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München

München: Historiker Andreas Wirsching kritisiert Alice Weidel scharf


Hitler sei Kommunist gewesen
Historiker über Alice Weidel: "Zynisch und infam"

Von dpa
10.01.2025 - 15:40 UhrLesedauer: 2 Min.
Historiker Andreas Wirsching: "Wir haben einen fundamentalen Wandel der Gesellschaften erlebt"Vergrößern des Bildes
Historiker Andreas Wirsching (Archivbild): Der Leiter des Münchner Instituts für Zeitgeschichte kritisiert Alice Weidel für ihre Aussage stark. (Quelle: Michael Gottschalk/imago-images-bilder)
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Nach der Behauptung der AfD-Chefin Alice Weidel in einem Gespräch mit Elon Musk, dass Hitler Kommunist gewesen sei, meldet sich nun ein Münchner Historiker zu Wort.

Der Leiter des Münchner Instituts für Zeitgeschichte, Andreas Wirsching, hat die Behauptung von AfD-Chefin Alice Weidel, Adolf Hitler sei in Wahrheit Kommunist gewesen, als "historisch grundfalsch" bezeichnet. Es handele sich um eine Behauptung, die in der rechtsextremen Szene immer wieder auftauche.

Eine solche Aussage sei im Hinblick auf die Opfer des NS-Regimes zynisch, politisch irreführend und infam. "Unter Hitlers Verantwortung wurden nicht nur Zehntausende Kommunisten verfolgt, in Konzentrationslager gesperrt und ermordet, sondern auch zahllose Sozialdemokraten und Gewerkschaftler", erklärte Wirsching.

Alice Weidel bezeichnet Hitler als Kommunisten

Hitler sei spätestens seit 1919 ein radikaler Antisemit gewesen, ein völkischer Nationalist und militanter Feind des Kommunismus, so Wirsching in einer schriftlichen Stellungnahme auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Sein Programm habe auf eine rassistisch und ideologisch neu formatierte Volksgemeinschaft gezielt.

Weidel hatte sich in einem Online-Gespräch mit dem US-Milliardär Elon Musk auf dessen Plattform X am Donnerstagabend unter anderem zu Hitler geäußert und den Nationalsozialisten als "Kommunisten" bezeichnet. "Nationalsozialisten, wie das Wort schon sagt, waren Sozialisten", sagte Weidel. "Er war ein Kommunist und sah sich selbst als Sozialisten." Hitler habe Unternehmen verstaatlicht und hohe Steuern verlangt.

Bis heute beliebtes Täuschungsmotiv

Wirsching sagte dazu, Weidels Behauptung, Hitler habe nach 1933 die deutschen Wirtschaftsunternehmen verstaatlicht, sei ebenso falsch. Die Privatwirtschaft sei als solche nicht angetastet, sondern durch verschiedene dirigistische Maßnahmen in den Dienst der Kriegswirtschaft gestellt worden. "Jüdische Unternehmer wurden verfolgt und verdrängt. Sehr viele deutsche Privatunternehmen haben im NS-Regime und durch die Kriegswirtschaft große Gewinne eingestrichen", erklärte der Historiker.

Der Versuch, Hitler aufgrund der frühen antikapitalistischen Affekte der NSDAP und ihres sozialistischen Namenselementes als "links" zu bezeichnen, sei bis heute ein beliebtes Täuschungsmanöver.

Damit sollten Sympathisanten und Rechtsnationalisten vor dem berechtigten Vorwurf der Kollaboration mit dem Nationalsozialismus geschützt werden. "Faktisch handelt es sich um ein reines und gemessen an der historischen Wahrheit infames Propagandamanöver. Mit ihm sollen rechte Vergangenheiten und die wahren Ziele rechtsextremer Politik camoufliert werden", sagte der Geschichtsprofessor.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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