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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Razzia beim FC Bayern Usmanow beteuert Unschuld: "Milliarden Euro legal versteuert"
Wegen verdächtiger Kartenkäufe für einen russischen Oligarchen wurden die Räume des FC Bayern durchsucht. Alischer Usmanow pflegt schon länger Beziehungen zum Fußball. Nun äußert er sich gegenüber t-online.
Bis Ende vergangenen Februars residierte der russische Oligarch Alischer Usmanow in Rottach-Egern am Tegernsee. Der Milliardär ist ein großer Fußball-Fan und steht nun im Mittelpunkt um Ermittlungen in einem Geldwäsche-Verfahren. In diesem Zusammenhang durchsuchte die Polizei die Geschäftsstelle des FC Bayern, wie die "Bild" am Freitag berichtete. Bereits am Dienstag sollen Beamte des Bundeskriminalamtes die Allianz Arena und die Zentrale des deutschen Rekordmeisters durchsucht haben.
Die "Süddeutsche Zeitung" bestätigte den Bericht am Samstag. Demnach ging es bei den besagten Ermittlungen um die Anmietung einer Loge durch eine ominöse Firma aus Zypern. Wie die Zeitung berichtet, soll die Firma offenbar mehr als 250.000 Euro für die Loge bezahlt haben. Nach Recherchen der "Süddeutschen" soll das Geld von einem Schweizer Konto gekommen sein. Dahinter soll sich angeblich eine Briefkastenfirma befinden, hinter der Usmanow stecken soll. Der Milliardär gilt als Vertrauter Putins.
Gegenüber t-online beteuert Usmanow seine Unschuld. Er sei Unternehmer, "der Milliarden legal versteuert hat". Warum soll er daher sich "zu Zwecken der Geldwäsche Eintrittskarten für ein Fußballspiel kaufen?" Die Begründung der Ermittler, ihm "Geldwäsche nachweisen zu können, weil er als Fussballfan Spiele des FC Bayern besucht hat, hat eine beinahe schon komische Note". Was ihn wirklich mit dem FC Bayern verbinde, sei die "Liebe zum Fußball und sein Respekt vor diesem großartigen Verein": Als ehemaliger Anteilseigner auch des FC Arsenal sei er "mehr als einmal in der Allianz-Arena" mit dem FC Bayern zusammengekommen.
Usmanow investierte in den FC Everton
Bis 1. März vergangenen Jahres war Usmanow Präsident des Weltfechtverbandes FIE. Seitdem lässt er sein Amt wegen der gegen ihn verhängten EU-Sanktionen ruhen. Als Fan würde er das Stadion "natürlich gerne wieder besuchen, sobald die ungerechtfertigten Sanktionen gegen ihn aufgehoben wurden".
Der gebürtige Usbeke hatte am Tegernsee seit 2011 eines seiner Feriendomizile, die über Off-Shore-Firmen und einer "Tegernsee (IOM) Limited" erworben wurden. Nach eigenem Bekunden liebte er den Tegernsee wegen seiner Berge. Gerne habe er auf dem 1.700 Meter hohen Wallberg Paraglidern beim Start zugesehen. Dass er sich auch bei den örtlichen Fußball-Vereinen habe blicken lassen, davon ist nichts bekannt.
Der milliardenschwere Tycoon engagierte sich lieber in der britischen Premier League. Während Oligarch Roman Abramowitsch 2003 den FC Chelsea London kaufte, der zweimal die Champions-League gewann, investierte Usmanow in den englischen Erstligisten FC Everton, nicht offiziell, sondern über seine USM-Holding. Sie hält Beteiligungen in den Sektoren Metalle, Bergbau, Telekommunikation, Technologie und Internet. "Gegründet wurde sie 2012, um verschiedene Projekte von Alischer Usmanov und seinen Partnern zu rationalisieren und zu konsolidieren", so die Homepage von USM in Russland.
Usmanows Beteiligungen am FC Everton sahen die Namensrechte am Trainingsgelände und auch eine Mitwirkung am Bau eines neuen Stadions vor, wie britische Medien berichten. Mittlerweile hat der Club nach eigenen Angaben wegen Putins Krieg alle Sponsorenverträge mit USM sowie anderen Usmanow-Unternehmen auf Eis gelegt.
Russische Oligarch zahlte Gehalt von italienischem Starcoach
Doch auch zu Hause in Russland hatte Usmanow Millionen für den Fußball übrig. Er erklärte sich bereit, für den russischen Verband zur WM 2018 im eigenen Land einzuspringen und die Millionenansprüche des Nationaltrainers Fabio Capello zu begleichen. Usmanow lieh dem nationalen Verband RFU jene 4,9 Millionen Euro, die dem italienischen Starcoach noch zustanden. Gebracht hatten die Finanzspritzen nicht ganz den erwünschten Erfolg. Russland schied im Viertelfinale aus.
Beim FC Bayern ließ er laut Süddeutscher Zeitung seine Stadionbesuche über einen Gastronomen vom Tegernsee arrangieren. Um die Loge anmieten zu können, haben Usmanows Mitarbeiter demnach sowohl mit der Stadion GmbH als auch mit Funktionären des FC Bayern verhandelt. Laut Informationen der Zeitung soll der Vorwurf sein, dass Usmanow mit Geld "aus nicht legalen Auslandsgeschäften eine Loge erworben habe, ohne dabei selbst in Erscheinung zu treten."
Usmanow schweigt zu brisanten Fragen
Um welchen Gastronom es sich handelt, wie oft er sich mit Uli Hoeneß getroffen hat und ob die Logen-Plätze tatsächlich 250.000 Euro gekostet haben – dazu schweigt er. Erfolgte der Kauf der Karten über seine Firma in Zypern? Usmanows USM Holding ist mit einer Dependance in der Steueroase Zypern registriert ist: mit der USM Holdings Limited.
Noch seien die Ermittlungen nicht abgeschlossen, sagte ein Sprecher der Fahnder und betonte: "Unsere Behörde führt kein Ermittlungs- oder Bußgeldverfahren gegen den FC Bayern München beziehungsweise Verantwortliche oder Angehörige des Vereins."
- Eigene Recherchen
- evertonfc.com: Statement des Vereins
- sport1.de: Milliardär zahlt Capellos Gehalt
- bild.de: "'Usmanov hat nie gegen die Gesetze verstoßen'"
- Pressemitteilung von Alischer Usmanow