münchen.t-online - Nachrichten für München
Such Icon
münchen.t-online - Nachrichten für München
Such IconE-Mail IconMenü Icon


München

EM 2024: Kommt Hooligan Ivan Bogdanov zum Serbien-Spiel nach München?


"Ivan der Schreckliche"
Muss München vor diesem Hooligan zittern?

  • Sven Sartison
Von Sven Sartison

19.06.2024Lesedauer: 4 Min.
Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
Ivan Bogdanov beim Skandalspiel in Genua im Jahr 2010 (Archivbild): Der Serbe gilt als einer der berüchtigtsten Hooligans in ganz Europa.Vergrößern des Bildes
Ivan Bogdanov beim Skandalspiel in Genua im Jahr 2010 (Archivbild): Der Serbe gilt als einer der berüchtigtsten Hooligans in ganz Europa. (Quelle: IMAGO / AFLOSPORT)

Die serbischen Hooligans sind allgemein gefürchtet, aber einer von ihnen ganz besonders. Kommt er zum EM-Spiel am Donnerstag nach München?

Sein Ruf eilt Ivan Bogdanov voraus. "Ivan der Schreckliche" hat die internationale Presse den Serben getauft, auch als "Biest von Genua" ist er seit den schweren Ausschreitungen beim deswegen abgebrochenen Länderspiel zwischen Italien und Serbien im Oktober 2010 bekannt. Damals galt er als Gesicht der brutalen Szenen im Stadion Luigi Ferraris und ist seitdem einer der berüchtigtsten und gefürchtetsten Hooligans in ganz Europa.

Die Bilder, wie er mit einem Seitenschneider das Sicherheitsnetz vor dem serbischen Block durchtrennte und anschließend mit einer Sturmhaube maskiert und mit einem Bengalo in der Hand eine albanische Fahne anzündete und den römischen Gruß zeigte, gingen um die Welt. Ebenso die Fotos, die ihn nach dem Spiel zeigten, als er von der Polizei aus dem Gepäckfach eines Reisebusses gezogen und verhaftet wurde.

Bogdanov an Brandanschlag auf US-Botschaft beteiligt

Geschichten und Gerüchte über Bogdanov gibt es viele. Analphabet soll er sein, in seiner Heimat illegale Tierkämpfe organisiert haben, schrieb die "Bild" 2010. Gelegentlich soll er sich Geld als Mitarbeiter von Sicherheitsdiensten dazuverdienen. Die Schweizer Boulevardzeitung "20 Minuten" berichtete im selben Jahr, Bogdanov habe eine Ausbildung zum Schreiner gemacht und lebe mit seiner Familie in einem Elitestadtteil von Belgrad – nur drei Straßen vom serbischen Polizeiminister entfernt.

Bevor er in den Stadien Europas Angst und Schrecken verbreitete, fiel er in seiner Heimat bereits durch andere Straftaten auf. Drogenhandel und Körperverletzung stehen in seiner Polizeiakte. Zudem soll er 2004 an den Randalen gegen die Unabhängigkeit des Kosovo und 2008 gegen den Arrest des Kriegsverbrechers Radovan Karadžić beteiligt gewesen sein. Auch bei einem Brandanschlag auf die US-Botschaft in Serbien im selben Jahr war er angeblich dabei.

Polizei hält sich auf Nachfrage zu Bogdanov bedeckt

Am Donnerstag könnte Bogdanov nun mit weiteren, wohl bis zu 500 gewaltbereiten serbischen Anhängern in München aufschlagen. Dann trifft die serbische Fußballnationalmannschaft im zweiten Gruppenspiel der Europameisterschaft in der Allianz Arena auf Slowenien (Anpfiff: 15 Uhr). Das Duell der beiden Balkanstaaten wurde vorab von der Polizei als Spiel mit mittlerem Risiko eingestuft. "Wir werden in der Spitze mit circa 2.000 Einsatzkräften im Stadtgebiet präsent sein", sagte ein Polizeisprecher auf Anfrage von t-online.

