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München | Wiesn: Aktivisten hängen Plakate mit kotzendem Münchner Kindl auf


Guerilla-Aktion
Aktivisten hängen Plakate mit sich erbrechendem Münchner Kindl auf


08.10.2024 - 15:29 UhrLesedauer: 2 Min.
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Eines der aufgehängten Plakate: Die Aufmachung ist eine Anspielung an das Kindermagazin "Geolino".Vergrößern des Bildes
Eines der aufgehängten Plakate: Die Aufmachung ist eine Anspielung auf das Kindermagazin "Geolino". (Quelle: DIES IRAE)

Das Oktoberfest gerät ins Visier einer Aktivisten-Gruppe. Diese will mit einer Guerilla-Plakataktion auf die Folgen von Alkoholmissbrauch aufmerksam machen.

Das Adbusting-Kollektiv "Dies Irae" hat kurz vor dem Ende des Oktoberfestes mit einer Plakat-Aktion in München für Aufsehen gesorgt. Die Gruppe kaperte nach eigenen Angaben am vergangenen Samstag 30 Werbekästen im Stadtgebiet – unter anderem an den ÖPNV-Stationen Theresienwiese, Hauptbahnhof und Poccistraße – und hängte in diesen eine Persiflage des diesjährigen, offiziellen Wiesn-Plakats auf. Darauf zu sehen: ein sich übergebendes Münchner Kindl mit zwei Bierkrügen in den Händen sowie der Schriftzug "Exzessfest München".

Das bedeutet Adbusting

Bei der Aktivistengruppe "Dies Irae" handelt es sich um ein sogenanntes Adbusting-Kollektiv, welches seit 2013 deutschlandweit mit Guerilla-Plakataktionen von sich reden macht. "Adbusting" ist eine Aktionsform, bei der bestehende Außenwerbung durch Umgestalten oder Überkleben verändert oder parodiert wird, um eine andere Botschaft zu transportieren oder die bestehende ins Lächerliche zu ziehen. Der Begriff setzt sich aus den englischen Wörtern "ad" als Kurzform von advertisement (Werbung) und "bust" (umgangssprachlich: zerschlagen) zusammen.

Die Gruppe kritisierte, dass Kinder zwar keine Zielgruppe des Oktoberfestes seien, durch die sehr verspielte, niedliche und kindliche Aufmachung des Originalplakats aber von diesem angesprochen würden. Mit der Aktion wolle man die "Realität auf der Wiesn in korrigierter Form" zeigen. Die Aufmachung der nicht autorisierten Plakate mit dem Titel "Alkolino" sei an das Cover des Kindermagazins "Geolino" angelehnt und gespickt mit Anspielungen auf den Umgang mit Alkohol in der Gesellschaft, teilte "Dies Irae" in einer Stellungnahme mit.

Anspielung auf zwei frühere bayerische Minister

So wird auf dem Plakat unter anderem mit einem Interview mit CSU-Politiker Otto Wiesheu geworben. Dieser hatte 1983 auf der Autobahn zwischen München und Nürnberg unter Alkoholeinfluss einen tödlichen Unfall verursacht. Später wurde er dafür wegen fahrlässiger Tötung und Gefährdung des Straßenverkehrs zu einer zwölfmonatigen Bewährungsstrafe sowie zu einer Geldstrafe von 20.000 Mark verurteilt.

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Seiner politischen Karriere tat dies aber keinen Abbruch. Zehn Jahre nach dem Unfall wurde Wiesheu zum Bayerischen Staatsminister für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie ernannt. "Bayern hat es fertiggebracht, jemanden zum Verkehrsminister zu machen, der besoffen am Steuer wegen fahrlässiger Tötung verurteilt ist", erklärte eine Sprecherin den Titel "Karriere statt Knast" des fiktiven Interviews auf dem Plakat.

Außerdem verspricht das erfundene Kindermagazin Tipps, wie man nach zwei Maß Bier noch Roller fahren kann. Eine Anspielung auf den ehemaligen Bayerischen Ministerpräsidenten Günther Beckstein (CSU). Der erklärte vor zehn Jahren, dass man sich nach zwei Litern Bier durchaus noch hinters Steuer setzen könne – wenn man diese verteilt über sechs bis sieben Stunden auf dem Oktoberfest getrunken habe.

Sechs alkoholisierte Minderjährige auf der Wiesn aufgegriffen

"Wenn diese Wiesn-Plakate schon Kinder ansprechen, dann sollten sie auch zeigen, wozu Alkohol führt", rechtfertige die Sprecherin von "Dies Irae" die Guerilla-Aktion: "Ganz nüchtern betrachtet rebelliert dein Körper gegen das Gift und du speist es aus." Die Werbevitrinen seien mittels einfacher Steckschlüssel aus dem Baumarkt geöffnet und die Plakate sachgerecht in die Kästen eingehängt worden. Laut der Gruppe sei weder ein Sachschaden entstanden, noch seien Plakate entwendet worden.

Auf dem diesjährigen Oktoberfest wurden nach Angaben der Stadt München insgesamt rund sieben Millionen Liter Bier ausgeschenkt. Für Aufsehen sorgte der Fall eines Touristen aus Großbritannien, bei dem ein Atemalkoholwert von 3,78 Promille gemessen wurde. Erfreulich war nach Angaben der Aicher Ambulanz hingegen, dass sich der schon 2023 festgestellte Rückgang an behandlungsbedürftigen, stark alkoholisierten Jugendlichen fortsetzte. Der Jugendschutz kümmerte sich darüber hinaus um insgesamt sechs alkoholisierte Minderjährige.

Verwendete Quellen
  • Pressemitteilung von Dies Irae
  • instagram.com: Beitrag von @nervtjeden
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