisch. Da war man unter sich. Dort drüben ist Österreich", sagt Rabl und fragt: "Warum haben die bayerischen Regenten das Forsthaus so hochherrschaftlich gebaut? Das war das erste 'Mia san mia', noch vor dem FC Bayern. Weil sie gesagt haben: 'Schaut her, ihr da drüben, mia san a wer.'"

Bis heute lässt sich die hochherrschaftliche Bauweise im Forsthaus förmlich greifen, t-online bekam bereits einen Einblick. So ist die Treppe aus dem Erdgeschoss, wo zwei Wirtsstuben für rund 45 Gäste entstehen, zu den Schlafräumen in den zwei oberen Stockwerken fast eben. "Damit sich die hohen Herren nicht schinden mussten", erzählt Rabl schmunzelnd.

Markant: Was hier verhandelt wurde, hatte politische Tragweite. So kämpften bayerische Wittelsbacher und österreichische Habsburger 1866 gemeinsam im Deutschen Krieg gegen die Preußen – und verloren.

Forsthaus Valepp: Heinrich Himmler hatte nebenan eine Alm

20. Jahrhundert: Das Forsthaus wurde letztlich erst nach dem Zweiten Weltkrieg zur Berggastronomie. In den Jahren davor war es dagegen Teil eines sehr dunklen Kapitels deutscher und oberbayerischer Geschichte. Denn: Seit November 1942 stand hier das "KZ-Außenkommando Valepp Jagdhaus Himmler".

"Es ist, was den Nationalsozialismus betrifft, eine sensible Stätte. Bei der Gumpe gab es ein Wasserkraftwerk, das Heinrich Himmler bauen ließ. Da oben, bei der Ochsenalm, gibt es ein zweites Gebäude, das jetzt ein Ferienheim für das THW ist. Das war die ehemalige Alm Himmlers im Dritten Reich", erklärt Rabl zum früheren Jagdhaus des sogenannten Reichsführers SS.

Konkret: Die Nazis verschleppten seinerzeit Häftlinge des Konzentrationslagers (KZ) Dachau ins Mangfallgebirge, die die Alm bauten. Sie waren gegen ihren Willen in den Stallungen und Wirtschaftsgebäuden (Remisen) des Forsthauses untergebracht. "Auch das werden wir aufarbeiten und mit Infotafeln dokumentieren", sagt Rabl: "Damit die Leute verstehen, dass die Valepp kein Disneyland ist, sondern reichhaltige Geschichte mit hellen und dunklen Seiten."

Verwendete Quellen
  • Interview mit Johannes Rabl
  • Gespräch mit Franz Schnitzenbaumer
  • Vor-Ort-Termin am und im Forsthaus Valepp
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