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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Lebensgefährlicher Vandalismus "Hunde werden erschossen" – Jäger fürchtet Rache
Kürzlich wurden am Chiemsee drei Hochsitze und Jagdkanzeln zerstört. Der Jäger hat Angst um sein Leben. Es könnte um Rache gehen – die den Falschen trifft.
Schon sechs Wochen streift Revierjäger Georg Fischbacher (70) mit einem drückenden Gefühl durch sein 100 Hektar großes Jagdgebiet zwischen Bernau und Prien am Chiemsee. Seine versteckt gelegenen Hochsitze und Jagdkanzeln im Landschaftsschutzgebiet "Drahtmoos" wurden der Reihe nach mutwillig zerstört. Für ihn könnte das lebensgefährlich werden. Sechs Mal hat der Jagdpächter das schon entdeckt. Warum? Er hat da eine Vermutung.
"Hier muss sich jemand ausgelebt haben", sagt Fischbacher im Gespräch mit t-online, als er den Vandalismus beschreibt. Auf dem Boden würden herausgestemmte Holzlatten und zerbrochene Plexiglasscheiben liegen. "Die Sprossen und stabilisierenden Seitenstreben wurden gelockert, bzw. abgeschraubt. Derjenige ging massiv mit einem Akkuschrauber vor." Das sei "kein dummer Jungenstreich, kein Kavaliersdelikt" mehr gewesen.
Vandalismus auf Jäger in Bayern: Streitthema streunende Hunde
"Der hat vorsätzlich gearbeitet. Wenn ich da rauf gegangen wäre, wäre das Ganze mit mir umgefallen. Das sehe ich als Gefahr für Leib und Leben an, denn so ein Hochsitz hat ein beträchtliches Gewicht. Da überlege ich natürlich, was den Ausschlag für den Vandalismus gegeben haben könnte", rätselt der passionierte Jäger. "Wer will mir was, ein Jagdgegner oder ein Hundebesitzer?"
Für ihn kommen beide Parteien infrage. "Denn Ende August habe ich Schilder aufgehängt, mit der Aufschrift: "Achtung Jagdgebiet! Auf den Wegen bleiben. Hunde an die Leine!" Diese Gebotsschilder habe er aufgestellt, weil viele Leute nicht wüssten, wie viele Wildtiere es hier gebe. Tagsüber würden die Rehe im Gras liegen oder am Waldrand äsen. Frei laufende Hunde würden für sie zur Gefahr werden.
Jäger am Chiemsee bedroht – von Hundehaltern oder Jagdgegnern
Zwar hätten Hundebesitzer in den vergangenen Jahren schon mehr Verständnis für das Wild aufgebracht, doch gebe es immer noch Halter, die ihren Hunden ungerührt zuschauten, wenn diese Rehe jagten. Fischbacher hat einen anderen Verdacht für die mutwilligen Zerstörungen. Vor etwa drei Monaten seien vier ähnliche Schilder mit ähnlichem Text angebracht worden. Doch auf ihnen steht der Zusatz: "Streunende Hunde werden erschossen".
Damit sei ein Gemeinderat aus Prien übers Ziel hinausgeschossen, der hier eine Scheune und einen Garten habe. Das könne man so nicht bringen, beklagt Fischbacher. Der Priener Gemeinderat (Name der Redaktion bekannt) bestätigt gegenüber der Heimatzeitung, dass er mit den Schildern auf das Problem mit streunenden Hunden aufmerksam machen wollte. Denn die Untere Naturschutzbehörde wolle im "Drahtmoos" verstärkt die Ansiedlung von Niederwild unterstützen. Und das Landratsamt habe keine Möglichkeit, eine Anleinpflicht durchzusetzen.
"Ich hatte in den 30 Jahren mit niemandem einen Disput", rätselt Fischbacher zum Motiv der Anschläge. Aufklärung erhofft er sich von einer Anzeige bei der Polizei in Prien. Mit Fotofallen und Wildkameras will man nun dem Täter auf die Spur kommen. Die Bevölkerung solle Augen und Ohren offenhalten. Bislang ohne Erfolg für Fischbacher: "Vor einer Woche wurde mir eine Leiter umgelegt".