Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Täter von München Nachbarin hörte, wie die Polizei die Tür aufbricht
![Die Wohnungstür des 24-Jährigen: Die Polizei brach sie am Donnerstag auf. Die Wohnungstür des 24-Jährigen: Die Polizei brach sie am Donnerstag auf.](https://images.t-online.de/2025/02/ewU0Bodgm04k/0x857:3809x2143/fit-in/1920x0/image.jpg)
Zwischen Plattenbauten, Mehrfamilienhäusern und WGs lebte der Mann, der in eine Demo fuhr und mindestens 36 Menschen verletzte. Nachbarn erinnern sich an ihn.
Es ist Freitagvormittag in einer Plattenbaugegend am Rand von München. Eine Anwohnerin, die anonym bleiben möchte, öffnet die Tür zu einem Mehrfamilienhaus in Solln. Hier leben Familien, Studenten und Farhad N. – der 24-jährige Asylbewerber aus Afghanistan, der am Donnerstagmorgen in eine Gruppe von Demonstranten gefahren ist. Die junge Frau sagt, sie habe mitbekommen, was am vorherigen Tag passiert war. Nicht aber, dass der Täter ihr Nachbar war.
N. soll Nachbarn von Afghanistan erzählt haben
Das Treppenhaus des Gebäudes hat gelbe Wände, in den Ecken stehen Palmen und an der Wand hängen gemalte Bilder in Rahmen. Im dritten Stock wohnt ein älterer Mann in der Wohnung direkt über der von N. Auch er möchte seinen Namen nicht verraten. Aber er erzählt, dass er gelegentlich mit dem 24-Jährigen gesprochen habe. Das letzte Mal vor knapp drei Monaten.
Einmal soll N. erzählt haben, dass Männer ihn erwarten würden, wenn er zurück nach Afghanistan ginge. Während der ältere Mann erzählt, imitiert er ein Gewehr mit seinen Händen.
Außerdem erinnert sich der ältere Mann daran, dass er nach seiner Schicht als Busfahrer gelegentlich im Treppenhaus gehört habe, wie N. Essen kocht. Er habe das Fleisch durch die Wohnungstür im zweiten Stock gerochen, sagt er.
Wohnungstür aufgebrochen und versiegelt
Eine Frau aus dem Nachbarhaus, die aus Sorge um ihre Kinder ebenfalls anonym bleiben will, scheint gut vernetzt. Sie kennt auch den Senior aus dem dritten Stock. Den 24-jährigen Afghanen kannte sie jedoch nicht. Von dem mutmaßlichen Anschlag am Donnerstag erfuhr sie aus den Medien.
Fast parallel dazu, am frühen Nachmittag, habe sie laute Knallgeräusche aus dem Treppenhaus gehört. Sie vermutet den Sprengstoff dahinter, mit dem die Polizei die Wohnungstür des Mannes aufgebrochen hat. An dieser hängt inzwischen eine Holzplatte, ein silberfarbiges Sicherheitsschloss verriegelt sie an dem beschädigten Türrahmen. Das Guckloch ist mit schwarzem Klebeband abgedeckt, daneben klebt ein grüner Aufkleber mit der Schrift "Verschlusssiegel". Am Klingelschild steht N.s Name nicht mehr.
"Fitness Life" und 30.000 Follower
Die Frau habe bereits mit Nachbarn über N. gesprochen, inzwischen habe ihr jemand Screenshots seines Profils auf den sozialen Medien geschickt. Der Name des Profils stimmt mit dem des Täters überein. Dort ist München als Wohnort angegeben. "Fitness Life" steht in Großbuchstaben darunter. Das Profil, das auf dem Screenshot zu sehen ist, hat mehr als 30.000 Follower. Inzwischen ist es gesperrt.
Ein junger Mann kommt die Treppe hinauf, in der Wand hält er Waschmittel. Er stellt sich als Lorenzo Faccioli vor. Der 25-Jährige wohnt Wand an Wand mit N., in der Wohnung links von der des Täters. Dass sein Nachbar mit dem Auto in eine Menschenmenge gerast ist, schockiert ihn. Am Freitagmorgen hört er die Nachricht zum ersten Mal.
"Daran merkt man, dass man einen Menschen wohl nie vollständig kennt", sagt er.
- Reporterin vor Ort