Wirt erinnert sich: "Nerven lagen blank" Die Oide Wiesn: Warum das Fest anfangs niemand wollte

Als sie 2010 erstmals aufgebaut wurde, glaubten viele nicht an ihren Erfolg. Doch die Oide Wiesn überzeugt bis heute – mit Nostalgie und einem Gegenentwurf zur Party nebenan.
Anlässlich des 200. Oktoberfest-Jubiläums im Jahr 2010 öffneten sich die Tore zur "Historischen Wiesn" das allererste Mal – und die Skepsis war riesengroß. Ein Areal mit Museumszelt, nostalgischen Fahrgeschäften, Trachtentänzen und einem eigens gebrauten Jubiläumsbier? Das klang für viele nach musealem Beiwerk und nicht nach dem, was Millionen Menschen am Oktoberfest schätzen. Auch bei den Festwirten herrschte Nervosität.
So erinnert sich Toni Winklhofer, Festwirt des Festzelts "Tradition", in einem Instagram-Beitrag der Münchner Wiesnwirte: "Es war besonders spannend, weil man ja nicht gewusst hat: Wird es überhaupt angenommen?" Der 1949 geborene Gastronom sei bei der Eröffnung wahnsinnig nervös gewesen, seine "Nerven haben ordentlich blankgelegen", berichtet er.
600.000 Besucher – ein Überraschungserfolg
Die Veranstalter hatten mit höchstens 300.000 Besuchern gerechnet. Am Ende kamen fast doppelt so viele: "Der Erfolg war überwältigend", so Winklhofer. Der Wunsch nach einem ruhigeren, traditionsbewussteren Wiesnerlebnis traf offenbar einen Nerv. Während auf der großen Wiesn das Bierzeltfinale und die Selfiekultur dominierten, ging es südlich des Riesenrads gemütlich zu – und vor allem: bayrisch.
Es war ein Erfolg mit Folgen. Noch während der Wiesn 2010 wurde eine Unterschriftenliste mit 18.000 Namen überreicht – darin die Bitte, dieses Konzept dauerhaft zu erhalten. Der Stadtrat griff die Idee auf und rief Münchens Bewohner zur Namensfindung auf. Vorschläge wie "Gmiatliche Wiesn", "Altmünchner Wiesn" oder "Urwiesn" lagen auf dem Tisch. Durchgesetzt hat sich schließlich "Oide Wiesn" – ein Vorschlag des späteren Münchner Oberbürgermeisters Dieter Reiter.
Ab 2011 fand die Oide Wiesn regelmäßig im Zweijahresrhythmus statt. Das Gelände wurde eingezäunt, der Eintritt auf drei Euro festgesetzt – ein Schritt, der Kritik hervorrief, aber auch Wirkung zeigte: Die feierwütige Meute blieb draußen. Die Oide Wiesn entwickelte sich zu einem Ort für Familien, Musikfreunde und Menschen, die das traditionelle Volksfest erleben wollten. Mehr als eine halbe Million Gäste kamen auch im ersten regulären Jahr.
Die Oide Wiesn heute: Nostalgie auf 3,5 Hektar
Ab dem 20. September 2025 wird die Oide Wiesn nun zum elften Mal stattfinden. Auf 3,5 Hektar am Südende der Theresienwiese locken historische Fahrgeschäfte, drei große Festzelte, ein Museumszelt und ein Kinderprogramm. Der Eintritt kostet vier Euro – ab 21 Uhr ist der Besuch kostenlos. Kinder bis 14 Jahren und Schwerbehinderte haben generell freien Zutritt.
Wer Karussell fahren möchte, kommt hier besonders günstig weg: Die nostalgischen Fahrgeschäfte – wie der "Kettenflieger Kalb" von 1919 oder der hölzerne Autoscooter – kosten nur 1,50 Euro pro Fahrt. Im Museumszelt wird Volksfestgeschichte anschaulich gemacht, mit Exponaten aus mehr als einem Jahrhundert Schaustellerei. Kinder können sich dort täglich schminken lassen oder am "Wiesn-Diplom"-Suchspiel teilnehmen.
Drei Zelte – drei Schwerpunkte
Im Zentrum der Unterhaltung steht bis heute das "Festzelt Tradition" der Familien Winklhofer und Wieser. Hier gibt es Blasmusik, Trachtentänze, Augustiner aus dem Holzfass und echte Gemütlichkeit – ganz ohne Mindestverzehr. Seit 2022 ergänzt das "Volkssängerzelt Schützenlisl" mit Wirtin Christine Stiftl das Angebot: mit Bio-Produkten, Wirtshausmusik und einem Musikprogramm zum Mitsingen.
Neu hinzugekommen ist 2024 die "Boandlkramerei", ein Musikantenzelt mit alpenländischer Wirtshausatmosphäre. Unter der Leitung von Winfried Frey treten hier junge als auch etablierte Gruppen auf. Dazu gibt es Klassiker der bayerischen Küche.
- instagram.de: Beitrag "Wiesnwirte", 22. Juli 2025
- oktoberfest.de: Festzelte und Schausteller auf der Oidn Wiesn
- br.de: Die Oide Wiesn – ein unerwarteter Erfolg
- Recherche der Redaktion
- festring.de: Oide Wiesn 2025