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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Alfons Schuhbeck gesteht Steuerhinterziehung Mit Hoeneß nach oben – wie Hoeneß nach unten
Alfons Schuhbeck steht vor den Trümmern seiner Laufbahn. Die ist geprägt vom ehemaligen Bayern-Präsidenten: Sogar der Tiefpunkt ist der gleiche.
Alfons Schuhbeck ist gescheitert. So gesteht er es sich und dem Gericht am zweiten Prozesstag am Oberlandesgericht ein, zumindest als Unternehmer, wie er sagt. Und in wenigen Wochen könnte sich zeigen: Menschlich gescheitert ist Schuhbeck womöglich auch. Nach zwei Verhandlungstagen im Prozess gegen ihn wegen Steuerhinterziehung steht der 73-Jährige mit einem Fuß im Gefängnis. Scheitern ist für Schuhbeck indes nichts Neues. Einer der berühmtesten Köche Deutschlands wurde er trotzdem.
Erst vor einem Jahr meldete der Bayer, der jahrelang als "Platzl-Hirsch" in München galt, Insolvenz an. Am Platzl, dem Platz, an dem auch das Hofbräuhaus liegt, eröffnete Schuhbeck einst ein Etablissement nach dem anderen, erkochte sich in den Südtiroler Stuben einen Stern. Dass er so weit kam, lag an ihm, seinem Adoptivvater und einem guten Freund: Uli Hoeneß. Ihre Schicksale scheinen sich nun erschreckend zu ähneln.
Alfons Schuhbeck und Uli Hoeneß verbindet mehr als Steuerhinterziehung
Bayern-Ehrenpräsident Hoeneß wurde im März 2014 wegen Steuerhinterziehung zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Letztlich musste er neun Monate davon im geschlossenen Vollzug verbringen, weitere neun Monate bis zu seiner vorzeitigen Haftentlassung war er Freigänger.
Vor etwas mehr als 30 Jahren lernten sich Hoeneß und Schuhbeck kennen, seitdem kocht Schuhbeck für den FC Bayern. Der damalige Bayern-Manager stellte ihn ein. Anfangs fuhr der Starkoch vor allem zu Auswärtsspielen im Europapokal mit, damit die Spieler auch im Ausland gutes Essen bekamen. Bis heute kümmert sich das Schuhbeck-Team bei Champions-League-Spielen um die Verpflegung.
Die Verbindung zu Hoeneß war die Konstante in Schuhbecks Karriere, die ihn von Anfang an bis heute begleitete. Viele große Schritte kamen nach seinem Start beim Rekordmeister, Kochbücher, Fernsehauftritte und neue Unternehmen folgten. Dass Schuhbeck Anklang bei vielen in der Münchner Stadtgesellschaft fand, ist ein wichtiger Faktor in seiner Karriere: "Er ist hervorragend vernetzt", sagt Christoph Aichele, Redakteur bei der "Allgemeinen Hotel- und Gastronomie-Zeitung", im Gespräch mit t-online.
Restaurants in München: "Alfons Schuhbeck ist ein guter Koch"
Aichele berichtet für die Fachzeitschrift über die Branche und hat einen Einblick in Schuhbecks Karriere. Dessen Stärken: Er sei ein "findiger Unternehmer", "Selbstdarsteller", aber auch "ein sehr guter Koch", sagt Aichele. Das gehe im Laufe des Prozesses und des Medienrummels unter. "Für mich bleibt er eine große Gestalt der Branche."
Schuhbeck, der einst vom kinderlosen Gastronomen Sebastian Schuhbeck adoptiert wurde und dessen Restaurant in Waging übernahm, ist tatsächlich Herr über ein jahrelang wachsendes Gastro-Imperium. Zwar hatte er schon vor der großen Insolvenz und dem Steuerprozess in den vergangenen Monaten Rückschläge erlitten, wurde etwa schon 1994 wegen Steuerhinterziehung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt oder scheiterte mit zwei Restaurants in Frankfurt. Seiner Popularität schien das aber nie zu schaden.
