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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Bayern hat jetzt fast eine Botschaft auf der Insel Woran der Freistaat in seinem Büro in London arbeitet

Bayern schafft sich nach dem Brexit eine Auslandsvertretung im Vereinigten Königreich. Was nach großspurigem Auftreten klingt, ist unspektakulär klein. In London soll es um wirtschaftliche Interessen gehen – aber nicht nur.
Bayern ist nicht nur bekannt für seine Sonderwege – sondern geht sie gerne mit Überzeugung. Ein neuer, den die Staatsregierung in München für nötig hält: Ein eigenes Büro in der britischen Hauptstadt. Vergangene Woche verkündete der Freistaat, dass er nun eine Auslandsvertretung hat. Der Grund: "Bayern ist ein gefragter Partner in aller Welt", teilt Staatsministerin Melanie Huml auf Nachfrage von t-online mit.
Seit zwei Jahren gehört Großbritannien nicht mehr zur EU. Für Privatpersonen wie auch Unternehmen ist es seitdem schwieriger als zuvor, auf die Insel zu reisen oder Kontakte mit den Briten zu pflegen. Bayern will diesen Zustand nun verbessern. Huml, die für Europaangelegenheiten und Internationales zuständig ist, spricht von mehreren Aufgaben, die das Büro hat.
Bayerisches Büro in London startet mit Verspätung
Zu stemmen sein werden diese von einem kleinen Team. Derzeit arbeitet nur eine Juristin für das Büro, sie soll noch von einer britischen Ortskraft unterstützt werden, teilt Huml mit. Das Büro hätte einer Pressemitteilung der Bayerischen Staatskanzlei zufolge schon früher eröffnet werden sollen, die konkreten Planungen liefen seit 2019. Wegen der Corona-Pandemie musste das Vorhaben aber verschoben werden.
Anlass, eine Vertretung zu schaffen war, dass durch den Brexit die Zusammenarbeit mit dem Vereinigten Königreich beeinträchtigt worden war. Der Pressemitteilung nach soll über das Büro der wirtschaftliche Austausch zwischen Freistaat und Insel gestärkt werden. Huml zufolge kommen noch weitere Aufgabenfelder hinzu.
Das Büro werde "auch den Austausch bei Wissenschaft und Forschung, Innovation, Bildung und Kultur vorantreiben", sagt sie "Und auch die Begegnung junger Menschen wollen wir forcieren." Ministerpräsident Markus Söder bezeichnete zudem Großbritannien als "wichtigen Partner."
Bayern hat ein Büro, aber keinen Botschafter in London
In Konkurrenz zur diplomatischen Arbeit von Bundesrepublik und Europäischer Union will Huml die Auslandsvertretung nicht verstanden wissen. Sie sei "eine Ergänzung und Vertiefung dessen, was die Stellen des Bundes oder der EU leisten können". Hinzu komme, dass Bayern als "wirtschafts- und exportstarkes, technologieorientiertes und hochinnovatives Bundesland darüber hinaus ganz eigene Interessen" verfolge.
Auf die beeindruckenden Räume einer echten Botschaft – ein Eindruck, den etwa auch die bayerische Vertretung bei der EU in Brüssel vermittelt – werden die Bayern in London aber verzichten müssen. Das Büro ist in einem Co-Working-Space untergebracht und teilt sich den Raum mit anderen.
Britischer Konsul freut sich auf Bayerische Repräsentanz
Simon Kendall, als britischer Generalkonsul in München so etwas wie das Gegenstück zu Büroleiterin Anna Schennach, freut sich auf den neuen Kontakt in London. Der Pressemitteilung der Staatsregierung zufolge hält er die "noch engere Zusammenarbeit langjähriger Partner" für notwendig.
Ganz neu ist das Büro allerdings nicht. So gab es noch im 19. Jahrhundert eine Repräsentanz des Königreichs Bayern auf der Insel. Und auch ein anderes Bundesland hat sich bereits im Vereinigten Königreich angesiedelt: Wie Bayern unterhält Baden-Württemberg eine Vertretung in London.
- Antworten von Staatsministerin Melanie Huml
- Pressemitteilung der Bayerischen Staatsregierung