München Weniger Verkehrstote - mehr Unfälle auf Landstraßen

Kurz mal richtig Gas geben oder während der Fahrt aufs Handy schauen - Momente, die fatale Folgen haben können. 443 Menschen starben 2021 auf den Straßen in Bayern, darunter sieben Kinder. In rund einem Viertel der Fälle spielte zu hohes oder nicht angepasstes Tempo eine Rolle. Mindestens 16 Menschen kamen ums Leben, weil Fahrer etwa durch ihr Mobiltelefon abgelenkt waren. Auch wenn es 41 weniger Verkehrstote gab als 2020, setzt Innenminister Joachim Herrmann (CSU) auf mehr Kontrollen. "Denn all diese Unfälle wären leicht vermeidbar, wenn sich alle an die Verkehrsregeln halten würden", sagte er bei der Vorlage der Verkehrsunfallstatistik für 2021 am Montag in München.
Die Bilanz für 2021: 359.002 Unfälle und damit knapp 14.000 mehr als 2020. Oft blieb es bei Sachschäden, doch nicht nur: 56.683 Menschen wurden verletzt, 9.803 von ihnen schwer. Und 443 starben - so wenige, wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen vor mehr als 65 Jahren, berichtete Herrmann und nannte zum Vergleich die Zahlen von 1970, als noch 3897 Unfalltote zu beklagen waren. 59 der Getöteten waren nicht angeschnallt. Alkohol und Drogen am Steuer waren bei Unfällen mit 34 Verkehrstoten im Spiel.
Als besonders gefährlich erwiesen sich wieder einmal die Landstraßen. Hier stieg die Zahl der Unfälle um gut 9000 auf 115.606. Für 289 Menschen endeten sie tödlich (2020: 317). Einer der Hauptgründe: Zu hohes Tempo. "Eine freie Straße darf eben keine Einladung zum Rasen sein", sagte Herrmann. Besonders in den Blick nahm er Motorradfahrer, von denen 108 bei Unfällen getötet wurden. Das sei rund jeder vierte Verkehrstote in Bayern, erklärte der Minister und empfahl neben einem Frühjahrscheck der Maschinen auch ein freiwilliges Fahrsicherheitstraining.
Auf Autobahnen starben 50 Personen (2020: 44), innerhalb von Ortschaften waren es 104 (2020: 123). Von den Getöteten waren 189 Autoinsassen, 57 Fußgänger und 63 Radfahrer. Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub forderte, die Infrastruktur für Radler nachzubessern. Die Statistik zeige, dass Verkehrsteilnehmer ohne Knautschzone nach wie vor ein überproportionales Risiko hätten. Die Landtags-SPD verwies auf den Höchstwert von 10,5 Millionen zugelassenen Fahrzeugen in Bayern - rund 200.000 mehr als 2020. Der Verkehr auf Bayerns Straßen werde immer dichter. "Wo bleiben Maßnahmen, die den Ausbau der Radwege und des öffentlichen Personennahverkehrs vorantreiben und damit auch den Klimaschutz voranbringen?"
Insgesamt zog Herrmann eine positive Bilanz: "Wir sind bei der Verkehrssicherheit auf einem guten Weg". Ob der Trend anhalten werde, müsse man sehen, da wegen der Corona-Pandemie weniger Verkehr herrsche. Er verwies auf das Verkehrssicherheitsprogramm 2030, das die Straßen sicherer machen soll. Zudem werde die Polizei stärker kontrollieren und unter anderem auf Geschwindigkeit, Alkohol und Drogen am Steuer, auf das Anlegen des Gurtes oder auf das Benutzen von Smartphones achten. Auch der Schwerverkehr solle im Fokus stehen.