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München

Streit um Luxus-Hotel "Schlierseer Hof": Jetzt spricht Investor de Alwis


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Vor dem Bürgerentscheid
Streit um "Schlierseer Hof": "Es werden falsche Tatsachen verbreitet"

InterviewVon Patrick Mayer

01.03.2024Lesedauer: 4 Min.
Große Pläne für den Schliersee, am Ende zu groß? Hotelier Walter de Alwis mit Ehefrau und Mitinhaberin Ute de Alwis sowie Sohn Marcel de Alwis (von links).Vergrößern des Bildes
Große Pläne für den Schliersee, am Ende zu groß? Hotelier Walter de Alwis mit Ehefrau und Mitinhaberin Ute de Alwis sowie Sohn Marcel de Alwis (von links). (Quelle: Familie de Alwis)

Ein Bürgerentscheid soll über das geplante Luxus-Wellness-Hotel am Schliersee entscheiden. Investor Marcel de Alwis macht davon im Interview mit t-online das gesamte Vorhaben abhängig.

Ein neues Luxushotel direkt am Ufer des Schliersees soll 55 Millionen Euro kosten, inklusive Wellnessbereich sowie einem Pool direkt am Ufer. Die Hoteliersfamilie de Alwis hat große Pläne für den "Schlierseer Hof". Doch eine Bürgerinitiative wehrt sich gegen das Vorhaben, sie hat einen Bürgerentscheid erwirkt. Den Kritikern ist der Hotelkomplex mit 116 statt bisher 46 Zimmern zu groß. Am 5. Mai soll in Schliersee abgestimmt werden. Dabei geht es auch um die Frage: Wohin soll die Tourismusbranche am Schliersee künftig steuern? t-online hat mit Hoteldirektor Marcel de Alwis (25) gesprochen.

t-online: Herr de Alwis, es kommt zum Bürgerentscheid über Ihr Hotel. Wie geht es Ihnen damit?

Marcel de Alwis: Wenn beim Bürgerentscheid die Mehrheit mit Ja abstimmt, sprich, es für uns negativ ausgeht, werden wir nicht mit dem "Schlierseer Hof" weitermachen können. Vonseiten der Bürgerinitiative wurde immer kommuniziert, dass sie gar nicht gegen einen Neubau sei, sondern nur gegen die geplante Größe. Aber jetzt muss man das leider so sehen, dass die Fragestellung des Bürgerentscheids bei einem Ja den Leerstand oder den Verkauf des "Schlierseer Hofs" besiegeln würde.

Warum?

Inhalt der Wahlfrage ist, dass man nicht höher bauen darf als der Bestand, also 17 Meter. Dass man nicht größer bauen darf und dass man den Parkplatz nicht überbauen darf. Das macht das Hotelprojekt wirtschaftlich unmöglich.

Wie wollen Sie die Bürger auf Ihre Seite ziehen?

Wir sehen hier unsere Heimat, das geht an die Emotionen. Ich bin sogar noch in die jetzt leerstehende Grundschule Schliersee gegangen. Hier tut sich nichts. Jeder beschwert sich. Der Leerstand bestimmt das Ortsbild. Leute, die anfangs dagegen waren und sich dann mit unserem Projekt beschäftigt haben, sind jetzt dafür. Deshalb kämpfen wir. Dieses Hotel wäre ein Mehrwert für Schliersee. Es sind Visualisierungen aufgetaucht, die nicht von uns stammen. Es wurden absichtlich Bilder von einem grauen Betonklotz an jeden Haushalt verteilt. Wir wollen den Einheimischen darlegen, was wir wirklich planen.


Quotation Mark

Es wurden absichtlich Bilder von einem grauen Betonklotz an jeden Haushalt verteilt.


Investor marvcel de alwis


Und zwar?

Es gibt kaum noch größere familiengeführte Hotels in unserer Region. Diese sterben aus oder werden verkauft. Jene Gäste, die ein familiäres Flair haben wollen, fahren nach Österreich. Wir haben es so schön in unserer Region. Wir schaffen es aber außerhalb des Sommers nicht, die Leute zu uns zu holen. Außerdem kann ich die Pensionen beruhigen: Wir nehmen ihnen keine Stammgäste weg. Wir wollen ein Hotel für jedermann und eben nicht das Luxussegment ansprechen. So ein Hotel wird durch seine Bekanntheit zusätzliches Geschäft für alle generieren – egal ob Frühstückspension, Zimmer auf dem Bauernhof oder Ferienwohnung. Würden wir ein Stockwerk streichen, würden wir beim Bau zehn Millionen Euro sparen.

