Kritik von Greenpeace Castor-Transport mit Atommüll unterwegs nach Niederbayern

Ein Castor-Transport ist unterwegs nach Niederbayern. Die Behälter mit Atomabfällen werden im Zwischenlager am Standort Isar im Landkreis Landhut eingelagert.
Sieben Castor-Behälter mit hoch radioaktivem Abfall sind auf dem Weg von Großbritannien nach Deutschland. Ein Spezialschiff habe am Mittwoch den Hafen in Barrow-in-Furness verlassen, teilten die Gesellschaft für Nuklear-Service (GNS) in Essen und das britische Unternehmen Sellafield Ltd mit. Die Behälter sollen über einen deutschen Hafen in das Zwischenlager in Niederaichbach (Landkreis Landshut) in Niederbayern gebracht werden.
Die Castor-Behälter sollen vom Hafen aus in Eisenbahnwaggons weitertransportiert werden. Details zur Route des Transportes sowie zum Zeitplan werden laut GNS aus Sicherheitsgründen nicht veröffentlicht. Atomgegner haben Kundgebungen und Mahnwachen angekündigt, etwa für Sonntag in Bremen und für Montag in Göttingen.
Zur Rücknahme des Atomabfalls verpflichtet
Es handelt sich um Atomabfälle, die nach der Wiederaufarbeitung von Brennelementen aus deutschen Atomkraftwerken im britischen Sellafield übrig geblieben sind. Die Bundesrepublik Deutschland sowie die deutschen Kraftwerksbetreiber haben sich verpflichtet, diesen Abfall zurückzunehmen. Zwischen Deutschland und Großbritannien gibt es eine völkerrechtliche Vereinbarung hierzu.
Umgesetzt wird der Transport von der GNS, die die Castor-Behälter entwickelt hat und herstellt. Für die Absicherung sorgen Angaben der Polizei zufolge Bundespolizei, Bundesbereitschaftspolizei sowie Landespolizei. Auch die Reiterstaffel Berlin soll während des Transportes durch Niederbayern im Einsatz sein.
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Die Umweltschutzorganisation Greenpeace kritisierte die Rückkehr des Atommülls als "das Ergebnis einer verfehlten Energiepolitik, die mehr als fünf Jahrzehnte auf Atomkraft setzte". Wo der radioaktive Atommüll bleiben soll, sei und bleibe ungeklärt, sagte eine Sprecherin.
Ähnlich äußerten sich die Grünen im bayerischen Landtag: "Wir brauchen jetzt eine ehrliche und öffentliche Debatte darüber, wie wir die Sicherheit für die verlängerte Zwischenlagerung erhöhen können", wird Martin Stümpfig, Sprecher für Energie der Landtags-Grünen, mit Blick auf Markus Söders Atomkraft-Pläne in einer Mitteilung zitiert. Der bayerische Ministerpräsident hatte zuletzt mehrfach einen Ausbau der Kernenergie gefordert, jedoch ohne Lösungen für die Lagerung des Atommülls zu nennen.
Wiederaufarbeitung in England und Frankreich
Das Zwischenlager befindet sich am Standort Isar des ehemaligen Kernkraftwerkes Isar. Dessen Block I ist 2011 abgeschaltet worden, Block II wurde 2023 vom Netz genommen. Aus diesen stillgelegten Blöcken stammten die abgebrannten Brennelemente, die bereits im Zwischenlager Isar in Castor-Behältern gelagert seien, sagte ein Sprecher des Betreibers, der Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ). Nun kommen sieben Castor-Behälter mit Atomabfällen aus Sellafield hinzu.
Bis zum Jahr 2005 sei es gängige Praxis gewesen, dass ein Teil der in Deutschland verbrauchten Brennelemente in Wiederaufarbeitungsanlagen nach Frankreich und Großbritannien gebracht wurden, erläuterte die GNS. Diese Praxis wurde von der Bundesregierung 2005 gesetzlich beendet.
Aus Sellafield müssen insgesamt noch 14 Castor-Behälter zurückgenommen werden. Neben den sieben, die an den Standort Isar gehen, sollen sieben weitere nach Brokdorf (Schleswig-Holstein) gebracht werden. Sechs Behälter aus Sellafield waren bereits 2020 in Biblis (Hessen) zwischengelagert worden.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- Mitteilung der Grünen im Bayerischen Landtag per E-Mail vom 28.3.2025