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München

EM 2024 | Sepp Maier: Wie lebt die Torwartlegende heute?


Im Porträt
Was macht eigentlich Sepp Maier?

  • Olaf Kern
Von Olaf Kern

24.06.2024Lesedauer: 4 Min.
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Sepp Maier auf dem Sportplatz, wo alles begann: beim TSV Haar.Vergrößern des Bildes
Sepp Maier auf dem Sportplatz, wo alles begann: beim TSV Haar. (Quelle: VW AG)

Die EM ist in vollem Gange. Als Deutschland zum ersten Mal den Titel holte, stand Sepp Maier im Tor. t-online hat die Fußballlegende in München getroffen.

Sein schönster Titel? Da muss Sepp Maier kurz nachdenken. Keine leichte Entscheidung für einen, der in seiner Karriere alle wichtigen nationalen und internationalen Titel gewonnen hat: "Vielleicht der Europapokal der Landesmeister von 1972", sagt Maier. Weil es der erste Landesmeistertitel einer deutschen Mannschaft gewesen sei. Damals im Brüsseler Heysel-Stadion beim Rückspiel gegen Atlético Madrid.

4:0 ging das Finale aus. Einige werden sich erinnern. Die Achse Maier-Beckenbauer-Müller lief wie geschmiert. Was weniger bekannt sein dürfte: Der Titel wurde noch an Ort und Stelle gebührend gefeiert, die Nacht war entsprechend kurz, erzählt Maier. Direkt am nächsten Tag sollte der FC Bayern zum letzten Bundesligaspiel nach Gladbach fahren: "Der Bus stand bereit, aber keiner der Spieler war da. Die mussten erst mal eingesammelt werden. Heute undenkbar", sagt Maier, immer für eine Anekdote gut.

Dazwischen liegen Welten im Geschäft des Fußballs

Damals und heute: Mehr als 50 Jahre liegen dazwischen. Das sind Welten im Geschäft des Fußballs. Früher sei nicht alles besser gewesen, urteilt der inzwischen 80-Jährige. Aber vieles einfacher. Zu seiner Zeit habe es nur einen Torwarttrainer gegeben. Heute gebe es einen Stab an Mitarbeitern, der den Spielern und der Mannschaft alles abnimmt, sagt Maier mit leichtem Kopfschütteln. Möglicherweise liege gerade darin der Grund, warum es manchmal nicht so laufe. Ob beim FC Bayern München oder der Nationalmannschaft. Zu viele Akteure, die etwas mitzureden hätten.

Wie zur Untermauerung zeigt Maier ein Video, das er vor Kurzem bei TikTok gefunden hat. In der kurzen Sequenz ist Manuel Neuer beim Aufwärmen vor einem Spiel zu sehen. Man sieht einen Betreuer, der Bälle vom Sechzehner aufs Tor schießt. Neuer wirft den Ball anschließend zurück. Aber zu einem zweiten Betreuer, der nur dazu da ist, den Ball exakt an derselben Stelle wieder hinzulegen, damit der erste Betreuer ihn wieder zu Neuer schießt. "So was hätte es doch früher nicht gegeben", sagt Maier.

Sepp Maier: "Nagelsmann hat richtig entschieden"

Im Februar ist die "Katze von Anzing", wie sein Spitzname lautet, 80 Jahre alt geworden. "Sepp Maier ist Torwartikone, Fußballlegende und sympathisches Multitalent" – so steht es in der Sonderausstellung, die derzeit im FC-Bayern-Museum zu sehen ist. Das trifft immer noch auf ihn zu. Er selbst hält sich regelmäßig fit. Nach dem Fußball galt seine Leidenschaft dem Tennis. Heute ist es der Golfsport. Einmal im Jahr findet die "Sepp-Maier-Golf-Trophy" statt. Seit über zehn Jahren engagiert sich Maier als Botschafter für die José Carreras Leukämie-Stiftung.

Zudem verfolgt er immer noch die Spiele in der Bundesliga und seines FC Bayern. Zwar weniger im Stadion, dafür war er beim Eröffnungsspiel der Europameisterschaft 2024 in der Allianz Arena, um das Auftaktspiel Deutschland gegen Schottland zu verfolgen. Ob Manuel Neuer noch die Nummer eins im deutschen Tor sein sollte nach seinen Patzern im Vorfeld der EM? Maier hat dazu eine eindeutige Meinung: "Der Nagelsmann hat richtig entschieden."

Jugendliche auf dem Sportplatz erkennen ihn sofort

Als das Spiel gegen Schottland läuft, verdient sich besonders Toni Kroos als "Passgeber und Stratege" der Mannschaft das Lob von Maier. Selbst entscheidende Kleinigkeiten entgehen dem 80-Jährigen von der Tribüne aus nicht. Wie etwa der Aufsetzer des Balles kurz vor dem satten Schuss von Niclas Füllkrug zum 4:0. Für den glänzend aufspielenden Jamal Musiala hat der frühere Weltpokalsieger nur diese Worte übrig: "Hoffentlich bleibt der lange beim FC Bayern."

Die Spieler von heute verdienen alle Millionen. Als Maier so alt wie Musiala war, gab es noch einen VW Golf als Prämie, erinnert er sich. Den hatte ein fränkischer Autohändler ihm damals als Dank für eine Autogrammstunde überlassen – eines der ersten Autos im Besitz von Sepp Maier.

Der Volkswagenkonzern, Sponsor des DFB, hat sich deshalb den Werbegag einfallen lassen, Maier im Vorfeld der EM 2024 mit einem Originalmodell des Golf 1, Baujahr 1974 und ebenfalls Kult, durch München fahren zu lassen. Unter anderem dorthin, wo alles anfing: zum Sportplatz des TSV Haar, Maiers erstem Verein in der Jugendzeit. Als er dort ankommt, wird er von den Jugendlichen, die dort gerade trainieren, sofort erkannt. Maier macht Späße, beantwortet jede Frage, nimmt sich Zeit.

Alte Bekannte umarmen ihn, es gibt das große Hallo

Überhaupt wird er überall noch erkannt. Der Fußball hat Sepp Maier weltberühmt gemacht. Und das ist er bis heute geblieben. Wo immer er auftaucht, bilden sich Menschentrauben. "Eine Legende", "unser Weltmeister", wird ihm zugerufen, meist mit einem Hauch Ehrfurcht in der Stimme. Selfies werden gemacht, Autogramme gekritzelt. "Herr Maier, wie geht's Ihnen?", wollen viele wissen.

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Vor dem EM-Spiel gegen Schottland, dasselbe. Auch hier will man Fotos mit ihm, es gibt Umarmungen, das große Hallo mit alten Bekannten. Ob mit Hansi Müller oder Brauerei-Urgestein Werner Brombach, der es sich ebenfalls nicht nehmen lässt, Maier persönlich die Hand zu schütteln.

Nur als die Witwe von Franz Beckenbauer, der in diesem Jahr verstorben ist, vor dem Anpfiff den EM-Pokal zusammen mit Jürgen Klinsmann und Bernard Dietz aufs Spielfeld trägt, hält Maier länger inne. Sein Blick schweift auf die riesige Leinwand. Alte Spielszenen von Beckenbauer werden eingeblendet. Auch der junge Sepp Maier ist zu sehen.

Es ist die Zeit an der Seite seines guten Freundes Franz. So wie einst beim Europapokal-Finale 1972 in Brüssel. Mehr als 50 Jahre ist das her. Der Kreis schließt sich an diesem Abend. Sepp Maier lächelt, es geht ihm offensichtlich gut.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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