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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Prozess vor dem Landgericht Unter Kokain und Alkohol: Mann steht bei Einbruchserie Schmiere

Einbrecher verschaffen sich gewaltsam Zugang zu Wohnungen im Münchner Umland. Einer von ihnen steht nun vor Gericht – und die Beweislage spricht gegen ihn.
Zwischen dem 27. Januar und dem 12. April soll ein wohnungsloser Serbe bei Einbrüchen im Münchner Umland immer wieder die gleiche Technik angewendet haben: Über Terrassentüren oder Fenster im Erdgeschoss sowie in einem Fall auch über eine offenstehende Garage stieg der Angeklagte vermutlich in die Wohnungen und Häuser seiner Opfer ein. Dabei habe er die Privatgegenstände der Bewohner durchwühlt, um vorwiegend Schmuck im Gesamtwert von 70.000 Euro zu erbeuten, so die Anklage. Am Mittwochmorgen musste sich der 36-Jährige dafür vor dem Landgericht München II verantworten.
Mit im Schoß verschränkten Händen sitzt der wohnungslose Bojan C. auf der Anklagebank, sein Blick ist starr auf den Tisch vor sich gerichtet. Auf die Frage des Richters, ob er Angaben zur Tat machen möchte, antwortet sein Verteidiger Thomas Novak, dass er sich zunächst nicht äußern wolle.
Richter, Staatsanwältin und Verteidigung einigen sich bei "Deal"
Nach rund einer Stunde Unterbrechung für eine Art "Deal" wird die Verhandlung fortgeführt – und der Angeklagte ist bereit zu einem Geständnis. Gemeinsam haben sich der Anwalt, die Staatsanwältin und der Verteidiger zuvor auf ein Strafmaß geeinigt, falls der Angeklagte die Taten gestehen sollte. "Bei einem Großteil der Fälle sieht es so aus, als könnte man Ihnen die Tat nachweisen", sagte der Richter zu Bojan C. Und dann wirke sich ein Geständnis immer deutlich strafmildernd aus.
Der Anwalt erzählt, dass der Angeklagte seinen Komplizen und Auftraggeber über seine damalige Arbeit kennengelernt habe. Die beiden hätten sich in ihrer Freizeit getroffen und gemeinsam Alkohol sowie illegale Drogen konsumiert, darunter Kokain. Gemeinsam habe man dann den Plan geschmiedet, dass der Angeklagte seinen Komplizen zu den Häusern fährt, um Schmiere zu stehen, während dieser die Wohnungen durchsuchte.
Der Komplize von Bojan C. kontrollierte zuerst, ob ein Auto vor dem Haus stand. War das nicht der Fall, habe er anschließend geklingelt, um sicherzugehen, dass wirklich niemand zu Hause sei. Dann sei der Komplize in die Wohnung eingebrochen, so der Anwalt. Der vermeintliche Mittäter habe dem Angeklagten wohl eine Entlohnung versprochen, die der Angeklagte jedoch nie erhielt.
Über drei Jahre Haft für Einbrüche
Nach Angaben des Anwaltes hat sein Mandant während der Taten unter Einfluss von Alkohol und anderen Drogen gestanden. Auf Nachfrage des Richters sagte der wohnungslose Serbe, dass er gemeinsam mit seinem Komplizen in der Nacht vor den Taten mehrere Flaschen Whiskey mit 0,7 Liter Inhalt getrunken habe. Zusätzlich dazu hätte der 36-Jährige auch Kokain genommen. "Die Droge sollte dazu dienen, nüchterner zu werden", so der Angeklagte. "Ganz was Neues für uns, haben wir so auch noch nicht gehört", sagte der Richter zu dieser Bemerkung. Und obwohl der Angeklagte beim Fahren Konzentrationsprobleme gehabt haben soll, sei er trotzdem noch gut Auto gefahren.
Insgesamt hat die Staatsanwaltschaft den 36-Jährigen wegen zehn Einbrüchen angeklagt: unter anderem in den Gemeinden Sauerlach, Miesbach und Hausham. Bei dem "Deal" einigten sich die Parteien auf eine Haftstrafe von mindestens drei Jahren und vier Monaten bis maximal drei Jahre und zehn Monate. Die Bedingung: Er müsse sechs der zehn angeklagten Taten gestehen. Die Staatsanwaltschaft hatte vor dem Rechtsgespräch eine Haftstrafe von sechs Jahren für alle zehn Taten gefordert. Ein endgültiges Urteil steht noch aus.
- Reporterin vor Ort