Trauerfeier zum 20. Todestag München gedenkt NSU-Opfer Theodoros Boulgarides

Er war Vater, Nachbar, Münchner. Vor 20 Jahren wurde Theodoros Boulgarides vom NSU ermordet. Am Sonntag gibt es eine Veranstaltung – für Erinnerung und Zusammenhalt.
Am 15. Juni 2005 erschoss der sogenannte Nationalsozialistische Untergrund (NSU) den Münchner Theodoros Boulgarides in seinem neu eröffneten Schlüsseldienst in der Trappentreustraße. Zwei Wochen zuvor hatte der 41-Jährige den Laden mit einem Freund eröffnet. Boulgarides war in München aufgewachsen, hatte hier eine Familie gegründet.
Der Mord war einer von zehn, die die rechtsterroristische Gruppe zwischen 2000 und 2007 verübte – neun davon trafen Männer mit familiären Wurzeln in der Türkei und Griechenland. Doch erst Jahre später wurde klar, wer hinter der Tat stand.
Statt Trauer: Verdächtigungen gegen die Familie
Für die Angehörigen begann nach dem Mord eine doppelte Belastung: Statt Raum für Trauer zu finden, sah sich die Familie mit falschen Verdächtigungen konfrontiert. Ermittler vermuteten lange ein Motiv im privaten Umfeld – obwohl sich längst eine rassistische Mordserie durch Deutschland zog.
Erst im November 2011 wurde die Tätergruppe enttarnt: Eine rechtsextreme Zelle, die aus dem Untergrund heraus Menschen ermordete – aus ideologischem Hass.
Gedenken als Widerstand gegen das Vergessen
Am Sonntag, 15. Juni, findet ab 12 Uhr auf dem Karlsplatz (Stachus) eine Gedenkveranstaltung für Theodoros Boulgarides statt. Organisiert wurde sie von seinen Töchtern Lina und Mandy Boulgarides, gemeinsam mit der Stadt München und der Fachstelle für Demokratie.
Neben der Familie sprechen auch weitere Betroffene des NSU-Terrors und anderer rechtsterroristischer Anschläge. Bürgermeister Dominik Krause wird die Stadt vertreten. "Der Mord an Theodoros Boulgarides ist ein dunkler Teil unserer Stadtgeschichte, der unvergessen bleibt", sagt er.
Der Münchner Pontos-Verein erinnert mit einer Tanzeinlage an die griechischen Wurzeln des Ermordeten und an seine Liebe zur Heimat seiner Familie.
"Für ein Erinnern, das Verantwortung trägt"
Tochter Linda Boulgarides findet vor der Veranstaltung emotionale Worte: "In einer Welt voller Hass müssen wir es trotzdem wagen, zu hoffen." Für sie ist das Gedenken Widerstand – gegen das Vergessen, gegen das Schweigen, gegen jede Täter-Opfer-Umkehr. Mandy Boulgarides betont: "Gedenken heißt für mich, die Namen der Opfer nicht zu vergessen – und das Schicksal derer, die bis heute keine echte Aufklärung und Gerechtigkeit erfahren haben."
Die Einladung zur Gedenkveranstaltung richtet sich laut Stadt an alle, die sich erinnern wollen. Und an jene, die heute Verantwortung übernehmen – für einen Morgen ohne Hass.
- Pressemitteilung der Stadt München, 11. Juni 2025