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Rammstein Mega-Konzert in München: Geplant, abgesagt, aber nicht abgehakt


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Auftritt in München war an Silvester geplant
Das wird aus dem Mega-Konzert von Rammstein

Von Christof Paulus

30.12.2022Lesedauer: 4 Min.
Pyro-Show von Rammstein bei einem Konzert in Italien (Archivbild): Für Feuerwerke ist die Band bekannt – bei einem Silvesterkonzert in München hätte das auch zu sehen sein sollen.Vergrößern des Bildes
Pyro-Show von Rammstein bei einem Konzert in Italien (Archivbild): Für Feuerwerke ist die Band bekannt – bei einem Silvesterkonzert in München hätte das auch zu sehen sein sollen. (Quelle: Independent Photo Agency Int. / Imago Images)

Die Pläne für Rammstein an Silvester lösten sich in München in Luft auf. Viele sprachen von einer Blamage. Doch das Thema ist noch nicht vom Tisch.

130.000 Zuschauer bei Helene Fischer: Das Konzert des Jahres hatte München ohnehin schon. Doch zum Jahresabschluss hätte die Stadt noch mal einen draufsetzen wollen: Rammstein, vor 150.000 Fans und mit riesigem Feuerwerk an Silvester auf der Theresienwiese – dort, wo auch das Oktoberfest stattfindet. Doch daraus wurde nichts, zumindest nicht in diesem Jahr. Clemens Baumgärtner, Wirtschaftsreferent von München, ärgern vor allem bis heute die Umstände der Absage. Die Idee dahinter verfolgt er weiter, wie er im Gespräch mit t-online sagt.

Anfang August machte diese Meldung die Runde: Rammstein plant ein Mega-Konzert in München. Schnell stellte sich heraus, dass das Vorhaben noch nicht beschlossen war, einiges war noch zu klären, und innerhalb weniger Tage regte sich mehr und mehr Kritik. Etwa diese: Mit dem Tollwood-Festival finde vor dem Jahreswechsel bereits eine Veranstaltung auf der Theresienwiese statt. Oder: Der Lärm sei mitten in der Stadt nicht zu tolerieren.

Warum Rammstein doch nicht in München spielt

Dennoch: Der Stadtrat stimmte dem Plan zunächst zu. Nach wenigen Tagen war trotzdem klar, dass aus dem Konzert nichts wird. In Abstimmung mit der Band habe er sich aufgrund von "berechtigten sicherheitsrelevanten Einwänden der Behörden, Polizei und Rettungsdienste" dazu entschieden, das Projekt zu beenden, teilte Veranstalter Klaus Leutgeb damals mit. "Rammstein selbst wurde hier zum politischen Spielball, und das kann und will ich als Veranstalter nicht zulassen", hieß es in seinem Statement.

In dieser Rolle sah sich offenbar auch die Band. "Es gab weder eine finale Zusage der Band noch einen Veranstaltungsvertrag", zitierte die Deutsche Presse-Agentur einen Rammstein-Sprecher. Doch auch Wirtschaftsreferent Baumgärtner hat bis heute einigen Bedarf, Dinge aus seiner Sicht klarzustellen. Er war rund um das Projekt stark kritisiert worden: Von einer gescheiterten Organisation "im Schnellverfahren" sprachen etwa die Münchner Grünen.

Was Baumgärtner ärgert: Dass es oft heiße, Rammstein sei in die Pläne nicht eingebunden gewesen. So sei es völlig normal, dass ein Vertrag mit den Künstlern erst geschlossen werde, wenn Ort und Zeit feststehen. Gewusst habe die Band von den Plänen natürlich. Und ihn nervt, dass es vor allem die "Neinsager" seien, die gehört würden. "Es ist eben attraktiv, dagegen zu sein", findet er. "Ich hätte es schön gefunden, wenn das Konzert hätte stattfinden können", sagt Baumgärtner.

2022 schon drei riesige Konzerte an der Messe in München

Denn: Er habe das Gesamtwohl der Stadt im Blick. Es sei richtig, dass das Konzert laut geworden wäre und Menschenmassen in die Innenstadt getrieben hätte. Sich dagegen auszusprechen, ist aus seiner Sicht legitim. Doch für ihn sind andere Argumente gewichtiger: Die Stadt hätte profitiert, ist er sich sicher. Mit dem Konzert wären Aufträge für Münchner Firmen verbunden gewesen, Mehreinnahmen für die Gastronomie, Buchungen für das Hotelgewerbe.

