Mitten in München Warum Judith Williams im Bademantel durch die U-Bahn-Station läuft
Ungewöhnlicher Aufzug an einem besonderen Ort: TV-Star Judith Williams sucht die Aufmerksamkeit – mit ernstem Hintergrund.
Huch, was macht die denn da? Die Unternehmerin Judith Williams ("Höhle der Löwen") spazierte am Freitagvormittag durch das Zwischengeschoss an der U-Bahn-Station Marienplatz: im quietsch-grünen Bademantel. Neugierige Passanten drehen sich um. Der ein oder andere zückt das Handy, will einen Schnappschuss.
Die Auflösung folgt auf den Fuß: Unter dem Hashtag #bademantelchallenge geht es darum, sich als Zeichen der Solidarität für Menschen mit Demenz im Bademantel öffentlich zu fotografieren. Die Münchner Geschäftsfrau Williams ist eine der ersten Prominenten, die an dieser Aktion teilnimmt, andere sollen folgen.
Die Bilder sollen per Social Media geteilt, gleichzeitig andere nominiert werden, um dem ungewöhnlichen Beispiel zu folgen. Die Kampagne, die am Freitag gestartet ist, will die "Deutsche Demenzhilfe" (DZNE-Stiftung) unterstützen und auf die dramatische Situation aufmerksam machen. In Deutschland leben aktuell rund 1,8 Millionen Menschen mit Alzheimer oder einer anderen Form der Demenz. Tendenz steigend.
Demenz: Dramatische Entwicklung bei den Kosten
"Wenn diese Entwicklung ungebremst so weitergeht, werden ab 2050 die Hälfte aller Krankheitskosten für Menschen ab 65 Jahren auf die Demenz anfallen", rechnet Dr. Sabine Helling-Moegen, stellvertretende Vorsitzende des Kuratoriums der DZNE-Stiftung, am Freitag beim Ortstermin in München vor. Es werde dringend Geld für die Forschung gebraucht, um Medikamente zu entwickeln. Mit der Aktion wirbt die Stiftung deshalb auch um Spenden. Der Bademantel diene als Symbol der Solidarität mit Menschen mit Demenz, die sich ab einem bestimmten Stadium oft in einer hilflosen Situation befinden.
Judith Williams erzählt im Gespräch mit t-online: "15 Jahre lange habe ich meinen an Alzheimer erkrankten Vater begleitet." Auch ihre Tante sei daran erkrankt. "Diese Krankheit soll mehr Aufmerksamkeit in der Gesellschaft erfahren", so Williams.
Geforscht wird zu Demenz auch in München
Das deutsche Medienhaus Ströer – zu dem auch t-online gehört – unterstützt die Initiative mit Motiven auf digitalen Werbeflächen in zehn deutschen Großstädten noch bis 21. September – dem Welt-Alzheimertag. Auch Schauspieler Katy Karrenbauer, Kickbox-Weltmeisterin Marie Lange oder TV-Star Detlev Steves haben sich dafür im Bademantel ablichten lassen.
Die DZNE-Stiftung fördert seit 14 Jahren die Forschung des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen, zu denen auch Parkinson oder ALS gehören. Geforscht wird an zehn Orten in Deutschland, darunter auch in München. Dabei kooperiert man mit den Kliniken und anderen Institutionen im In- und Ausland. Auch der Bund und die Länder unterstützten die Forschungsarbeit mit finanziellen Mitteln.
- Reporter vor Ort
