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München

Kritik an "Genderpolizei": Roland Hefter lässt sich nicht den Mund verbieten


"Genderpolizei"-Liedermacher spricht
Roland Hefter: "Klimakleber und Gender-Verfechter haben keine Mehrheit hinter sich"

InterviewVon Jonas Voss

Aktualisiert am 22.02.2023Lesedauer: 3 Min.
Interview
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.
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Roland Hefter während eines Auftritts (Archivbild): Der Kabarettist erhielt teils heftige Kritik auf seinen Song "Genderpolizei". Mit dem Thema will er sich aber auch zukünftig befassen. (Quelle: IMAGO/B. Lindenthaler)

Roland Hefter lässt sich nicht den Mund verbieten. Der Kabarettist und SPD-Stadtrat spricht im Interview über seinen YouTube-Hit und Attacken aus der Lokalpolitik.

"Ich laufe auf dem Bürgersteig und denk mir nix dabei. Doch plötzlich kommt, tatütata, die Genderpolizei." So beginnt der Song eines Münchner Liedermachers, Kabarettisten und SPD-Stadtrats, der in den vergangenen Wochen für Aufregung sorgte. Roland Hefter nahm darin die Gendersprache aufs Korn. Prompt hagelte es Kritik und Beleidigungen im Netz und in der Politik. Im Gespräch mit t-online erklärt Hefter, welche Kritik an seinem Song ihn überraschte und warum er auch in Zukunft nicht von solchen Themen lassen will.

t-online: Herr Hefter, wieso haben Sie ein Lied geschrieben, das sich satirisch mit dem Gendern auseinandersetzt?

Roland Hefter: Ich will dieses Thema nicht der AfD überlassen: Die Partei hat den vergangenen Bundestagswahlkampf mit dem Slogan "Deutschland. Aber normal" geführt. Als ob die AfD die einzige Partei wäre, die sich für die Anliegen der breiten Masse einsetzt! Wie Umfragen belegen, lehnen die meisten Menschen das Gendern, egal ob mit einer Pause beim Sprechen oder einem Sternchen beim Schreiben, ab. Die AfD suggeriert ja, wir demokratischen Parteien wären allesamt für das Gendern oder würden eine "Genderideologie" vorantreiben. Doch das stimmt einfach nicht. Das wollte ich mit diesem Lied zeigen. Allerdings mit einem humorvollen und spitzzüngigen Text – leider haben den manche ernster genommen als ich dachte.

Wie meinen Sie das?

Erst einmal: Ob man für oder gegen das Gendern ist, hat doch nichts mit einer politischen Richtung zu tun. Aber bisher sind die Gender-Gegner aus den demokratischen Parteien doch recht leise und überlassen das Thema so den Rechten. Aus meiner Partei kam keine Kritik an meinem Song. Das hätte mich auch gewundert, nicht nur, weil viele in der SPD meine Meinung teilen: Wir genießen in diesem Land schließlich auch Kunstfreiheit. Was ich dann aber für teils persönliche Attacken aus der Münchner Lokalpolitik erleben musste – das hätte ich nie erwartet!

Können Sie Beispiele nennen?

Ein Politiker der Grünen hat Fans von mir mitten in der Nacht auf Instagram angeschrieben, mich beleidigt und mir die Nähe zu "braunem Abschaum" unterstellt. Jeder in München weiß, dass mir nichts ferner liegt als Rechtsextreme und deren Politik. Und aus der "Abendzeitung" erfahre ich von anderen Grünen aus dem Stadtrat, dass ich ein "Rechtsaußen" und "Provokateur" sei. Das empfinde ich weiterhin als Unverschämtheit. Leider gab es nie eine persönliche Aussprache mit meinen Kritikern.

Wie haben denn Ihre Künstlerkollegen reagiert? Von der Kabarettistin Monika Gruber gab es ja direkt Zuspruch.

Ich habe in Künstlerkreisen großen Zuspruch für mein Lied erfahren. Viele von uns stört das Gendern, schließlich arbeiten wir mit Sprache. Wie soll man denn gegendert schöne Songs oder packende Drehbücher schreiben? Soll jetzt auch bei den "Rosenheim-Cops" gegendert werden? Das ist einfach ein Sprachsystem, welches von oben herab befohlen wird, und keine natürliche Entwicklung. Außer ein paar Akademikern, Beamten und Politikern spricht niemand so. Hören Sie sich doch mal in der Breite der Bevölkerung um. Und wer sich dem verweigert oder Kritik übt, wird direkt in eine rechte Ecke gestellt. Ich aber werde mich auch weiterhin satirisch mit dem Gendern befassen.

Was stört Sie daran so sehr?

Es geht um diesen Druck aus bestimmten Kreisen, dass man jetzt unbedingt gendern müsse – und was noch so verlangt wird. Bei autoritärem Gehabe regt sich in mir ein natürlicher Abwehrreflex. Ich denke als Künstler nicht darüber nach, was politisch korrekt ist. Ich habe auch keine bestimmte Zielgruppe. Ich will einfach die Themen ansprechen, die die Menschen bewegen.

Derzeit bewegt viele Menschen in Deutschland auch die "Letzte Generation". Könnten die Klimaaktivisten auch Ziel Ihrer spitzen Feder werden?

Die Klimakleber könnten vielleicht mal Thema eines Songs werden. Ich verstehe die Verzweiflung der jungen Leute ja, aber so rettet man nicht das Klima. Aber ehe ich etwas über diese Gruppe schreibe, würde ich gerne mal länger mit einem der Mitglieder sprechen. Ich möchte sie besser verstehen. Allein diese Kritik am Auto ist doch vollkommen unverständlich für die Mehrheit in der Bevölkerung: Selbst in München braucht man ab und zu eins, wie sollte man sonst schwere Sachen transportieren? Und was ist mit all denen, die aus beruflichen oder gesundheitlichen Gründen auf ein Auto angewiesen sind? Für Klimakleber gilt das Gleiche wie für Gender-Verfechter: Sie greifen tief in den Alltag der Menschen ein und meinen, sie würden da für eine Mehrheit kämpfen. Tun sie aber nicht – ganz im Gegenteil.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Roland Hefter
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