Fünfjährige als Hochzeitsgeschenk gekauft IS-Ehepaar soll Kinder versklavt haben: Prozess startet

Verbrechen an der Menschlichkeit, Völkermord, Kriegsverbrechen: In München steht am Montag ein Ehepaar vor dem Landgericht. Der Prozessauftakt verzögerte sich allerdings.
In München steht ein Ehepaar wegen schwerer Verbrechen vor Gericht. Der Vorwurf: Es soll jesidische Mädchen als Sklavinnen gekauft und misshandelt haben. Neben Kriegsverbrechen wirft der Generalbundesanwalt dem Ehepaar auch Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor.
Angeklagter will misshandelt worden sein
Der Prozessstart am Montag verzögerte sich jedoch um 45 Minuten, da der Angeklagte angab, er sei zu krank für die Verhandlung. Er könne weder aussagen noch zuhören. Das berichtet die Deutsche Presse-Agentur. Demnach behauptete der Mann, in der Justizvollzugsanstalt Augsburg-Gablingen misshandelt worden zu sein. Diese machte im Herbst 2024 wegen Misshandlungsvorwürfen Schlagzeilen. Er sei "zusammengeschlagen, unter Drogen gesetzt" worden und "monatelang" in einer Zelle im Keller eingesperrt worden – ohne persönliche Dinge und ohne Kontakt zu seinem Anwalt.
Überprüfen ließen sich diese Angaben zunächst nicht. Auch dem Senat waren die Vorwürfe zuvor nicht bekannt, wie Gerichtssprecher Laurent Lafleur mitteilte. Weder der Angeklagte noch seine Verteidiger hätten diese Vorwürfe vorher schon einmal erhoben, der Senat werde dem nun nachgehen. Der Angeklagte wurde von einem Mediziner auf seine Verhandlungsfähigkeit untersucht.
Minderjährige als Geschenk gekauft
Ermittlungen zufolge schloss sich das Ehepaar dem Islamischen Staat (IS) an. Der Ehemann soll seiner Frau als Hochzeitsgeschenk ein fünfjähriges jesidisches Mädchen gekauft haben. Das Kind wurde über zwei Jahre hinweg im Irak und in Syrien ausgebeutet und gequält. Ein weiteres zwölfjähriges Mädchen soll ebenfalls gekauft und ähnlich behandelt worden sein.
Beide Kinder wurden Ende November 2017 an andere IS-Kämpfer weitergereicht. Während das ältere Mädchen wenig später von ihrer Familie freigekauft werden konnte, ist das Schicksal des jüngeren Mädchens ungeklärt.
- Nachrichtenagentur dpa