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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Wow" Ein Museum für die Selfie-Generation
Fake oder echt? Um diese Frage dreht sich alles im neuen Wow-Museum, das am Samstag in München eröffnet wird.
Wer weiß, wie diese Geschichte verlaufen wäre, wenn es an jenem Tag nicht wie aus Kübeln geschüttet hätte – in Neuseeland, wo Vanessa und Matthias Kammermann gerade eine dreimonatige Auszeit nahmen. Was tun also bei diesem Schmuddelwetter, im Wohnmobil, mit drei kleinen Kindern an Bord? Kurzerhand steuerte die Familie ein Museum im Hinterland der Insel an, irgendwo im Nirgendwo: die "Puzzling World" in Wanaka.
Dieser Zufallsfund erwies sich nicht nur als kurzweiliger Zeitvertreib für die Reisenden aus der Schweiz. Der Besuch in dem Museum, in dem sich alles um optische Täuschungen und wundersame Illusionen dreht, sollte auch das Leben der Kammermanns nachhaltig verändern.
Wände und Decken sind mit Spiegelfolien beklebt
"Zurück in Europa ging uns die Idee, etwas Ähnliches umzusetzen, nicht mehr aus dem Kopf", erzählt Vanessa Kammermann. Die vierfache Mutter steht – zehn Jahre nach dem Museumsbesuch in Neuseeland – an diesem Nachmittag inmitten Dutzender weiterer Vanessa Kammermanns, zumindest wirkt es so. Denn hier in den Räumen nahe dem Münchner Isartor, wo einst ein Schnellrestaurant frittiertes Hühnchen verkaufte, sind Wände und Decke mit Spiegelfolien beklebt, die das Bild der 45-Jährigen zigfach zurückwerfen. Hier in München soll am Samstag ein Ableger des gleichnamigen Hauses in Zürich, das es seit Juni 2020 gibt, eröffnet werden.
Das Ganze ist ein Vorgeschmack dessen, was hinter der Eingangstür wartet – nämlich das Wow-Museum für visuelle Illusionen und optische Täuschungen, das an diesem Samstag seine Türen öffnet. "Wir wollen den Besuchern zeigen, dass man seinen Augen nicht immer trauen kann", sagt Vanessa Kammermann. Das Museum bietet viele interaktive Exponate, die die Wahrnehmung herausfordern und oft auch dazu einladen, eine andere Perspektive einzunehmen.
Mehr als 120.000 Besucher sollen pro Jahr kommen
"Niemand hat damals an uns geglaubt", sagt Vanessa Kammermann, die zuvor bei einem Industrieversicherer arbeitete, ebenso wie ihr Mann. Doch trotz fehlender Erfahrung in der Branche und trotz Corona entwickelte sich das Wow-Museum unweit des Züricher Hauptbahnhofs alsbald zu einer beliebten Attraktion. Eigenen Angaben zufolge verzeichnete die Einrichtung stolze 120.000 Gäste im Vorjahr. In München rechne man sogar mit noch besseren Zahlen, sagt Vanessa Kammermann.
Schließlich habe man mit dem Standort im Herzen der Altstadt eine "super Location" gefunden. Dort bietet das Wow-Museum auf 500 Quadratmetern insgesamt 16 Themenräume, die von Künstlerinnen und Künstlern gestaltet wurden. Den Anfang macht ein Lichtspiegel-Labyrinth, ehe es in einen bunt gekachelten Würfel geht – ein sogenannter Ames-Raum, dessen schräge Wände optische Täuschungen hervorzurufen.
Selfies bieten sich in fast jedem Raum an
Im Innern kann über einen QR-Code ein Foto ausgelöst werden, das danach aufs eigene Handy geladen wird. Das Angebot für die Selfie-Generation zieht sich durch die gesamte Ausstellung. In fast jedem Raum kann das Smartphone für Erinnerungsbilder gezückt werden – egal ob im Farbentunnel, vor einem riesigen Kaleidoskop oder an speziellen Fotostationen. All dies hat dem Haus in Zürich den Ruf eines "Selfie-Museums" eingebracht – eine Bezeichnung, die Vanessa Kammermann jedoch nicht als despektierlich empfindet.
"Das ist doch toll, denn so erreichen wir auch andere Zielgruppen. Welche 15-Jährige geht schon gerne ins Museum? Doch zu uns kommt sie. Und wenn sie mal da ist, dann entdeckt sie vielleicht auch die anderen Angebote." Schließlich sei es der Anspruch des Wow-Museums, "Edutainment" zu bieten, sagt Museumsgründerin Vanessa Kammermann – also die Kombination aus Bildung und Unterhaltung. So gibt es neben den Themenräumen auch noch ein "Wonder Lab", wo junge Besucher selbst experimentieren können.
Hier sollen auch Workshops etwa für Schulklassen stattfinden, sagt Vanessa Kammermann. Bleibt die Frage nach dem Preis? Hier gibt sich das neue Museum durchaus münchnerisch, also nicht eben preiswert. So kostet der Eintritt wochentags 23 Euro und von Freitag bis Sonntag sogar 25 Euro; Kinder zahlen 15 Euro, am Wochenende 17 Euro. Für den Besuch im Museum sollte man 60 bis 90 Minuten einplanen.
- Reporter vor Ort