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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Überfall in Unterschleißheim Räuberbande späht Hotelbesucher aus und klaut Luxusuhren

2024 späht eine Bande aus dem Ausland Hotelgäste in Unterschleißheim aus und klaut ihnen Luxusuhren. Ein Vorgehen, das kein Einzelfall zu sein scheint.
Eine Bande aus dem Ausland soll sich zusammengeschlossen haben, um in deutschen Großstädten ihre Opfer auszuspähen und sie später auszurauben – unter anderem auch in München. Dabei sollen die Täter es im Juni 2024 auf Besucher einer Schmuckmesse in Unterschleißheim abgesehen haben. Am Dienstagvormittag musste sich ein Bandenmitglied vor dem Landgericht München wegen schweren Bandendiebstahls in drei Fällen verantworten.
Potenzielle Opfer waren Gäste eines Vier-Sterne-Hotels
Konkret sollen der 45-jährige Angeklagte und seine Komplizen Ende Juni 2024 in München zugeschlagen haben. Die Staatsanwältin geht in der Anklage von mindestens vier weiteren Mittätern aus. Dem Kolumbianer wird vorgeworfen, im vergangenen Jahr gemeinsam mit dem Rest der Bande aus Frankreich nach Deutschland eingereist zu sein.
In München sollen sie sich dann einen Leihwagen gemietet haben, um rund um eine Schmuck- und Uhrenmesse in Unterschließheim ihre Opfer auszuspähen. Die Bande habe dann, so die Anklage weiter, einen passenden Zeitpunkt abgewartet, um die Wertgegenstände ihrer Opfer zu stehlen. Konkret sollen sie auf dem Parkplatz vor dem Vier-Sterne-Hotel Infinity im Andreas-Danzer-Weg von ihrem Mietwagen aus die Hotelbesucher beobachtet haben.
Luxusuhren der Marke Patek und Cartier geklaut
Ihrem Opfer, einem Hotelgast, sollen der Angeklagte und sein Komplize vom Hotel zu einem asiatischen Bistro gefolgt sein. Dort warteten sie, bis der Geschädigte seinen Rucksack abstellte. In diesem befanden sich rund 16.000 Euro Bargeld sowie vier Luxusuhren der Marken Patek und Cartier im Gesamtwert von etwa 160.000 Euro. Als das Opfer aufstand, um sich etwas zu essen zu holen, soll der Angeklagte zugeschlagen haben: Er stahl den Rucksack und rannte weg. Laut Anklage stieg er dann in den Mietwagen und flüchtete.
Der 49-jährige Angeklagte sitzt am Dienstagvormittag mit hellblauem T-Shirt und Jeans neben seiner Dolmetscherin. Zu den Vorwürfen der Staatsanwältin lässt er von seinem Verteidiger Bernd Gutowski eine Erklärung abgeben. Darin heißt es, dass er an der beschriebenen Tat beteiligt war und diese auch so ausgeführt habe. "Er hat bei der Vernehmung seine Mittäter und seinen Auftraggeber genannt. Von weiteren eventuellen Mittätern kennt er die Namen nicht", sagt Verteidiger Gutowski.
Angeklagter benutzte mehrere Pseudonyme
Dem Gericht liegt außerdem die Übersetzung eines Urteils des Pariser Landgerichts vor. Bereits im Dezember 2007 war der Angeklagte, der verschiedene Pseudonyme benutzte, wegen versuchten schweren Diebstahls in zwei Fällen schuldig gesprochen worden.
Das Vorgehen scheint kein Einzelfall zu sein. Erst am Montag hatte die Polizei einen Zeugenaufruf gestartet. Unbekannte hatten zwei Tage zuvor zwei Touristen in Unterschleißheim überfallen und ausgeraubt. Auch sie wollten ihre Ware auf einer Schmuckmesse in Unterschleißheim verkaufen.
Steckt eine Masche hinter den Überfällen?
Auf Nachfrage von t-online bestätigt die Münchner Polizei, dass es sich bei dem Fall am Samstag ebenfalls um Gäste des Hotels Infinty in München handelte. Diese seien für eine Uhrenmesse in dem Hotel in die Stadt gereist. Ob eine Masche dahintersteckt, dazu kann sich die Polizei nicht äußern. Auszuschließen wäre es jedoch nicht, solche Veranstaltungen sei für Diebe prädestiniert.
Für den Prozess sind insgesamt fünf Prozesstage anberaumt. Ein Urteil könnte demnach am 21. Mai fallen.
- Reporterin vor Ort