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München: Tanken in Österreich lohnt sich nicht mehr


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Ende des Tanktourismus nach Österreich
Der Tankrabatt wirkt doch – und hier kann man es sehen

Von Klaus Wiendl

15.06.2022Lesedauer: 3 Min.
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Verbraucher spüren die steigenden Preise an der Zapfsäule (Archivbild): Vor dem Tankrabatt sind die Bayern nach Österreich gefahren, um Geld zu sparen. (Quelle: IMAGO/Frank Hoermann / SVEN SIMON)

Zum Volltanken einen Abstecher nach Österreich machen: Für bayerische Autofahrer im Grenzgebiet war dies vor kurzem noch äußerst attraktiv. Das ist vorbei. Denn diesseits der Grenze wirkt inzwischen die Spritpreisbremse, sagen Ökonomen. Ist das so? Ein Selbstversuch.

Billig tanken in Österreich: Lange konnte man sich im Nachbarland den Tank weitaus günstiger füllen als in Deutschland: bis zu 20 Cent je Liter Superbenzin billiger. In den Grenzregionen, wie beispielsweise am Achensee in Tirol, nahe der Grenze zum oberbayerischen Tegernsee, bildeten sich lange Schlangen von Fahrzeugen mit deutschen Kennzeichen. Die Preisvorteile von zehn Euro und mehr pro Tankfüllung lockten auch Kunden extra zu Tankfahrten an, mit Kennzeichen aus den Landkreisen Miesbach und Bad Tölz.

Sie mussten teils lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Bis vor etwa vier Wochen lohnte sich solch eine Extratour samt Umweg noch. Jetzt nicht mehr, seit die Ampelkoalition Anfang Juni die Energiesteuer auf Kraftstoffe gesenkt hat. Waren die Preise nach Einführung des auf drei Monate angelegten Tankrabatts zunächst beidseits der Grenze in etwa gleich hoch, so hat sich in den letzten Tagen das Bild gedreht.

Jetzt fahren Österreicher nach Deutschland zum Tanken

Jetzt fahren Österreicher nach Deutschland zum Tanken. Beim Diesel kann dies bis zu zehn Cent pro Liter Ersparnis bringen. Am Achensee in Tirol kostet dieser Tage der Dieselkraftstoff etwa 2,05 Euro. Jenseits der Grenze, an der billigsten Tankstelle am Tegernsee, etwa 1,95 Euro, je nach Tageszeit. Für Super E10 werden pro Liter 1,90 Euro genommen, auf der österreichischen Seite bis zu 2,07 Euro.

Dies sei kein Einzelfall, urteilt das Münchner Ifo-Institut in einer aktuellen Untersuchung. Der Tankrabatt werde weitgehend an die Verbraucher weitergegeben. Die Ökonomen haben französische Spritpreise mit denen in Deutschland verglichen und stellten fest, dass die Ölkonzerne die Preise in Deutschland tatsächlich gesenkt hätten.

Ifo-Institut: Tankrabatt wird an Kunden weitergegeben

"Seit Mitte April laufen die Spritpreise in Deutschland und Frankreich nahezu parallel", sagt Florian Neumeier, Leiter der Forschungsgruppe Steuer- und Finanzpolitik beim Ifo-Institut. "Von daher ist es plausibel anzunehmen, dass sie sich ohne den deutschen Tankrabatt auch weiter parallel entwickelt hätten." Demnach hätten die Tankstellen den Rabatt für Diesel zu nahezu 100 Prozent weitergegeben, "also 17 Cent Steuersenkung je Liter. Beim Superbenzin waren es 29 bis 30 Cent von den 35 Cent Steuersenkung, also 85 Prozent."

Der Ravensburger Mineralölhändler Werner Schindele erwartet, dass sich der deutsche Steuerrabatt auf sein Geschäft auswirkt, sagte er der "Schwäbischen Zeitung". "Das wird sich bemerkbar machen, da bin ich mir sicher." Schindele betreibt fünf Tankstellen in Oberschwaben und im Allgäu, sowie drei weitere in Vorarlberg, die jeweils direkt hinter der Grenze liegen. Bislang gebe es aber noch keine "krassen Verschiebungen", weil wegen der Pfingstferien ohnehin Reisezeit sei.

Finanziell wäre das für Österreich ein harter Schlag

Von Einbußen für Österreichs Tankstellen geht hingegen Hedwig Doloszeski aus, die Geschäftsführerin des Fachverbands Mineralölindustrie in der Wirtschaftskammer Österreich (WKO). Betriebe in Grenznähe vor allem in Vorarlberg, Tirol und Salzburg bekämen das Ausbleiben deutscher Kunden zu spüren.

"Finanziell wäre das für Österreich ein harter Schlag: Ausländische Auto- und Lastwagenfahrer bescherten dem Fiskus dort in der Vor-Corona-Zeit jährliche Einnahmen von einer Milliarde Euro aus Mineralöl- und Mehrwertsteuer", sagt ein Sprecher des Autoclubs ÖAMTC.

Tankrabatt ist in Österreich nicht geplant

Ist also der Tankrabatt hierzulande vielleicht besser als sein Ruf? Muss deswegen das Kartellrecht "mit Klauen und Zähnen" verschärft werden, wie es Wirtschaftsminister Robert Habeck fordert? Bundeskanzler Olaf Scholz verteidigt die umstrittene Maßnahme zur Entlastung der Autofahrer und stellte sich damit auch hinter seinen Finanzminister Christian Lindner (FDP). Einer vorzeitigen Rücknahme oder Veränderung des Tankrabatts erteilte Scholz eine Absage. "Der Spritpreis wäre ohne Steuersenkung noch höher."

Ein Tankrabatt ist in Österreich nicht geplant. Im Gegenteil: Spätestens im Herbst steigen die Preise dauerhaft. Österreich bekommt ein nationales Emissionshandelsgesetz und damit eine CO2-Bepreisung. Im Gegenzug zu dieser Steuererhöhung werden die Österreicher dann über einen Klimabonus als Einmalzahlung entlastet werden. Von dieser werden deutsche Tanktouristen allerdings nicht profitieren. Ihre Fahrt zur österreichischen Tankstelle wird also nicht wieder so lohnend werden, wie sie es einmal war.

Verwendete Quellen
  • Material der Nachrichtenagentur dpa
  • Informationen des ÖAMTC
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