Deutliche Worte vom Chef Diese drei Edeka-Filialen boykottieren den Feuerwerksverkauf
Ein Münchner Edeka-Händler verzichtet auf das lukrative Silvestergeschäft mit Böllern. Seine bewegende Vergangenheit spielt dabei eine besondere Rolle.
Während deutschlandweit die Regale mit Silvesterfeuerwerk innerhalb weniger Stunden leergekauft sind, geht ein Münchner Edeka-Händler einen anderen Weg: Hajrudin Jusic verzichtet in seinen drei Filialen bewusst auf den Verkauf von Böllern und Raketen.
Betroffen von der Entscheidung sind diese drei Geschäfte: die Edeka-Filiale an der Bajuwarenstr. 71 in Trudering-Riem, die Filiale an der Balanstr. 105 in Ramersdorf-Perlach und das Geschäft in den Riem-Arcaden.
"Wir verzichten den Kindern, den Tieren, der Umwelt zuliebe auf jede Menge Umsatz, aber wir wollen ein Vorbild sein und hoffen auf viele Nachahmer", erklärt der Unternehmer seine Entscheidung auf Facebook. Dabei entgeht ihm ein Geschäft im Wert von mehreren zehntausend Euro.
Ihm sei bewusst, dass er damit auch "den ein oder anderen Kunden" verärgern werde. Bisher hätten sich nur wenige Geschäfte seinem bereits seit Jahren stattfindenden Feuerwerksboykott angeschlossen, Jusic hofft auf Nachahmer. Im Ruhrgebiet erklärten kürzlich die Betreiber von drei Rewe-Filialen, in diesem Jahr ebenfalls keine Feuerwerkskörper verkaufen zu wollen.
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Hinter dieser Entscheidung steckt auch eine persönliche Geschichte: "Ich bin ein Kriegskind, bei mir wecken Böller und Raketen böse Erinnerungen", sagte Jusic der "Bild"-Zeitung am Montag. Ende 1993 floh er als Neunjähriger mit seiner Mutter vor dem Krieg in Bosnien nach Deutschland. Im Krieg verlor er seinen Vater und seinen Bruder, die beide getötet wurden.
In Bayern baute sich Jusic ein neues Leben auf, absolvierte eine Ausbildung zum Kaufmann und leitet heute die drei Münchner Edeka-Filialen. Seine Haltung zum Feuerwerksverkauf findet in den sozialen Medien großen Zuspruch. "Bravo, guter Zug" und "Respekt, die Tiere werden es euch danken", lauten einige der Reaktionen.
Pyrotechnik-Industrie bietet dieses Jahr mehr Feuerwerk an
Pyrotechnik für die Neujahrsnacht darf nur an den letzten drei Werktagen des Jahres über den Ladentisch gehen. Zahlreiche Menschen begaben sich gleich zum Verkaufsstart in Supermärkte, Discounter und andere Läden auf Einkaufstour – teils mit Einkaufswägen, Rollbehältern oder sogar Hubwägen.
Der Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) rechnet gegenüber dem Vorjahr mit 15 Prozent mehr Ware in den Läden. 2023 verzeichnete die Branche nach eigenen Angaben einen Umsatz von 180 Millionen Euro. Die Böller-Branche verzeichnete zuletzt einen Trend weg von bloßen Knallkörpern hin zu Verbundfeuerwerken und Feuerwerksbatterien – diese Produkte machen demnach inzwischen 50 Prozent des Umsatzes aus.
Raketen- und Böllerfans müssen jedoch auch dieses Jahr in vielen Städten Deutschlands genau darauf achten, wo sie Feuerwerk zünden dürfen – und wo das verboten ist. Aus Brandschutzgründen und zum Schutz vor Verletzungen haben zahlreiche Kommunen Böllerverbotszonen eingerichtet.
- facebook.com: Video von Edeka Jusic
- bild.de: Darum verkauft ein Münchner Edeka-Chef KEIN Feuerwerk
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa