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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Ungewisse Zukunft für Forschung Münchener Universitäten blicken mit Sorge auf die USA

Die Trump-Regierung streicht der Elite-Uni Harvard derzeit Fördergelder in Milliardenhöhe. Auch Münchner Universitäten beobachten das zunehmend mit Sorge.
Die Universitäten in München beobachten mit wachsender Besorgnis, wie die US-Regierung unter Donald Trump Universitäten in den Vereinigten Staaten zunehmend unter Druck setzt. Die Technische Universität München (TUM) und die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) fürchten negative Auswirkungen auf den internationalen akademischen Austausch.
Bildugspolitische Entwicklungen in den USA
Am Donnerstag, dem 22. Mai, entzog das US-Heimatschutzministerium der Universität Harvard die Zertifizierung im sogenannten Student and Exchange Visitor Program. In der Folge durfte die Universität keine internationalen Studierenden mehr aufnehmen.
Bereits einen Tag später reichte Harvard Klage ein. Das zuständige Gericht setzte die Maßnahme vorerst aus. Die Begründung: Die Entscheidung verursache einen "unmittelbaren und irreparablen Schaden" für die Hochschule.
Auswirkungen auf Forschungsprojekte befürchtet
Die Universitäten in München zeigen sich unterdessen besorgt über die Auswirkungen auf die wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und den USA. "Wissenschaft und Technologie funktionieren nur mit globalen Netzwerken auf Topniveau", heißt es etwa von Seiten der Technischen Universität München (TUM). Zwar unterhält die TUM keine klassische Austauschpartnerschaft mit Harvard, dennoch bestehen einzelne Kooperationen, etwa im Rahmen des "TUM Practical Research Experience Programs". Über dieses Programm kommen regelmäßig Studierende aus den USA nach München – auch von Harvard.
Rücktritte oder Projektabbrüche habe es bislang nicht gegeben, bestätigt ein Sprecher der Universität auf Anfrage von t-online. Auch unter den Studierenden sei bisher keine Tendenz zu Absagen oder Rückreisen erkennbar – weder von US-amerikanischen Studierenden in München noch von Münchner Studierenden in den USA. Da es kein offizielles Austauschabkommen mit Harvard gibt, könne man jedoch auch nicht alle Entwicklungen direkt nachvollziehen. Die laufenden Gerichtsverfahren beobachte man jedenfalls "sehr genau", so die Universität.
TUM beobachtet Situation "mit Sorge"
Die TUM beobachtet die Entwicklung in den USA insgesamt "mit einer gewissen Sorge". Politische Entscheidungen könnten künftig durchaus Auswirkungen auf gemeinsame Forschungsvorhaben haben, so die Universität. Projekte in der Wissenschaft seien in der Regel langfristig geplant und reagierten nicht unmittelbar auf politische Signale, erklärt die Hochschule weiter.
Insgesamt betont die TUM, man wolle bestehende Brücken in die USA nicht abreißen lassen, sondern den wissenschaftlichen Dialog weiter ausbauen.
LMU München besorgt
Eine Sprecherin der LMU München erklärte gegenüber t-online, man beobachte die Situation genau. Ebenso wie die TUM, unterhält auch die LMU kein direktes Austauschprogramm mit Harvard. Deshalb gebe es auch in diesem Fall weder
LMU-Studierende in Harvard noch umgekehrt amerikanische Harvard-Studenten in München.
Bei der Nachfrage nach Auslandsaufenthalten in den USA habe man noch keine Rückgänge festgestellt. Weil die Anmeldefrist dafür aber erst im Herbst liegt, könnte man die Auswirkungen wohl ohnehin erst dann beobachten.
- Anfrage an die TU München vom 26. Mai 2025
- Telefonat mit der Pressestelle der LMU München vom 30. Mai 2025
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- Eigene Recherche