Welche Rolle spielte Hoeneß dabei? "Wer München kennt, der weiß, was für ein Society- und Wirtschaftsfaktor der FC Bayern ist", erklärt Aichele. Wer für den Verein gekocht hat, bekomme automatisch ein positives Image. Mit der Zeit entwickelte sich eine enge Freundschaft zwischen Schuhbeck und Hoeneß. Sie machten unter anderem auch 2010 gemeinsam Werbung für McDonald’s. Schuhbeck entwickelte dabei spezielle Burger.
Alfons Schuhbeck und Uli Hoeneß nennen sich Freunde
In einem Interview mit der "Abendzeitung" sagte Schuhbeck über Hoeneß: "Wir sind über die Jahre echte Freunde geworden. Da wächst man mit der ganzen Familie mit hinein, ob das sein Sohn Florian ist oder seine Frau Susi. Der Uli legt immer großen Wert darauf, dass das Ganze harmonisch abläuft."
Weniger harmonisch lief es wegen der Schuhbeck-Pleite zuletzt beim FC Bayern ab. Laut "Bild" streikten Anfang Oktober mehrere Küchenmitarbeiter bei den Bayern. Der Grund dafür waren über mehrere Monate ausstehende Lohnzahlungen der Firma Schuhbeck. Das Problem war, dass Bayern die Firma von Schuhbeck bezahlt, die wiederum ihre Mitarbeiter entlohnt. Wegen gesperrter Konten ist die Firma von Schuhbeck zahlungsunfähig.
Bayern kümmerte sich im Anschluss darum, dass die Mitarbeiter schnellstmöglich bezahlt wurden. Ob Schuhbeck und seine Mitarbeiter auch in Zukunft noch bei den Bayern kochen werden, scheint offener denn je. Sein aktueller Prozess ist jedoch der nächste Fall, in dem das Thema Steuerhinterziehung im Zusammenhang mit dem Verein aktuell ist.
Mehrere Fälle von Steuerdelikten beim FC Bayern München
Bereits vor Hoeneß' Verurteilung wurde der damalige Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge wegen eines Steuerdelikts zu einer Geldstrafe in Höhe von rund einer Viertelmillion Euro verurteilt. Und Historiker Hans Woller berichtete in seiner Biografie über Bayern-Rekordtorjäger Gerd Müller über schwarze Kassen, mit denen der FC Bayern Einnahmen aus Freundschaftsspielen am Fiskus vorbeischleuste – und so teils die Weltklassemannschaft der Siebziger finanzierte.
Und jetzt hat Schuhbeck zugegeben, in seinem Münchner Restaurant "Orlando" ein Computertool genutzt zu haben, mit dem er Umsätze manipulieren konnte. Er nahm demnach Geld aus der Kasse, gab die Einnahmen niedriger an, als sie tatsächlich waren und versteuerte demnach zu wenig. Mit seinem Geständnis vermischten sich gleich mehrere Erinnerungslücken.
Und nun? Die Staatsanwaltschaft wirft Schuhbeck vor, Steuern in Höhe von über einer Million Euro nicht gezahlt zu haben. Bestätigt sich das, ist eine Bewährung nach Entscheidung des Bundesgerichtshofs nicht mehr möglich: Dann müsste Fernsehstar Schuhbeck hinter Gitter. Ob sein Geständnis ihn näher an den Abgrund gebracht oder vor dem Gefängnis bewahrt hat, werden die nächsten Prozesstage zeigen. Ein gutes Dutzend Termine ist noch angesetzt.
- Gespräch mit Christoph Aichele
- bild.de: "Küchen-Streik beim FC Bayern"
- stern.de: "Der tiefe Fall des Alfons Schuhbeck"
- abendzeitung-muenchen.de: "Schuhbeck über Hoeneß: Bei Uli gilt noch die Handschlagpolitik“
- hz.de: "Wie das große Geld in den Fußball kam"
- wiwo.de: "Ab einer Million Euro in den Knast"