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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Wohnen auf kleinstem Raum Olympiadorf ist Deutschlands größte Tiny-House-Siedlung

Die Idee vom Wohnen auf wenigen Quadratmetern boomt. In München gibt es mit dem Olympiadorf ein Vorzeigeprojekt. Eine Geschichte von Verfall, Neuanfang und Kreativität.
Schon Anfang der 1970er-Jahre wurde in München gebaut, was heute als Zukunftsmodell gilt: kompakte Häuser mit minimalem Platzbedarf und maximaler Funktion. Im Olympiadorf entstand zur Olympiade 1972 die größte Tiny-House-Siedlung Deutschlands – und sie prägt bis heute das Stadtbild. Was einst als Unterkunft für Sportler diente, ist heute ein Paradebeispiel für städtisches "Tiny Living".
Im Jahr 1972 wurden im Münchner Olympiadorf rund 800 Mini-Wohnungen gebaut. Über die Jahre wurde das Areal ausgebaut und weiterentwickelt – heute umfasst die Siedlung mehr als 1.000 Einheiten. Die Häuschen bieten auf 19 Quadratmetern Platz für ein Bad, eine kleine Küche und einen kombinierten Wohn- und Schlafraum. Seit den 1990er-Jahren wird die Siedlung als Studentenwohnanlage genutzt.
Tiny Houses im Olympiadorf: Bungalows kreativ gestaltet
Ursprünglich wurden die Tiny Houses für die Teilnehmer der Olympischen Sommerspiele 1972 errichtet, um den Sportlern ein einfaches, aber funktionales Zuhause auf Zeit zu bieten. Nach dem Ende der Spiele verfielen viele der Gebäude zunächst. Anfang der 2000er-Jahre begannen Studierende der Technischen Universität München, die alten Bungalows in Eigeninitiative zu erhalten, kreativ zu gestalten und wieder bewohnbar zu machen.
In den 2000er-Jahren kam es zu einem kompletten Neubau der Anlage auf Basis der alten Struktur. Zuvor waren viele der ursprünglichen Häuser in einem so schlechten baulichen Zustand, dass eine Sanierung nicht mehr möglich war. 2007 wurden die alten Bungalows schließlich abgerissen und in moderner Bauweise originalgetreu neu errichtet.
Die neuen Häuser orientieren sich stark am ursprünglichen Konzept: kompakt, funktional, individuell. Damit bildet das Olympiadorf schon seit Jahrzehnten das ab, was heute unter dem Begriff "Tiny Living" wieder in Mode gekommen ist: Weniger Platz, aber mehr Lebensqualität durch clevere Gestaltung und gemeinschaftliches Umfeld.
Diese Regeln gelten für Minihäuser im Innenbereich einer stadt
Auch mobile Tiny Houses, etwa auf Anhängern montierte Minihäuser, erfreuen sich bundesweit wachsender Beliebtheit. Sie lassen sich flexibel transportieren und sind oft günstiger als fest installierte Varianten. Doch auch für diese Form gelten in München klare Regeln: Wer ein Tiny House dauerhaft als Wohnsitz nutzen will – ob mit oder ohne Räder –, muss sich an das Baurecht halten.
Im Innenbereich der Stadt, also dort, darf ein Tiny House unter bestimmten Voraussetzungen auch ohne Baugenehmigung errichtet werden. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn es kleiner als 75 Kubikmeter – das entspricht etwa 25 Quadratmetern Wohnfläche bei normaler Raumhöhe ist.
Aber auch ohne Genehmigung muss das Minihaus alle Vorschriften einhalten, etwa zu Abstandsflächen, Nutzung oder dem Aussehen im Vergleich zur Nachbarschaft. Außerhalb geschlossener Ortschaften (im sogenannten Außenbereich) sind feste Tiny Houses in der Regel nicht erlaubt.
- stadt.muenchen.de: Informationen der Lokalbaukommission zu Tiny Houses
- Eigene Recherche