Verkauf an britischen Modehändler Unklare Zukunft: Was wird aus SportScheck in München?
Das Sportartikelhaus SportScheck hat einen neuen Besitzer – wieder einmal. Doch wie geht es nun für die Münchner Traditionsmarke weiter?
In München begann alles. Damals vor 77 Jahren. Mehr aus der Not heraus gründete Otto Scheck im Jahr 1946 kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs das Sportartikelhaus SportScheck. Vor Kriegsbeginn hatte der Unternehmer ein Herrenbekleidungsgeschäft am Färbergraben in der Altstadt. Doch nun fehlten die entsprechenden Waren für eine Wiedereröffnung – und den Menschen mangelte es an warmer Kleidung.
Scheck machte aus der Not eine Tugend. Aus alten Militärbeständen schneiderte er seine erste Kollektion für den Wintersport und legte damit den Grundstein für das zweitweise größte Sportartikelhaus der Welt. Aus dem Stammhaus in der Sendlinger Straße ging es 2013 an prominente Stelle ins Joseph-Pschorr-Haus in der Fußgängerzone. Doch nun droht der Name SportScheck für immer verloren zu gehen, die Geschichte ihr Ende zu finden.
Signa Retail verkauft SportScheck an britisches Modehaus
Am Dienstag verkündete der britische Sport- und Modehändler Frasers den Kauf des deutschen Sportartikel-Filialisten. Im Besitz der Familie Scheck ist das Unternehmen schon lange nicht mehr. Bereits Anfang der 1990er-Jahre kaufte der Hamburger Otto Versand das Münchner Sportartikelhaus, das längst nicht mehr nur in der bayerischen Hauptstadt sitzt. Insgesamt 34 Filialen in den Innenstädten nahezu aller deutschen Großstädten mit 1.500 Mitarbeitenden zählt SportScheck aktuell.
Vor rund drei Jahren ging das Unternehmen schließlich in den Besitz der österreichischen Signa Retail GmbH des Immobilien- und Warenhausinvestors René Benko über. Der hatte in der Vergangenheit bereits für die Fusion von Karstadt und Galeria Kaufhof gesorgt. Doch nun stößt er SportScheck wieder ab. Wie viel der britische Milliardär Mike Ashley, der hinter der Frasers Group steckt, dafür auf den Tisch legt, ist unklar.
Hoffen auf Erhalt des Traditionsnamens
Ebenso wie etliche andere, offene Fragen: Was wird aus dem Namen SportScheck und seinen Filialen? Wie geht es für die Mitarbeiter weiter? Nicht nur in München, sondern auch in Nürnberg, Stuttgart, Frankfurt und an allen anderen Standorten. "Wir hoffen für die Münchner, dass der Traditionsname SportScheck erhalten bleibt", erklärte Wolfgang Fischer vom Verein City Partner im Gespräch mit der "Abendzeitung". Die Unternehmensinitiative hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Attraktivität Münchens zu erhalten und weiter zu stärken.
Dominik Datz, Gewerkschaftssekretär der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di für München und die Region hält den Verkauf von SportScheck hingegen gar nicht unbedingt für eine schlechte Nachricht. Vielmehr findet er es "gut, dass Signa draußen ist", betonte er gegenüber der "AZ". Denn schließlich wisse man bei Signa nie, wo die Reise noch hingehen werde.
Die einzigen, die für Klarheit sorgen könnten, hüllen sich bislang allerdings noch in Schweigen. Sowohl die Frasers Group als auch die Signa Retail GmbH reagierten am Freitag nicht auf entsprechende Anfragen von t-online.
Frasers Group weltweit mit eigener Marke vertreten
Bei der Bekanntgabe der Übernahme, welche allerdings noch die Zustimmungen der Wettbewerbsbehörden benötigen, hatte Frasers mitgeteilt, dass man diese als Möglichkeit sehe, "seine Präsenz in Deutschland auszubauen" und damit einen weiteren Schritt auf dem Weg zur "Nummer eins im Sporthandel in EMEA", dem Wirtschaftsraum Europa, Naher Osten und Afrika, zu gehen. Der neue SportScheck-Eigentümer kündigte an, in die Ladenkonzepte, in das Online-Geschäft und die Beziehungen zu Markenherstellern zu investieren.
Ob dies aber wirklich unter dem Namen SportScheck geschehen wird, darf zumindest bezweifelt werden. Denn mit Sports Direkt hat die Frasers Group bereits eine eigene Marke für Sport- und Fitnessbekleidung. Mehr als 20.000 Mitarbeiter arbeiten in 715 Läden in Großbritannien, Europa und Malaysia. Gründer und Eigentümer Ashley gilt zudem als hart Hund, kaum vorstellbar, dass er in Deutschland auf seinen weltweit bekannten Unternehmensnamen verzichten wird.
Laut der aktuellen Liste des Forbes-Magazines soll er über ein Vermögen von rund 4,6 Milliarden Euro verfügen, von 2007 bis 2021 war er Eigentümer des englischen Fußballvereins Newcastle United. In der Vergangenheit bezeichnete er skeptische Börsenanalysten schon einmal als "Heulsusen", das "Manager Magazin" nannte ihn einst einen "Milliardär mit der Statur eines Pub-gestählten Rugbyspielers in Rente".
- sueddeutsche.de: "Tennis- und Skilehrer für alle: Klaus Scheck ist tot"
- sportscheck.de: "Unternehmen"
- merkur.de: "Münchens neuer Sport-Tempel"
- abendzeitung-muenchen.de: "Traditionsgeschäfte verschwinden in München: Die Stadt kann nichts gegen René Benko tun"
- Mit Material der Nachrichtenagentur Reuters
- fibre2fashion.com: "Frasers Group to acquire German sports retailer SportScheck"
- frasers.group: "About Sports Direct."
- br.de: "Harte Bandagen: Der neue Eigentümer von SportScheck"