Ob Bogdanov tatsächlich in der bayerischen Landeshauptstadt aufschlagen wird, ist ungewiss. Die Münchner Polizei jedenfalls hält sich bedeckt, will keine näheren Informationen preisgeben. Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes könne man keine konkreten Angaben zu einzelnen Personen machen. Auch die Bundespolizei, die während der EM an den Grenzen kontrolliert, hüllt sich in Schweigen. Zu Erkenntnissen über die Anreise von Risikopersonen mache man aus "einsatztaktischen Gründen" keine Angaben, erklärte ein Sprecher.

Serbische Hools liefern sich Straßenschlacht in Gelsenkirchen

Dass es am Donnerstag in München rund um die Partie zwischen Serbien und Slowenien heiß hergehen könnte, zeigt ein Fund der Bundespolizei Freilassing am Samstag. Bei der Kontrolle eines Autos mit slowenischen Fans an der deutsch-österreichischen Grenze seien "typische Utensilien der gewaltbereiten Fanszene" gefunden worden, gaben die Beamten bekannt. Darunter mehrere Bengalos, T-Shirts mit szenetypischem Aufdruck, eine Sturmhaube sowie Marihuana und Kokain in kleinen Mengen.

Welches hohe Konfliktpotenzial von den serbischen Fans ausgehen könnte, zeigten die Szenen, die sich am Sonntagnachmittag in Gelsenkirchen abspielten. Vor dem ersten Gruppenspiel ihres Teams gegen England lieferten sich Anhänger der "Orlovi" (zu Deutsch: die Adler) eine regelrechte Straßenschlacht mit englischen Hooligans.

Szenen, welche die Polizei am Donnerstag unbedingt verhindern möchte. Ein Sprecher teilte auf Nachfrage mit, dass das Konfliktpotenzial unter rivalisierenden Fans selbstredend bekannt sei. Man nehme vor allem gewaltbereite Besucher in den Fokus. Dazu stehe die Polizei bundesweit, aber auch international in engem Austausch.

Bogdanov schon einmal in Deutschland verhaftet

Im vergangenen Oktober gab es Berichte, dass die Polizei in Leipzig vor dem Spiel von RB in der Champions League gegen Roter Stern Belgrad auch wegen Bogdanov ihre Maßnahmen verstärken werde. Insgesamt waren rund um das Spiel circa 800 Beamte im Einsatz, doch auch sie konnten mehrere Fälle von Körperverletzung, Diebstahl und Sachbeschädigung durch den serbischen Anhang nicht verhindern.

Bogdanov selbst hatte bereits sechs Jahre zuvor schon einmal Bekanntschaft mit der deutschen Justiz gemacht. Im Jahr 2017 wurden er und sieben weiteren Hooligans vor einer Europa-League-Partie beim 1. FC Köln verhaftet. Eine "Präventivmaßnahme", wie ein Polizeisprecher sagte. Offenbar bestand der Verdacht, dass die Gruppe Randale machen wollte. Nach einer Nacht hinter Gittern kamen sie wieder auf freien Fuß.

Anders sah es nach den schweren Ausschreitungen knapp sieben Jahre zuvor in Genua aus. Ein italienisches Gericht verurteilte Bogdanov damals zu drei Jahren und drei Monaten Gefängnis, von denen er letztendlich zwei Jahre und zwei Monate absaß. "Ich entschuldige mich bei Italien und den Italienern. Wir wollten nicht der Stadt Probleme machen. Italien ist ein Land, das mir sehr gefällt", ließ er durch seinen Anwalt reumütig ausrichten.

Kein Lerneffekt nach Skandalspiel von Genua

Der Lerneffekt aus den Vorfällen hielt sich allerdings in Grenzen. Beim EM-Qualifikationsspiel im Oktober 2014 gegen Albanien flog eine Drohne mit einer Fahne ins Stadion in Belgrad. Diese zeigte den albanischen Adler sowie die Umrisse Großalbaniens.

Serbische Fans fühlten sich davon provoziert, es kam erneut zu schweren Ausschreitungen. Leuchtraketen und Rauchbomben flogen auf den Platz, Chaoten stürmten den Innenraum, albanische Spieler wurden attackiert. Mittendrin, das beweisen mehrere Fotos: "Ivan der Schreckliche".

Verwendete Quellen
  • Anfrage beim Polizeipräsidium München
  • Anfrage bei der Bundespolizeidirektion München
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website