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Tegernsee-Oligarch Usmanow reagiert auf Razzien: "Ermittlungen sind absurd"


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555 Millionen Euro Steuern hinterzogen?
Tegernsee-Oligarch reagiert auf Razzien

Von Klaus Wiendl

Aktualisiert am 29.12.2022Lesedauer: 3 Min.
Alisher Usmanov und eine seiner Villen am Tegernsee: Der russische Milliardär will rechtlich gegen die Anschuldigen vorgehen.Vergrößern des Bildes
Alisher Usmanow und eine der Villen am Tegernsee, die ihm zugeordnet werden: Der russische Milliardär will rechtlich gegen die Anschuldigen vorgehen. (Quelle: Sergei Ilnitsky/dpa - Sven Simon/imago)

Geldwäsche, Steuerhinterziehung und Geschäfte als Strohmann für Putin: Die Liste der Vorwürfe gegen Alischer Usmanow ist lang. Zu t-online sagt er: Das ist absurd.

Vier Anwesen am Tegernsee werden dem russischen Unternehmer Alischer Usmanow zugeschrieben. Am Mittwoch und Donnerstag wurden sie von der Polizei durchsucht. Es geht um den Verdacht der Steuerhinterziehung, der Geldwäsche und des Verstoßes gegen das Außenwirtschaftsgesetz.

Umfangreiche Beweismittel seien sichergestellt worden. Dabei geht es um weit mehr als das: Der Oligarch wird verdächtigt, als Strohmann für Russlands Präsident Wladimir Putin zu fungieren. Vorwürfe, die der Oligarch gegenüber t-online zurückweist. "Die Ermittlungen sind absurd", so ein Sprecher des russischen Milliardärs.

Oligarchen-Vermögen in anderen Ländern beschlagnahmt

Es war kurz nach 9 Uhr, als ein mächtiger Polizeiapparat in der Fischerstraße von Rottach-Egern auffuhr. Ihr Ziel: eine Villa mit großem Anwesen, einem Bootshaus und weiteren Häusern in der unmittelbaren Nachbarschaft. Hier soll der russisch-usbekische Oligarch Alischer Usmanow seit 2014 regelmäßig wohnen, lautet der Vorwurf. Seit Ausbruch des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine wird er auf einer EU-Sanktionsliste als "Putin-Freund" eingestuft. Usmanows Vermögen in der Europäischen Union wurde eingefroren.

Laut "Spiegel" soll Usmanow zwischen 2014 und 2022 Einkommens- und Schenkungssteuern in Höhe von mindestens 555 Millionen Euro, so die Berechnung eines Ermittlungsrichters, hinterzogen haben. Die Erkenntnisse basieren auf den Veröffentlichungen durch die "Panama Papers", die Steueroasen der Superreichen offengelegt hatten. Auch in anderen europäischen Ländern wie Italien war das Vermögen des Oligarchen bereits beschlagnahmt worden.

In Deutschland hingegen tut sich der Rechtsstaat schwer. Die Immobilien am Tegernsee wurden nur "eingefroren", wie ein Sprecher des zuständigen Wirtschaftsministeriums auf Anfrage erklärte. Die EU-Sanktionen verbieten eine "wirtschaftliche Verwertung" der Besitztümer Usmanows.

Vor diesem Hintergrund dürfe eine gelistete Person kein Grundstück mehr veräußern, ein Notar eine solche Transaktion nicht beurkunden und ein Gericht "keine entsprechenden Änderungen im Grundbuch vornehmen." Sollte Usmanow gegen die Sanktionen verstoßen, könne man das Haus beschlagnahmen.

Sprecher von Usmanov weist Vorwürfe ab

Seit 2014 soll Usmanow laut Staatsanwaltschaft in dem stattlichen Landhaus samt Bootshaus in Rottach-Egern gewohnt haben. Nach dem Einkommenssteuergesetz wäre er demnach in Deutschland steuerpflichtig gewesen. Da Usmanow offenbar diese Erklärungen nicht abgab, steht er nun im Verdacht der millionenschweren Steuerhinterziehung.

2011 soll er die Villa über die Steueroase Isle of Man für 7,2 Millionen Euro erworben haben. Mit Um- und Neubauten wird sie von Immobilienexperten auf dem 4.500 Quadratmeter großen Seegrundstück auf über 20 Millionen Euro taxiert. Insgesamt soll es um mehr als 50 Millionen Euro Immobilienvermögen am Tegernsee gehen, die nun möglicherweise im Feuer stehen. Für den 69-Jährigen geht es also um viel.

Über seinen Sprecher Grigory Levchenko lässt Usmanow alle Anschuldigungen der Staatsanwaltschaft München II zurückweisen. "Die Ermittlungen sind absurd", so Levchenko, denn Usmanow habe in dem "fraglichen Zeitraum seit 2014 seine Steuern an dem Ort bezahlt, an dem er seine Hauptinvestitionen getätigt hat, in Russland." Zudem habe Usmanow in Deutschland keinen Grundbesitz mehr, "da sich die Immobilien inzwischen in Familienstiftungen befinden, bei denen Herr Usmanow kein Begünstigter ist."

Wenn der Multi-Unternehmer die Immobilien nutzte, habe er stets die "Marktmiete für die Treuhandimmobilien bezahlt. Dafür gebe es Mietverträge und Zahlungsbelege." Die Behauptungen, Herr Usmanow habe Briefkastenfirmen benutzt, ist "falsch und verleumderisch", lässt Usmanow ausrichten, der sich als "gesetzestreuen Steuerzahler" sieht. Er werde sich mit allen ihm "zur Verfügung stehenden rechtlichen Mitteln" gegen die Anschuldigungen "verteidigen."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • DER SPIEGEL 39/2022, Seite 64
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