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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Was die Berliner Amokfahrt für München bedeutet "Man kann so etwas nicht immer verhindern"

Immer wieder kommt es vor, dass Täter ihr Auto zur Waffe machen und Menschen überfahren – zuletzt am Mittwoch in Berlin. Sollte eine solche Tat in München passieren, hat die Münchner Polizei zwar Pläne. Doch nicht in allen Fällen sind diese brauchbar.
Eine Amokfahrt schockte am Mittwoch nicht nur die Menschen in Berlin: Ein Mann hatte sein Auto am Kurfürstendamm auf den Gehweg gelenkt und dabei mehrere Menschen überfahren. Eine Frau starb. Es ist nicht das erste Mal, dass Autos in Deutschland als Waffen benutzt wurden. Die Polizei in München sieht sich für solche Fälle gewappnet – und weist auf die unterschiedlichen Gegebenheiten von Berlin und München hin. Doch ein alltägliches Risiko bleibe.
Besonders das Jahr 2016 sei ein Einschnitt für die Sicherheitsbehörden gewesen, was solche Fälle angeht, sagt Sven Müller, Sprecher des Polizeipräsidiums München. "Zuvor haben wir uns in der Terrorabwehr vor allem auf Angriffe mit Bomben oder Schusswaffen konzentriert", sagt er. 2016 tötete ein Islamist 86 Menschen in Nizza mit einem LKW, noch im gleichen Jahr ermordete ein Terrorist elf Menschen auf einem Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz.
Amokfahrt am Breitscheidplatz auch in München ein Thema
Wenn auch die meisten Amokfahrten – wie nach aktuellem Stand wohl auch die jüngste Tat in Berlin – keine Terroranschläge waren, so spielt das für die Opfer keine Rolle: Ein Auto kann als tödliche Waffe eingesetzt werden. Gerade an belebten Orten ist das ein Risiko. Für die Münchner Polizei, die 2016 bei dem rechtsradikal motivierten Anschlag auf das Olympia-Einkaufszentrum selbst bei einem Verbrechen mit neun Todesopfern im Einsatz war, sind deshalb die Zufahrten zu Großveranstaltungen ein Dauerthema, sagt Müller.
Es gebe verschiedene Möglichkeiten, etwa mit Lastwagen oder mobilen Blockaden, die Zufahrten zum Gelände zu versperren, sodass unerwünschte Fahrzeuge nicht mehr auf das Gelände fahren könnten. Perfekte Sicherheit für den gesamten Straßenverkehr könne das aber nicht bedeuten, erklärt Müller. Die jüngste Tat in Berlin passierte im Alltagsgeschehen: Der Fahrer bog von einer Hauptverkehrsstraße auf den Gehweg in die Menschenmenge ab.
Was die Polizei gegen Amokfahrten in München tut
Müller verweist darauf, dass solche Straßen – eine viel befahrene, an der zudem ein belebter Gehweg verläuft – in München kaum zu finden seien. Tatsächlich: Eng wird es besonders in der Fußgängerzone zwischen Stachus und Isartor. Die Zufahrt zu dem Bereich von Kaufingerstraße bis ins Tal ist mit dem Auto aber kaum zu passieren. Und dennoch: Fußgänger sind von Autos und LKWs nicht immer gut zu trennen.
Was im Notfall zu tun ist, dafür hat die Polizei Pläne. Wie genau diese aussehen, ist freilich unter Verschluss. Die Notfallpläne betreffen nicht nur Amokfahrten, auch andere Angriffe oder Terrorattacken. "Etwa, dass auf einen ersten Angriff schnell ein zweiter folgen kann, haben wir auf dem Schirm", sagt Müller. Tatsache ist, in München wie anderswo, gibt es Pläne für den seltenen Ernstfall.
- Gespräch mit Sven Müller, Sprecher des Polizeipräsidiums München