Als Beweis dafür führt er die Konzerte von Andreas Gabalier, Robbie Williams und – wie eingangs erwähnt – Helene Fischer an. "Blickt man auf die Tourismus-Statistik im August, erkennt man rund um diese Wochenenden Ausschläge nach oben, so groß wie Gebirge", sagt er. Auch die Konzerte damals waren von Leutgeb Entertainment veranstaltet worden, eben jene Firma, die auch den gigantischen Auftritt von Rammstein an Silvester plante.

"Zu groß und schlecht organisiert" lautet die Kritik, die man zu den Konzerten von einigen Besuchern zu hören bekommt. Baumgärtners Eindruck ist ein anderer: Er empfand die Veranstaltungen als großen Erfolg. Argumente hat er freilich zur Hand, wenn er auf die Besucherzahlen blickt. Dass er gute Beziehungen zu Veranstalter Leutgeb pflegt, sollte aber nicht unerwähnt bleiben. Für manche auch zu gute: "Zwischen Baumgärtner und Leutgeb gibt es so viele Ungereimtheiten, das stinkt für mich zum Himmel", prangerte Linken-Stadtrat Stefan Jagel an.

Debatte um Großkonzerte wie von Rammstein in München

Schließlich wunderten sich schon bei den Konzerten an der Messe wie auch anlässlich der Rammstein-Pläne die Münchner Kulturveranstalter, wieso plötzlich Großkonzerte außerhalb des Olympiastadions möglich sind. Ihnen habe die Stadt zuvor mitgeteilt, "Großkonzerte sollen auch weiterhin nur im Olympiastadion stattfinden", schrieben sie im August in einem offenen Brief. Auch dieses "Dagegenschießen" ärgert Baumgärtner, wie er es nennt.

Der Verband verfolge Eigeninteressen, wolle sein "Oligopol" behaupten, findet er. Auch andere Veranstalter in die Stadt zu holen, neue Örtlichkeiten zu erschließen, das gehöre für ihn zur freien Marktwirtschaft, in der auch München bestehen müsse. Deshalb hat er mit Plänen wie jenen von Rammstein an Silvester noch nicht ganz abgeschlossen. Und das, obwohl Oberbürgermeister Dieter Reiter kein großer Unterstützer davon wäre.

Medien sollen Teilschuld am Rammstein-Aus in München haben

"Generell sage ich zu Großkonzerten dort eher Nein", sagte er vor dem Oktoberfest in einem Interview mit der "Bild"-Zeitung. "Es ist mitten in der Stadt, und es gibt viele Anwohner." Baumgärtner sieht darin aber keinen völligen Ausschluss: "Ich glaube nicht, dass das ein apodiktisches Nein des Oberbürgermeisters ist", sagt er. Und da ein Konzert keine jederzeit erlaubte Nutzung der Theresienwiese darstellt, müsse ohnehin letztlich der Stadtrat entscheiden – falls es wieder zu Konzertplänen kommen sollte.

Die müssten allerdings medial besser aufbereitet werden, nimmt Baumgärtner die eigene Außendarstellung wie auch die lokale Presse in die Pflicht. Interne Vorberatungen seien öffentlich geworden, die Pläne teils niedergeschrieben oder lächerlich gemacht worden. Er habe "so viel Prügel wie keiner zuvor" bekommen – übrigens auch im Vorfeld des Oktoberfests, für das er ebenfalls verantwortlich zeichnet. "Das macht es schwierig, Veranstaltungen durchzuziehen", sagt Baumgärtner und verweist darauf, mit dem Oktoberfest letztlich auch recht behalten zu haben.

Rammstein 2023 vier Mal in München

Im Vorfeld des berühmtesten Volksfestes der Welt hatten einige von einem Pandemietreiber und massiv steigenden Corona-Fällen gesprochen, nachhaltige Auswirkungen auf das Infektionsgeschehen hatte die Wiesn jedoch nicht. Ein Konzert, auch mit über 100.000 Besuchern, sei auf der Fläche jedenfalls "locker darstellbar", findet Baumgärtner.

Und auch Silvester ist in seinen Augen ein guter Zeitpunkt. "Da ist es eh laut", sagt er. Rammstein indes wird 2023 trotzdem nach München kommen. Im Juli spielt die Band vier Konzerte, nicht auf der Wiesn, sondern im Olympiastadion. Und Klaus Leutgeb? Der ist dieses Mal nicht beteiligt.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
  • Gespräch mit Clemens Baumgärtner
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