Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Erneut tote Schafe und ein Rehriss Die CSU nimmt Bären und Wölfe ins Visier
Erneut wurden in Oberbayern tote Tiere entdeckt. Ob sie von einem Wolf oder Bären gerissen wurden, ist noch nicht geklärt. Die CSU will zur Jagd blasen.
CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt hat sich am Wochenende für den Abschuss gefährlicher Bären ausgesprochen. Denn im Grenzgebiet der bayerischen Landkreise Miesbach und Rosenheim sind bei Oberaudorf abermals zwei gerissene Schafe und ein totes Reh gefunden worden.
Die toten Schafe, die sich seit einer Woche im Grenzgebiet zu Tirol häufen, werden immer mehr zum Politikum. Denn die Almbauern sind in Aufruhr und die Bevölkerung im Alpenvorland verunsichert. Zu sehr ist noch der tödliche Vorfall in Südtirol in den Köpfen, als ein Bär einen Jogger angriff. "Seitdem", so Dobrindt, "ist es offensichtlich, dass Wolf und Bär auch für den Menschen eine tödliche Bedrohung sein können." Daher sollte man in besiedelten Gebieten deutlich "restriktiver mit Wolf und Bär umgehen", als dies aktuell der Fall sei.
Analyse von Proben steht noch aus
"Wir werden eskalierende Probleme mit einer zunehmenden Zahl an Wölfen bekommen. Ähnliches kann mit Bären passieren", sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Dobrindt tat dies vor dem Hintergrund, dass am Samstag wiederholt frische Bärenspuren im Schnee und zwei tote Schafe und ein totes Reh in unmittelbarer Nähe der ersten Vorfälle vom Wochenbeginn gefunden worden waren. Wieder unweit des Wandergebiets zwischen Wendelstein und Sudelfeld im Grenzgebiet zu Österreich.
Doch diesmal teilte das Landesamt für Umwelt (LfU) am späten Samstagabend mit, dass es "gegenwärtig keine Hinweise auf die Beteiligung eines Bären gibt". Ein Mitglied des Netzwerks Große Beutegreifer habe jeweils die Situation vor Ort begutachtet und genetische Proben genommen. "Die äußeren Verletzungen des Rehs weisen ausschließlich Spuren eines Wolfes oder Hundes auf." Erst nach der Auswertung genetischer Proben könne es "konkrete Erkenntnisse" geben, ob ein Hund, ein Wolf oder womöglich doch der Bär die Schafe gerissen hat.
Experten erwarten keine Ansiedlung von Bären
Doch die Sorge einer Begegnung mit dem wilden Bären bleibt. Wenn auch immer wieder betont wird, dass sich der Braunbär Menschen gegenüber unauffällig verhalte. Nutztierhalter im Grenzgebiet zu Österreich wurden jedenfalls aufgefordert, ihre Tiere nachts im Stall unterzubringen und Schutzmaßnahmen zu ergreifen.
In Bayern werden immer wieder Spuren von einzelnen durchwandernden Bären gesichtet, eine dauerhafte Ansiedlung erwarten Experten aber nicht. Dies war auch bei Problembär Bruno 2006 nicht zu erwarten. Er kam auch keinem Menschen zu nahe, dennoch gab Edmund Stoiber als damaliger Ministerpräsident Bruno zum Abschuss frei.
Söder will neue Verordnung auf den Weg bringen
Zuvor wurde Bruno noch freudig empfangen. Ex-Umweltminister Schnappauf verkündete vor 17 Jahren: "Der Bär ist in Bayern willkommen." Davon kann diesmal keine Rede sein, dass sich ein Politiker so weit aus dem Fenster hängt. Im Gegenteil. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) stellte nach einer Kabinettssitzung am Dienstag die baldige Inkraftsetzung einer Verordnung in Aussicht, nach welcher Wölfe in Zukunft leichter "entnommen", also abgeschossen, werden können – wenn sie sich nicht ordentlich verhalten und sich am Nutztierbestand laben.
Deutlicher wird hier der Fraktionskollege in der Landesgruppe von Dobrindt, Alexander Radwan im "Merkur": "Wir können bei Bär und Wolf so nicht weitermachen", mahnt der CSU-Kreisvorsitzende aus dem betroffenen Landkreis Miesbach. "Es hat geheißen, dass dem Menschen nichts passiert. Nun haben wir das Gegenteil erlebt." Für Radwan ist die Konsequenz klar: "Man muss sich rechtlich und organisatorisch vorbereiten und die bestehenden Hürden angehen." Das Problem dürfe nicht verniedlicht werden – auch wenn bei manchem das Wildtier über Mensch und Nutztier stehe.
- Eigene Recherchen
- Pressemitteilung des Landesamts für Umwelt (LfU)
- Funke Mediengruppe
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- Miesbacher Merkur