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Ärger um die Bio-Wiesn: Teurer wird es eh


Meinung
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Initiative will Oktoberfest verändern
Das ist das Beste, was der Wiesn passieren kann

MeinungVon Jennifer Lichnau

17.03.2023Lesedauer: 3 Min.
imago images 93924216Vergrößern des Bildes
Oktoberfest in München: Kellner balanciert ein volles Tablett mit Speisen im vollbesetzten Biergarten der Ochsenbraterei. (Quelle: Ralph Peters via www.imago-images.de)

Ein Volksfest ist die Wiesn schon lange nicht mehr. Besucher, die 13 Euro für einen Liter Bier zahlen, können und sollten sich auch Bio-Qualität leisten.

Saufen und essen, bis der Arzt kommt – auf dem Münchner Oktoberfest ist das kein ungewöhnliches Szenario. Jetzt empören sich Wirte und die Münchner Politik, weil eine Initiative fordert, die Wiesn auf Bio-Produkte umzustellen. "Ein Besuch auf dem Oktoberfest wäre dann für die meisten unbezahlbar", sagt der bayerische Dehoga-Chef Thomas Geppert.

Das Argument überzeugt nicht. Denn das Oktoberfest ist schon jetzt für viele unbezahlbar. Eine vierköpfige Familie aus der unteren Mittelschicht, ein Münchner Rentner, der unter der Armutsgrenze lebt, oder ein junger Azubi: Keiner von ihnen kann sich einen Abend auf der Wiesn leisten.

Gutverdiener, Touristen oder Menschen, die zuvor für die Wiesn sparen, bezahlen und trinken unzählige 13-Euro-Maß, ohne mit der Wimper zu zucken. Sie können und sollten sich auch ein paar Euro mehr für Bio-Qualität leisten – zum Wohl der Tier- und Umwelt.

Auf die Wiesn geht niemand, um Geld zu sparen. Viele Fahrgeschäfte verlangen pro Fahrt mittlerweile weit über zehn Euro. Familien mit Kindern kommen meistens am Familientag, an dem die Preise etwas günstiger sind, nehmen sich Brotzeit mit und trinken wohl maximal ein Getränk pro Kopf im Biergarten.

Konsumfest auf dem Rücken der Tiere

Der gewissenlose Massenkonsum, der mit Genuss spätestens nach der zweiten Maß nichts mehr zu tun hat, wird auf dem Rücken der Tiere gefeiert. Diese fristen ihre kurze, elende Existenz in engen Mastanlagen, um dann von schlecht bezahlten Arbeitern geschlachtet zu werden. Oft schuften diese Arbeiter unter untragbaren Bedingungen, damit sich auf der Wiesn jemand mit zwei Promille ein Hendl einverleiben kann, das auf keinen Fall Bio sein soll. Damit der eh schon hohe Preis nicht noch höher wird, heißt es – dabei geht es auch darum, dass der Gewinn für die Wirte nicht geringer wird.

Fakt ist: Trotz der bereits hohen Preise vertilgen Wiesn-Besucher jedes Jahr mehrere Millionen Liter Bier, Abertausende Hähnchen, Schweine und Ochsen. Die Wiesn ist ein Konsumfest, das seinesgleichen sucht. Wer gut und zu einem fairen Preis speisen möchte, der geht nicht auf die Wiesn.

Es stimmt: Der angestiegene Maßpreis ist jedes Jahr von Neuem Anlass für einen kurzen Aufschrei unter den Münchnern. Am Ende schunkeln aber dann doch alle neben angetrunkenen Italienern oder grölenden Australiern glückselig und beschwipst vor ihren schlecht eingeschenkten Bierkrügen. Denn nach zwei Maß ist die Welt in Ordnung – egal ob mit oder ohne Bio-Bier im Krug.

Bei der Wiesn im vergangenen Jahr gab es wilde Diskussionen um die vegane Weißwurst. Verächtliche Kommentare mussten sich die Anbieter der fleischgewordenen Innovation gefallen lassen. Doch am Ende wurde sie oft bestellt. Und insgesamt ist die Nachfrage nach vegetarischen und veganen Gerichten auf der Wiesn stetig gestiegen, wie der Wiesn-Chef Baumgärtner damals mehrfach betonte.

Ja, Veränderung ist unbequem und so manch einer sieht sie als Anlass, sich mal ordentlich aufzuregen. Aber Veränderung ist möglich und notwendig. Die Wiesn sollte eine Umstellung auf fair produzierte Bio-Produkte als Chance verstehen. Es ist davon auszugehen, dass trotzdem Millionen Liter Bier und tonnenweise Fleisch unter den Augen der Bavaria über die Theke gehen. Dann allerdings zumindest weniger auf Kosten der Tier- und Umwelt.

Verwendete Quellen
  • Dehoga Bayern: Pressemitteilung vom 16. März
  • eigene Recherchen
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