Was würde das aber für Ihr Geschäft bedeuten?

Dann müssten wir mit den Raten hochfahren wie in Südtirol, mit 900 bis 1.000 Euro die Nacht für ein Doppelzimmer. Dieser Typ Gast, den wir damit ansprechen würden, würde aber nicht an den Schliersee passen. Deswegen planen wir mit einer Rate von 340 Euro die Nacht das Doppelzimmer. Und das geht wirtschaftlich nur mit der geplanten Größe. Freunde von mir, die Hotels haben, haben zu mir gesagt: "Marcel, spinnst du! Nimm die Restaurants raus, plane zwei Stockwerke weniger. Geh auf das High-End-Segment, spar dir beim Neubau 20 Millionen Euro und spar dir Mitarbeiter." Aber das ist nicht das, was wir wollen. Das "Hotel Terofal" steht zum Verkauf. Die "Lunchery Slyrs" macht Ende März zu. Die "Post" und das "Hotel Reiter" sind seit Jahren zu. Ich verstehe nicht, warum man nicht daraus lernt.

Grünen-Politiker Gerhard Waas, der Teil der Bürgerinitiative ist, hat Ihnen im Interview mit t-online vorgeworfen, dass Sie mit der geplanten Markthalle im Hotel die Wertschöpfungskette der Gemeinde durchbrechen wollen.

Es macht mich traurig. Wir präsentieren ihm und den in der Bürgerinitiative sitzenden Gemeinderäten seit zwei Jahren unser Konzept, und dennoch werden verängstigende und falsche Tatsachen verbreitet. Seit der ersten Skizze planen wir mit einer Markthalle, damit lokale Anbieter wie der Metzger, der Bäcker, die Fischerei eine weitere Verkaufsplattform haben. Der Gast könnte vom selben Bäcker Brot kaufen, das er zum Frühstück gereicht bekommt. Der Gast könnte den Schlierseer Saibling, den er als Tartar gegessen hat, bei uns kaufen.

Sie planen mit 110 Mitarbeitern. Es wird kritisiert, dass sich diese das Wohnen am Schliersee gar nicht leisten könnten.

Wir haben schon jetzt 25 Mitarbeiter, die größtenteils im Ort wohnen. Wir renovieren unser Personalhaus, in dem rund 40 Mitarbeiter wohnen können. Und wir suchen nach einer zweiten Immobilie, mit der wir es schaffen würden, die meisten der geplanten Mitarbeiter in der Gemeinde wohnen zu lassen.

Wie viel haben Sie vorab investieren müssen?

Wir haben 2,7 Millionen Euro in die Planung gesteckt und mussten die Architekten sowie die Baufirmen jetzt auf Halt setzen. Im schlechtesten Fall haben wir das ganze Geld in den Sand gesetzt. Die Banken warten, damit sie finanzieren können. Sie würden aber nicht finanzieren, wenn es ein kleineres Hotel werden soll.


Quotation Mark

Ich verstehe nicht mehr, was Grünen-Politik ist.


MARVCEL DE ALWIS


Wenn Sie sich in Österreich oder in Südtirol umhören, was sagt die Hotellerie zum Ringen am Schliersee?

Die sind noch emotionaler als wir. Die sagen, dass man uns woanders den roten Teppich ausrollen würde. Wenn ein Einheimischer 55 Millionen Euro investieren und auf einer versiegelten Fläche bauen will – die verstehen nicht, warum das nicht gehen soll. Ich verstehe dagegen nicht mehr, was Grünen-Politik ist. Wenn man sich die Website der Grünen anschaut, steht da, man solle in die Höhe und weniger Parkplätze bauen. Und bei den Schliersee-Grünen ist das anders? Wir haben in Deutschland die schlechteste Wirtschaftswachstumsprognose der EU, manche verstehen den Knall trotzdem nicht. Wir haben kürzlich eine E-Mail von einem Grundstücksbesitzer von der Ostsee bekommen. Er hat geschrieben: "Kommt hier vorbei! Ihr werdet gefördert und bekommt einen guten Preis für ein Grundstück am Meer." Wir wollen aber nicht weg. Schliersee ist unsere Heimat.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Hotelier Marcel de Alwis, Schlierseer Hof
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