Oktoberfest Rikscha-Fahrer auf der Wiesn: "Ich bin keine Wanderhure"
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Wie ist es eigentlich, zur Wiesn-Zeit als Rikschafahrer in München zu arbeiten? t-online hat exklusiv mit einem Fahrer gesprochen.
"Gestern kam einer, der hatte sich schon eingepisst. Der hätte alles bezahlt, aber den habe ich dann natürlich nicht mitgenommen." Mark G. (Name geändert) ist Rikschafahrer in München. Zum zweiten Mal fährt er nach der Wiesn Besucher da hin, wohin sie wollen. Mit Licht, lauter Musik und guter Laune. Ein Angebot, das viel genutzt wird.
Denn zum einen sind die Rikschas oft schneller als Taxis. Vor allem aber auch: "Weil es ein Erlebnis ist. Es ist kein Transport, sondern ein Event. Du kannst deine Musik anmachen. Du kannst drin rauchen. Wir hören ständig: 'Das war so geil!' Viele sagen: 'Das war das Highlight der Wiesn für mich.'"
"Es muss mir Spaß machen und meinen Gästen auch." G. macht den Job wahnsinnig gerne. Auch nächstes Jahr will er wieder dabei sein. Denn auch finanziell lohnt es sich für ihn. "Meine teuerste Fahrt dieses Jahr war nach Bogenhausen. Da habe ich hundert Euro bekommen." Noch lohnender ist allerdings oft das Trinkgeld.
"Das war für mich die schönste Fahrt dieses Jahr"
"Gestern hatte ich eine amerikanische Familie mit zwei Kindern. Die Fahrt hat 50 Euro gekostet. Bezahlt haben sie mir 200 Euro, einfach, weil sie den Service so gut fanden. Das war die schönste Fahrt für mich dieses Jahr."
Der Klassiker für die Wiesn-Rikschafahrer: die Fahrt von der Theresienwiese zum Hauptbahnhof. Hier schwanken die Preise stark. "Untertags kostet die Fahrt 18 bis 20 Euro. Abends, wenn der große Run kommt, zahlen die Gäste 30 bis 35 Euro. Das ist halt Marktwirtschaft. Angebot und Nachfrage." Wenn er 14 Tage auf der Wiesn fährt, "könnte ich auch drei Monate woanders arbeiten."
G. macht den Job vor allem, um Geld zu verdienen. Wie viel genau möchte er nicht sagen. "Aber es lohnt sich. Es ist ne geile Art, Cash zu machen." Dabei zahlt G. einen niedrigen vierstelligen Betrag, um sich eine Rikscha für die Wiesn-Zeit zu mieten. "Würde ich in der Nähe wohnen, würde ich mir 'ne eigenen kaufen."
Rikscha-Fahrer liebt seinen Job
Was dem Fahrer besonders an dem Job gefällt: "Ich arbeite für mich selber. Was ich verdiene, kommt in meine eigene Tasche. Und ich kann mir meine Arbeitszeiten aussuchen." Am liebsten mag G. amerikanische Gäste. "Die wissen Service noch zu schätzen." Das sieht auch eine Wiesn-Kellnerin auch so. Mehr dazu lesen Sie hier.
Doch auch Negativ-Beispiele gebe es leider. "Oft sind die Gäste sehr arrogant. Grad die, die richtig Geld haben." Er nehme aber auch nicht jeden mit. "Ich bin ja keine Wanderhure."
- Reporter vor Ort