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München

Studie: Gab es Missbrauchsnetzwerke im Münchner Jugendamt?


Es gibt "Hinweise"
Gab es Missbrauchsnetzwerke im Jugendamt?

Von dpa
04.02.2025 - 17:25 UhrLesedauer: 2 Min.
KindesmissbrauchVergrößern des Bildes
Ein Kind in einem Heim (Symbolbild). Mehr als 200 Betroffene haben sich bislang gemeldet. (Quelle: Jan Woitas/dpa/dpa-bilder)
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Nach der Bereitstellung von 35 Millionen Euro für Betroffene von sexuellem Missbrauch will die Stadt die Fälle nun wissenschaftlich aufarbeiten. Gab es pädophile Netzwerke?

Gab es in der Vergangenheit pädophile Netzwerke im Münchner Jugendamt? Dieser Frage geht die Stadt mit einem wissenschaftlichen Forschungsprojekt nach, das Missbrauchsfälle in Heimen, Pflege- und Adoptivfamilien systematisch aufarbeiten soll.

Es gebe "Hinweise auf die Arbeit von Netzwerken", sagt die Direktorin des projektleitenden Deutschen Jugendinstituts (DJI), Sabine Walper – und darauf, dass auch Mitarbeiter des Jugendamtes "untereinander kooperiert" hätten. Untersucht werden Fälle zwischen 1945 und 1990, in denen Minderjährige vom Münchner Jugendamt in Heimen oder Familien untergebracht wurden.

35 Millionen Euro vom Stadtrat

Die bisherigen Informationen stützen sich auf die Aussagen von Betroffenen, die sich seit 2021 bei der eigens dafür eingerichteten Anlaufstelle beim Münchner Kinderschutz gemeldet haben. 210 Anträge auf Soforthilfen oder Anerkennungsleistungen sind dort bislang eingegangen. Wie Sozialreferentin Dorothee Schiwy (SPD) mitteilte, wurden bislang 4,3 Millionen Euro an Soforthilfen ausgezahlt und 930.000 Euro an Anerkennungsleistungen. 35 Millionen hat der Stadtrat für die Anerkennungsleistungen insgesamt bereitgestellt.

München ist die erste Kommune in Deutschland, die sich die systematische Aufarbeitung von Missbrauchsfällen und die Unterstützung Betroffener auf die Fahnen geschrieben hat und Millionen dafür zur Verfügung stellt. "Zum ersten Mal erkennt eine Kommune das Leid Betroffener durch Gewalt, Missbrauch und Vernachlässigung in Heimerziehung, Pflege- und Adoptivfamilien an und stellt zudem einen stattlichen Betrag für Hilfe bereit", sagte die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Kerstin Claus, dazu im August.

"Das Vorgehen der Stadt München bei der Aufarbeitung der Heimerziehung ist beispielhaft", sagt der Sprecher der Betroffeneninitiative "Eckiger Tisch", Matthias Katsch. "Auch wenn es spät kommt – für manche Betroffene sogar zu spät. Denn: Die meisten Opfer der Heimerziehung in Deutschland sind bereits im Rentenalter." Er bekräftigte seine Forderung nach mehr politischer Unterstützung für die Aufarbeitung – und forderte einen Staatsakt im Parlament für die Betroffenen.

Mehr Verantwortungsübernahme von Bund und Bayern gefordert

Warum nicht noch mehr Städte in Bayern und Deutschland dem Münchner Beispiel folgen, ist Ignaz Raab ein Rätsel. Der Vorsitzende einer von der Stadt einberufenen Expertenkommission berichtet von Betroffenen aus anderen Städten in Bayern, die bei ihm anriefen, weil ihre Kommune keinen Ansprechpartner dafür habe. "

Warum sind wir immer noch die einzige Kommune, die aufarbeitet?", fragt er. "Die Kinder waren in staatlicher Obhut und haben solches Leid erfahren müssen, das kann nicht sein", sagt er und fordert mehr Verantwortungsübernahme von Bund und Bayern, ein staatliches Dach und einheitliche Kriterien. Diese braucht es seiner Ansicht nach auch, um Druck auszuüben auf Institutionen, die es der Kommission und den Wissenschaftlern bei der Aufarbeitung der Fälle schwer machen. Dabei fällt auch der Name Piusheim.

Das frühere katholische Jugendheim im Landkreis Ebersberg war vor einigen Jahren in die Schlagzeilen geraten. Auch dort war von schwersten Gewalttaten und möglichen Missbrauchsnetzwerken die Rede. "Wir appellieren an den bayerischen Landtag nach diesem Vorbild auch andere Einrichtungen in Bayern aufarbeiten zu lassen, wie etwa das berüchtigte Piusheim südlich von München, in dem auch Kinder aus anderen Teilen Deutschlands untergebracht wurden", sagt Katsch vom "Eckigen Tisch".

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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