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Richard David Precht bei Vortrag in Bayern: "Zeitalter der Krisen"


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Precht fällt katastrophales Urteil
"Das Zeitalter der Krisen geht für uns nicht vorbei"

Von Christof Paulus

28.04.2023Lesedauer: 2 Min.
Richard David Precht bei einem Interview (Symbolbild): In einem Vortrag kritsierte er das Schulsystem in Deutschland massiv.Vergrößern des Bildes
Richard David Precht bei einem Interview (Symbolbild): In einem Vortrag kritsierte er das Schulsystem in Deutschland massiv. (Quelle: IMAGO / Future Image)
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Gerade wird ihm Sexismus vorgeworfen: Richard David Precht ist bekannt für seine kontroversen Positionen. Auch zum Schulsystem hat er sich nun geäußert – er empfindet es als katastrophal.

Philosoph Richard David Precht hat ein vernichtendes Urteil über das deutsche Schulsystem gefällt. Auf dem "Rocketeer"-Festival in Augsburg sagte er, Deutschland habe die falschen Schlüsse aus der Pisa-Studie gezogen. Die Schule raube Kindern ihren Seelenschatz, sie schränke Neugierde und Aufmerksamkeit ein. In der ersten Pisa-Studie im Jahr 2001 hatten deutsche Schüler im internationalen Vergleich erschreckend schlecht abgeschnitten.

Das Problem besteht nach Prechts Ansicht darin, dass man inzwischen zwar den Leistungsstand der Schüler stärker und häufiger überprüfe, dass das jedoch nichts bringe. Kinder mit Gleichaltrigen zu vergleichen, sei jedoch Ausdruck eines "preußischen Sozialismus" – den es auch in Bayern gebe. "Wie gut ein 13-Jähriger Mathe kann, ist aber nicht wichtig. Wichtig ist, wie gut er es zehn Jahre nach der Schule kann", sagte Precht.

Was Richard David Precht über Schulen auch in Bayern sagt

Grundlegende Veränderungen könne es von oben nicht geben, ist Precht überzeugt. Diese müssten von den Schulen selbst angestoßen werden – was diese auch häufig tun. Ausgebremst würden sie dabei jedoch stets von "Kultusbürokraten", die Ideen wie Biologieunterricht im Wald oder Sportunterricht ohne Noten wegen Formalitäten verhindern. Um das zu durchbrechen, bräuchte es ein Vorgehen der Schulen in der "Semi-Legalität".

Das Schulsystem sei veraltet und orientiere sich stark an einer militärischen Ausbildung. Doch aktuell lebe man in einer Zeit der Krisen, die so prägend seien wie zuletzt vor mehreren Hundert Jahren. "Das Zeitalter der Krisen geht nicht mehr vorbei zu unseren Lebzeiten", sagte er. Prechts Vortrag bei dem Kongress, der von der Zeitung "Augsburger Allgemeine" veranstaltet wird, stand unter der Überschrift "Die digitale Revolution und die Zukunft der Arbeit".

Vortrag in Augsburg: Richard David Precht über "Sinngesellschaft"

Und so kam Precht nicht nur auf die schulische Ausbildung, sondern auch auf die Zeit danach zu sprechen. In seiner Rede ging es über weite Strecken um die Arbeitswelt und welche Veränderungen die Digitalisierung mitbringt. Viele Arbeitskräfte würden aktuell in die Verwaltung abwandern – die Stellen dort seien aufgrund der Digitalisierung aber tatsächlich gefährdet. So hatte es auch 2017 eine Studie der beider Oxford-Wissenschaftler Carl Benedikt Frey und Michael A. Osborne prognostiziert, auf die Precht sich im Laufe des Vortrags mehrfach bezog.

"Geistige Routinearbeit wird wegfallen", sagte Precht. Die Gesellschaft, die lange Zeit vom Arbeiten geprägt worden sei, werde nun zu einer "Sinngesellschaft". Arbeit solle heutzutage Spaß machen – in manchen Berufen gehe das: "Wie in meinem", sagte Precht. "Büro ist keine artgerechte Haltung für mich", erklärte Precht, der meist zu Hause arbeite. Das spreche für ein "leicht Nerd-haftes Verhalten", zu dem er sich bekannte.

In den Schlagzeilen ist der Philosoph aktuell, weil er es in einem Podcast mit Markus Lanz als "Unfall" bezeichnet hatte, dass Annalena Baerbock Außenministerin wurde. Vor allem auf Twitter wurde er dafür heftig kritisiert. Einer der Vorwürfe lautete, Prechts Angriff sei "sexistisch". Der hat das inzwischen zurückgewiesen.

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
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