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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Aufbau startet Oktoberfest: Wiesn-Chef plant musikalischen Auftritt

Nach der Wiesn ist vor der Wiesn und so beginnen nun bereits die Aufbauarbeiten für das Oktoberfest 2025. Dieses Jahr mit einem neuen Wiesn-Chef an der Spitze.
82 Tage vor dem Startschuss fürs 190. Oktoberfest beginnt auf der Theresienwiese der Wiesn-Aufbau. Eine Personalie ist in diesem Zusammenhang besonders interessant: Christian Scharpf. Der städtische Wirtschaftsreferent feiert seine Premiere als Wiesn-Chef.
Im Schritttempo rollt der Gabelstapler über Münchens bekannteste Brachfläche. Auf seinem Ausleger liegt ein blauer Schiffscontainer, auf dem mit weißer Farbe geschrieben steht: "Paulaner Schraubencontainer."
Arbeiten auf "größter temporärer Baustelle Europas" beginnen
In seinem Inneren lagern also mutmaßlich Schrauben, die dereinst eines der bekanntesten und weithin sichtbarsten Wahrzeichen des Münchner Oktoberfests zusammenhalten werden: den 24 Meter hohen Turm des Paulaner-Festzelts, auf dem sich ein zwei Tonnen schwerer Bierkrug dreht. Zusammen mit seinem noch etwas größeren Kompagnon von Löwenbräu, auf dem ein brüllender Löwe thront, gehört der Paulaner-Turm traditionell zu den ersten Dingen, die alljährlich auf der Theresienwiese aufgebaut werden.
Das werde auch heuer so sein, sagt Christian Scharpf (SPD), nur einen Steinwurf vom Schraubencontainer entfernt, in ein halbes Dutzend Mikrofone. Der Wirtschaftsreferent der Stadt München ist zugleich Festleiter des Oktoberfests oder kurz: Wiesn-Chef. Er ist heute auf die Theresienwiese gekommen, um den offiziellen Startschuss für den Aufbau des weltgrößten Volksfests zu geben. Dieses startet zwar erst in rund drei Monaten, am 20. September, doch die Arbeiten beginnen schon jetzt auf der "größten temporären Baustelle Europas", so Scharpf. "Wir haben hier 14 große Festzelte, 21 kleine Zelte und insgesamt 500 Beschicker. Der Wiesn-Aufbau ist eine logistische Meisterleistung."
Oktoberfest 2025 ist Feuertaufe für neuen Wiesn-Chef
Überdies sei er "eine große Herausforderung", fügt Scharpf hinzu – ein Satz, der freilich auch auf ihn selbst zutrifft. Denn der 54-Jährige steht vor seinem ersten Oktoberfest als Wiesn-Chef. Bis Ende Februar war der SPD-Politiker noch Oberbürgermeister von Ingolstadt. Dann wechselte er als Referent für Arbeit und Wirtschaft ins Münchner Rathaus. Dort war er bereits von 2004 bis 2020 in verschiedenen Positionen tätig – unter anderem als persönlicher Mitarbeiter des früheren Oberbürgermeisters Christian Ude.
Vier Monate im neuen Amt liegen mittlerweile hinter Scharpf, und doch steht seine Feuertaufe noch aus. Denn mit Beginn des Oktoberfests am 20. September wird der Wiesn-Chef 16 Tage lang als Wiesn-Chef im Blickpunkt stehen. Scharpf will die Wiesn eifrig besuchen. "Jeden Tag natürlich. Ich bin ja der Festleiter", erklärt er.
Wie schon sein Vorgänger Clemens Baumgärtner (CSU) wird er in dieser Zeit im Hotel wohnen, um zum einen nah am Geschehen zu sein, sprich: am Festgelände. Zum anderen werde er das Hotelzimmer aber auch "als Rückzugsort" brauchen, sagt Scharpf, "um zwischendrin mal zwanzig Minuten Kraft zu tanken".
Wiesn-Chef mit langjähriger Verbundenheit zum XXL-Volksfest
An diesem Morgen erklärt er außerdem seine langjährige Verbundenheit zum Oktoberfest: "Ich bin seit meiner Kindheit Volksfest-Fan", betont Christian Scharpf. Schon während seines Studiums in München in den 1990er-Jahren sei er auf die Wiesn gegangen. "Damals noch in Jeans, da trug fast niemand Tracht", sagt der Jurist, der heute im Janker gekommen ist.
Und auch als Musiker auf dem Oktoberfest verfüge er über Erfahrung, sagt Scharpf: Als Klarinettist hat er mit der Neubiberger Blaskapelle Harmonie mehrfach in Festzelten auf der Oiden Wiesn gespielt. Genau das wolle er auch in diesem Jahr tun, bekräftigt der Wirtschaftsreferent. "Nicht den ganzen Tag, aber wenn's reinpasst für ein paar Stunden."
Wiesn-Chef verrät seinen diesjährigen Wiesn-Hit
Weitgehend souverän beantwortet Scharpf dann noch einige Reporterfragen, denen sich ein Wiesn-Chef traditionell stellen muss. Etwa die nach dem Bierpreis, der zwischen 14,50 und 15,80 Euro liegen wird. Sein Referat habe das mal mit der Entwicklung der Einkünfte eines Durchschnittsarbeiters in den vergangenen Jahrzehnten verglichen, sagt Scharpf.
"Und wenn man sich das anschaut, dann hat die Maß schon in den 1950ern genauso viel gekostet wie heute." Was denn sein Tipp für den diesjährigen Wiesn-Hit sei? Bei dieser Frage nennt Scharpf den "Wackelkontakt" von "Oimara". "Der wird sicher viel gespielt, das hat sich schon in den Skihütten abgezeichnet."
Theresienwiese für Fußgänger gesperrt
Sechs bis sieben Millionen Besucher werden wieder auf dem XXL-Volksfest erwartet. Zwölf Wochen wird der Aufbau der 190. Ausgabe auf der Theresienwiese in Anspruch dauern. Dieses Jahr gibt es auch wieder die Oide Wiesn, die vor allem bei Familien mit Kindern beliebt ist und bei allen, die es beschaulicher mögen. Mit traditionellen Zelten, Fahrgeschäften und Ständen erinnert sie an das historische Oktoberfest. Wer sich das im Detail anschauen will, für den bietet die Stadt auch heuer spezielle Baustellenführungen an. Tickets zum Preis von 27 Euro können auf www.muenchen.travel gebucht werden.
Die Münchnerinnen und Münchner müssen allerdings auch Unannehmlichkeiten wie Umwege in Kauf nehmen. Wegen der Aufbauarbeiten können Fußgänger und Radler die Theresienwiese in den kommenden Wochen nur eingeschränkt oder gar nicht queren, wie die Stadt mitteilte. "Das Betreten der Baustelle ist aus Sicherheitsgründen verboten."
- Reporter vor Ort