Wegen Rauch aus Kanada Luftverschmutzung: München kurzzeitig auf Platz eins

Statt blauem Himmel gibt’s derzeit in München nur einen trüben Schleier. Ein Blick über den Atlantik könnte die Erklärung liefern.
Sommerlich-warme Temperaturen haben am Dienstag in München und im Umland der Landeshauptstadt Einzug gehalten. Im wahrsten Sinne getrübt wurde das Wetter aber durch eine merkwürdige Farbe am Himmel: milchig-grau statt blau. Was steckt dahinter?
Eine Ursache dafür liegt tausende Kilometer von der bayerischen Landeshauptstadt entfernt. Wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Dienstag mitteilte, sorgt derzeit Rauch von kanadischen Waldbränden für den verschleierten Himmel über Teilen Europas. Besonders in Süddeutschland, aber auch in Frankreich, der Schweiz, Österreich und Italien, sei dieser Effekt deutlich spürbar.
Der Himmel erscheine dort trotz fehlender Wolken nicht blau, sondern sei mit einem "milchig-grauen Schleier bedeckt", so der DWD. Das Phänomen war am Dienstag auch in Nürnberg zu beobachten.
Diese ungewöhnliche Wetterlage sei auf die zahlreichen Waldbrände in Kanada zurückzuführen, die bereits seit Mitte Mai wüten. Eine der Ursachen sei laut DWD sogenannte "zombie fires", Brände aus 2023, die unterirdisch überwintert haben. In Kombination mit heißen und trockenen Bedingungen im Mai habe dies zur Entstehung neuer Feuer geführt. Der Rauch wird durch westliche Strömungen über den Atlantik bis nach Europa getragen.
Die Rußpartikel ließen nicht nur sichtbar den Himmel verdunkeln, sondern sorgten auch für denkbar schlechte Messwerte bei der Luftverschmutzung. München lag sogar unter den weltweiten Großstädten mit der höchsten Luftverschmutzung kurzzeitig auf Platz eins, wie wie aus der Übersicht des Schweizer Luftqualitätstechnologie-Unternehmens IQAir hervorging.
Auf einer Live-Rangliste der Großstädte mit der höchsten Luftverschmutzung weltweit befand sich München am Dienstagnachmittag sogar auf Platz eins. Rund zwei Stunden lang war München auf dem Spitzenrang, noch vor der indischen Hauptstadt Delhi. Am Dienstagabend fiel München dann wieder auf Platz vier zurück.
Graue Schleier am Himmel: Auch in großen Teilen der Alpen
Der Rauch komme dabei nicht gleichmäßig in Europa an, sondern sei in Wolken aus Rauch aufgeteilt, die teils mehrere Hundert Kilometer lang seien. Eine solche Rauchwolke liege seit dem gestrigen Pfingstmontag über Deutschland. Sichtbar werde diese besonders dann, wenn keine Wolken aus Wassertröpfchen am Himmel seien. So sei der Himmel trotz fehlender Wasserwolken nicht blau, sondern mit einem milchig-grauen Schleier bedeckt.
Satellitenbilder zeigten laut DWD eindrucksvoll das Ausmaß dieses Phänomens. "Große Teile der Alpen erscheinen ohne grauen Schleier", während in tieferen Lagen "die mit Feinstaub aus den Bränden angereicherte Luft" sichtbar sei. Zudem dokumentieren Webcambilder aus den Alpen eine deutliche Sichteintrübung und das Absinken der Rauchschicht.
Der DWD prognostiziert kurzfristig keine vollständige Auflösung des Rauchs im Alpenraum. Solange die Waldbrände in Nordamerika anhalten und die Strömungsverhältnisse günstig bleiben, könnte immer wieder Rauch Europa erreichen.
- iqair.com: Live-Rangliste der Städte mit der höchsten Luftverschmutzung
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