Herausgeber einer "Querdenker"-Zeitung Institutskollegen distanzieren sich von Münchner Professor
Gegenwind für umstrittenen Professor: Der Münchner Michael Meyen publiziert radikale Positionen. Seine Kollegen isolieren ihn nun deshalb.
Das Münchner Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung distanziert sich von Professor Michael Meyen. In einer Stellungnahme vom Samstag heißt es, "mit Erstaunen und Sorge nehmen die Professorinnen und Professoren des Instituts zur Kenntnis, dass Meyen in das Herausgebergremium der Wochenzeitung 'Demokratischer Widerstand' aufgerückt ist".
Am Institut, das zur Münchner Ludwig-Maximilians-Universität gehört, arbeitet Meyen seit 2002. Wie es in der Stellungnahme heißt, steht die Wochenzeitung der "Querdenker"-Bewegung und sogenannten "Neuen Rechten" nahe. "Mitherausgeber und verschiedene Autorinnen und Autoren haben dort in der Vergangenheit möglicherweise extremistische und verschwörungsideologische Positionen artikuliert sowie nachweisbar Fehlinformationen verbreitet", kritisieren Meyens Kollegen.
Heftige Kritik an Professor der Münchner Universität wegen Zeitung
Zudem unterstütze der "Demokratische Widerstand" in seiner aktuellen Ausgabe durch den Abdruck einer Anzeige die rechtsextremistische Zeitschrift "Compact". "Weder das Institut insgesamt noch die anderen dort tätigen Professorinnen und Professoren vertreten diese Positionen", schreiben Meyens Kollegen weiter. Die persönlichen politischen und publizistischen Aktivitäten von Prof. Dr. Meyen bedürften keiner Zustimmung des Instituts und seien nicht mit diesem abgestimmt.
t-online hatte am Mittwoch berichtet, dass Meyen vor zwei Wochen zum Herausgeber des "Demokratischen Widerstands" geworden ist. Zahlreiche Autoren und Herausgeber der Zeitung werden vom Verfassungsschutz beobachtet. An der LMU ist Meyen Professor für Allgemeine und Systematische Kommunikationswissenschaft. Eigenen Angaben zufolge erreiche die Zeitung zurzeit rund 200.000 Leser in ganz Deutschland.
Meyen war an der Universität schon früher negativ aufgefallen. So gab er dem Verschwörungsideologen Ken Jebsen ein Interview oder verwies auf Fake News in den Quellenangaben seiner Präsentationen. Die bayerische Staatsregierung unterstützte ihn indes bei früheren Projekten. Wissenschaftsminister Marcus Blume kritisierte Meyen nun in einer Stellungnahme an t-online am Donnerstag. Ob es Konsequenzen für den Professor geben werde, ließ er offen.
- Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung: Stellungnahme vom 1. April