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Luftwaffe startet ersten Corona-Hilfsflug nach Bayern


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Luftwaffe startet ersten Corona-Hilfsflug nach Bayern

Von dpa
26.11.2021Lesedauer: 3 Min.
A310 MedEvac - Luftwaffe startet mit Corona-HilfsflügenVergrößern des Bildes
Ein Airbus A310 MedEvac der Bundeswehr startet auf dem Flughafen Köln Bonn. (Quelle: Henning Kaiser/dpa/Archivbild/dpa)
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Wegen des drohenden Zusammenbruchs einer geregelten medizinischen Intensivversorgung in Bayern hat die Luftwaffe Hilfsflüge in den Freistaat aufgenommen. Ein in Köln gestarteter Airbus A310 MedEvac landete am Freitag gegen 14.00 Uhr in Memmingen im Allgäu. Von dort sollte die Maschine sechs Corona-Intensivpatienten zum Flughafen Münster-Osnabrück in Nordrhein-Westfalen bringen. Um 16.43 Uhr hob der Airbus in Richtung NRW ab. Die Maschine landete am Abend sicher auf dem Flughafen in Greven bei Münster.

In Bayern werden derzeit 1037 Covid-Schwerkranke intensivmedizinisch behandelt; das ist mehr als ein Drittel aller Intensivpatienten im Freistaat. In rund der Hälfte aller bayerischen Landkreise und größeren Städte sind die Intensivbetten knapp. Deswegen gibt es wachsende Probleme bei der Aufnahme und Versorgung von Notfallpatienten, die zum Teil über sehr weite Strecken transportiert werden müssen.

Verlegungen in andere Bundesländer sind nach Einschätzung der Krankenhäuser aber keine Lösung des Problems, da in Bayern Tag für Tag eine zweistellige Zahl neuer Intensivpatienten hinzukommt. Zudem verfügen auch die Bundesländer im Norden nicht über unbegrenzte Intensivkapazitäten.

So waren in Nordrhein-Westfalen laut Intensivregister im landesweiten Schnitt am Freitag sogar weniger Betten frei als in Bayern. In den beiden größten Bundesländern liegt die Auslastung der Intensivstationen bei über 90 Prozent, ebenso in Baden-Württemberg, Hessen, dem Saarland, Sachsen und Berlin. Die Luftwaffe hält zwei Flugzeuge für den Hilfseinsatz bereit.

Die Patienten, die am Freitag und am Wochenende aus überlasteten bayerischen Krankenhäusern in andere Bundesländer gebracht werden sollen, stammen aus Schwaben, Oberbayern und Niederbayern. Die genaue Zahl könne sich jederzeit ändern, die Verlegungen seien vom Zustand der Patienten abhängig, sagte eine Sprecherin des Innenministeriums in München.

Insgesamt sollen zunächst 50 bayerische Patienten verlegt werden, rund 30 davon bis Sonntag. Die sechs Patienten des ersten Flugs, die laut Innenministerium alle aus Schwaben kommen, sollen in Westfalen weiter behandelt werden - drei in Münster, drei im Umland der Stadt. Bereits in der Nacht zum Freitag waren Covid-19-Patienten aus Straubing und Erding mit einem Intensivtransportwagen nach Fulda in Hessen gebracht worden. Am Freitag sollten zwei weitere Patienten nach Hessen und einer nach Rheinland-Pfalz gefahren werden. Eine maßgebliche Ursache der Krankenhauskrise in Bayern und Sachsen sind nach Einschätzung der meisten Mediziner und Wissenschaftler die niedrigen Impfquoten.

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) rief den Bund zu schnellem Handeln auf. "Corona ist die Bürde unserer Zeit", sagte der CSU-Chef in Neuburg am Inn. "Es ist die größte Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg". In Rosenheim forderte der CSU-Chef zuvor eine "einheitliche Bundesnotbremse", eine Vorverlegung der Ministerpräsidentenkonferenz und eine schnelle allgemeine Impfpflicht - am besten schon am 1. Januar. "Deutschland ist mittlerweile das Corona-Sorgenkind in Europa."

Söder und Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) machten sich am Freitag in den Hotspot-Regionen in Südostbayern ein Bild von der Lage. "Wir sind komplett voll", schilderte Traunsteins Landrat Siegfried Walch (CSU) die Lage an den Kliniken.

Auch Söder selbst steht in der Kritik. In Krankenhäusern und unter vielen Medizinern herrscht seit Wochen großer Ärger über die Politik in Bund und Ländern. Der Hauptvorwurf ist mangelnde Vorbereitung auf eine absehbare Notlage.

Bayerns SPD-Chef Florian von Brunn stellte Söders Eignung als Ministerpräsident in Frage. "Ich habe immer ernstere Zweifel, ob er geeignet ist, dieses Bundesland zu führen", sagte von Brunn am Freitag in München. Er warf Söder "Planlosigkeit" vor, etwa beim Herunterfahren der Impfzentren über den Sommer.

Das Robert Koch-Institut meldete am Freitag 16 552 neue Infektionen und 68 weitere Corona-Tote in Bayern. Insgesamt sind damit seit Beginn der Pandemie 17 304 Menschen im Freistaat an der Lungenkrankheit gestorben.

Die höchste Inzidenz wies demnach der Landkreis Freyung-Grafenau aus - mit 1451,1. Insgesamt lagen zwölf Landkreise und Städte über der 1000er Marke. Am Freitag traten schärfere Regeln in den Landkreisen Regen, Passau und Ostallgäu in Kraft. Dort wurde das öffentliche Leben weitgehend heruntergefahren.

Der CSU-Bundestagsabgeordnete und Mediziner Stephan Pilsinger forderte eine neuerliche Schließung des öffentlichen Lebens vor dem Jahreswechsel. "Um das Schlimmste zu verhindern, ist ein strenger Weihnachtslockdown für alle Bürger ähnlich wie letztes Jahr in Italien notwendig", sagte der Gesundheitspolitiker der "Augsburger Allgemeinen".

Bayerns Polizei und Staatsanwaltschaften ermitteln unterdessen in fast 1300 Fällen (Stand: 24. November, 24.00 Uhr) wegen Verdachts der Manipulation von Corona-Impfpässen. Die Palette reicht von gefälschten Impfpässen über falsche Stempel und Aufkleber bis hin zu Manipulationen um digitalisierte Impf-Zertifikate, wie eine Sprecherin des Landeskriminalamtes sagte. Die Zahl entwickele sich "sehr dynamisch".

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