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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nach Vorwürfen gegen Lindemann Rammstein-Konzerte: München soll Einnahmen spenden
Rammstein füllte bei vier großen Konzerten das Olympiastadion in München. Die Stadt erzielte damit Einnahmen, die Linke und CSU jetzt überprüfen und spenden wollen.
Insgesamt 240.000 Zuschauer besuchten die vier Konzerte von Rammstein in München – trotz der vielen Vorwürfe gegen Frontsänger Till Lindemann. Die Stadt profitierte von den Events im Olympiastadion, denn ihr gehört die Betreibergesellschaft Olympiapark GmbH. Die Linken und Die Partei fordern nun in einem gemeinsamen Stadtratsantrag, die Höhe der Einnahmen zu prüfen und diese zu spenden, wie die "Abendzeitung" zuerst berichtete. Die CSU befürwortet die Forderung.
Das Geld soll nach einer Prüfung durch Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD) städtisch geförderten Trägern und Projekten zugutekommen, die sich gegen sexuelle Gewalt an Frauen einsetzen und Betroffene betreuen. Das geht aus dem Antrag hervor, der t-online vorliegt. Noch ist die Höhe der genauen Einnahmen unklar. Deshalb soll zunächst überprüft werden, um wie viel Geld es genau geht.
Linke wollen "klares Zeichen" in der Rammstein-Debatte setzen
"Das Olympiastadion war nicht nur für die Konzerttage gebucht, sondern auch für den Aufbau und Abbau, daher beziehen sich die zu spendenden Einnahmen der Olympiapark GmbH nicht nur auf die Veranstaltungstage", heißt es in dem Antrag. Mit der Spende des Betrags setze die Stadt ein politisches Zeichen gegen Gewalt an Frauen, so die Antragsteller.
Das Thema solle bereits am 18. Juli im Ausschuss für Arbeit und Wirtschaft bearbeitet werden. "Die Dringlichkeit ergibt sich daraus, dass wir mit einer schnellen Entscheidung ein klares Zeichen in der noch aktuellen Debatte setzen." So könne man Betroffenen von sexueller Gewalt zeigen, dass sich die Landeshauptstadt entschieden für den Schutz aller marginalisierten Gruppen einsetze.
Münchner CSU befürwortet Spenden der Einnahmen
Außerdem stehen laut Antrag die Konzerte von Freiwild und Roger Waters in der Olympiahalle ebenfalls im "krassen" Gegensatz zu den Prinzipien der Stadt. Freiwild-Sänger Philipp Bürger war bis 2001 Teil einer rechten Skinhead-Rockband. Roger Waters wird vorgeworfen, sich mehrmals antisemitisch geäußert zu haben.
Den Antrag der Linken unterstützt auch Manuel Pretzl, Fraktionsvorsitzender von CSU und Freien Wählern, im Gespräch mit t-online: "Wir würden einer Spende der Konzerteinnahmen zustimmen, sofern dies rechtlich möglich ist."
"Erschütternde Schilderungen sollte man nicht ignorieren"
Zu den aktuellen Vorwürfen gegen Rammstein sagt er: "Die Vorwürfe gegen den Sänger der Band Rammstein sind Gegenstand staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen. Bis ein Ergebnis vorliegt, gilt die Unschuldsvermutung. Jedoch kann und sollte man die erschütternden Schilderungen zahlreicher Frauen nicht ignorieren."
- Lesen Sie hier mehr dazu: Rammstein-Konzerte ohne "Row Zero" und Aftershow-Partys
Seit mehreren Wochen steht Rammstein wegen der Backstage-Partys von Frontmann Till Lindemann in der Kritik. Ihm werden Machtmissbrauch, Übergriffe und der mutmaßliche Einsatz von K.-o.-Tropfen vorgeworfen. Lindemann hat die Anschuldigungen über eine Anwaltskanzlei zurückweisen lassen, sie seien "ausnahmslos unwahr". Die Staatsanwaltschaft in Berlin ermittelt. Es gilt die Unschuldsvermutung.
- Stadtratsantrag von Die Linke/Die Partei vom 27. Juni 2023
- Stellungnahme von Manuel Pretzl
- abendzeitung.de: "Rammstein in München: Was hat die Stadt mit den vier Konzerten im Olympiastadion verdient?"
- Eigene Recherchen