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München

Gastrosterben in München: Dehoga fordert Politik zum Handeln auf


Gastro-Sterben
Dehoga-Chef warnt vor weiteren Schließungen


07.01.2025 - 18:00 UhrLesedauer: 3 Min.
Jüngstes Beispiel der Schließungswelle in München: Die Brasserie Trseznjewski macht zu.Vergrößern des Bildes
Jüngstes Beispiel der Schließungswelle in München: Die Brasserie Trseznjewski hat für immer zugesperrt. (Quelle: Patrik Stäbler )
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Die Gastro-Krise hat München erreicht: Allein in den vergangenen Wochen mussten ein Dutzend Cafés und Restaurants schließen. Münchens Hotel- und Gaststätten-Verbandschef sieht die Politik in der Pflicht.

Das Ehepaar kommt gerade vom Museum Brandhorst, wo es die Werke von Andy Warhol und Keith Haring bestaunt hat. Nun wollen die beiden einen Kaffee in der "Brasserie Tresznjewski" trinken, wo sie nach ihren Besuchen im Kunstareal regelmäßig einkehren, erzählt der Mann, der lieber anonym bleiben möchte. Doch nicht so dieses Mal.

Denn an dem Eckbau in der Theresienstraße stehen die beiden vor verschlossenen Türen. Der Grund: Das "Tresznjewski", das durchaus eine Institution in der Maxvorstadt war, hat vor wenigen Tagen dauerhaft geschlossen. Auf einem Aushang neben dem Eingang heißt es: "Die Rahmenbedingungen haben uns zu diesem sehr schweren Entschluss gebracht, unseren Mietvertrag nicht mehr zu verlängern."

Personalmangel und steigende Kosten

Personalmangel und steigende Kosten hätten dem Betrieb zugesetzt. "So können wir das 'Tresznjewski' leider nicht rentabel führen", ist auf dem Aushang weiter zu lesen. Das Aus für die Brasserie nach mehr als 32 Jahren reiht sich ein in eine Schließungswelle, die in den vergangenen Wochen über Münchens Gastro-Landschaft geschwappt ist. So haben in Schwabing das "Oskar" und das "Occam Deli" zum Jahreswechsel ihre Türen für immer zugesperrt – wobei Zweiteres sich "den neuen Hauseigentümern beugen muss", wie es auf der Webseite heißt.

Im Gärtnerplatzviertel hat die "Königsquelle" auf unbestimmte Zeit geschlossen; einen kurzen Fußmarsch entfernt hat das "Pasta e basta" in der Fraunhoferstraße nach fast 20 Jahren kürzlich ebenfalls einen Schlussstrich gezogen. Auch die "Taverne Lucullus" in Untergiesing, die sich über die Jahre den Ruf eines "Kult-Griechen" erarbeitet hatte, ist ebenso Geschichte wie die Giesinger Filiale von "Emmi's Kitchen".

Aufgeben musste Mitte Dezember auch Münchens erster Bagelshop, der 1998 eröffnete "Fresh Bagels & Muffins" in der Barer Straße. Überdies ist zum Jahreswechsel das "Gasthaus Siebenbrunn" nahe dem Tierpark Hellabrunn von der Münchner Gastro-Liste verschwunden. Nach zwölf Jahren müsse er das Lokal schließen, schreibt Wirt Martin Osterrieder in einem emotionalen Brief auf der Webseite des Betriebs. "Die Zeit in Siebenbrunn wird mir, dank Ihnen, noch viele Jahre in Erinnerung bleiben, und ich werde wahrscheinlich täglich davon zehren."

Nach mehr als dreißig Jahren: Auch das "Stadtcafé" schließt

Bereits vor einigen Wochen hat das traditionsreiche "Stadtcafé" am Sankt-Jakobs-Platz die Segel gestrichen – "nach 36 bewegten und bewegenden Jahren", wie es damals in einer Mitteilung hieß. Seit 26 Jahren, gibt es in der Klenzestraße das "Sushi + Soul", dessen Tage ebenfalls gezählt sind: Ende Januar werden dort – unter anderem an der langen Tafel in der Mitte des Lokals – letztmals Nigiri, Maki und Co. serviert.

Für die Schließungen gibt es bei den meisten Gatrounternehmen drei Gründe: gestiegene Kosten, Nachwehen der Corona- und Energiekrise sowie der wieder angehobene Mehrwertsteuersatz.

"Viele verzichten auf das Dessert und trinken das letzte Bier zu Hause"

"Die Kosten fressen viele auf", weiß Christian Schottenhamel. Der 62-Jährige ist nicht nur Wiesn-Wirt und Chef des "Paulaner am Nockherberg", sondern auch Münchens Kreisvorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga). Neben den gestiegenen Kosten machten vielen Betrieben auch sinkende Pro-Kopf-Umsätze zu schaffen, sagt Schottenhamel. Die Leute seien durch die Inflation preissensibler geworden. "Viele teilen sich eine Vorspeise, verzichten aufs Dessert und trinken das letzte Bier zu Hause."

Dies mache vor allem reinen Speiselokalen zu schaffen, die kein zweites Standbein in Form von Catering oder Veranstaltungen haben. Hinzu kommt laut Schottenhamel der Fachkräftemangel, vor allem bei Köchen. Und dann seien da noch die Ausgaben fürs Personal: "Seit Corona hatten wir in der Gastronomie bayernweit Lohnsteigerungen von 21 Prozent", betont der Dehoga-Kreisvorsitzende. Er hofft nun auf Maßnahmen der Politik. Ganz konkret fordert Schottenhamel eine Rückkehr zum Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent in der Gastronomie.

"Das wäre die Rettung für die Branche. Und die ist dringend notwendig", betont der Nockherberg-Chef. Vorerst aber rechnet er damit, dass sich die gastronomische Landschaft in München weiter ausdünnen wird. "Das Weihnachtsgeschäft hilft den Betrieben, aber so ab Februar, März dürfte es bei vielen eng werden", schätzt Christian Schottenhamel. "Und dann wird es sicher noch mal Bewegung in der Branche geben."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Interview mit Christian Schottenhamel, Dehoga-Kreisvorsitzender in München
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