Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Ausflugstipps mit dem Zug für Münchner Wo das 49-Euro-Ticket besser als das Auto ist
Trotz voller Züge: Auf ein paar Strecken könnte es sich in Bayern auch im Sommer lohnen, vom Auto auf die Bahn umzusteigen. Auch wenn man manchmal draufzahlt.
Im Mai startet das Deutschland-Ticket: Für 49 Euro im Monat können Fahrgäste damit in ganz Deutschland den Nahverkehr nutzen. Die Aktion könnte einige Menschen dazu bewegen, mit dem Zug statt dem Auto zu reisen, beim Pendeln in den Bus zu steigen oder ganz neue Ziele zu erkunden.
München und Oberbayern zählen zugleich zu den beliebtesten Reisezielen Deutschlands. Geheimtipps sind die Städte, Berge und Seen schon lange nicht mehr – viele Ziele, die mit dem Zug erreichbar sind, sind bereits vielen bekannt. Unterdessen werden Autos in München weiterhin immer beliebter. Trotz voller Straßen, wenigen Parkplätzen und teurem Benzin hat in der Stadt mehr als jeder Zweite ein Auto.
Das Neun-Euro-Ticket im vergangenen Jahr hat indes gezeigt, dass auch Züge enorm voll werden können. Vor allem dann, wenn die Bahn ein günstiges, einfaches Angebot bereitstellt, steigen viele vom Auto auf den Zug um, sodass im vergangenen Sommer einige Waggons überfüllt waren. Also: Ganz so einfach ist es nicht, zwischen Auto und Zug zu wählen.
Und so ist klar: Auch Ausflüge am Wochenende unternehmen viele gerne mit dem eigenen Fahrzeug. Einige entlegene Orte in den Bergen bleiben zudem trotz 49-Euro-Ticket mit Bus und Bahn kaum zu erreichen. Und für nur einen Ausflug im Monat lohnt sich das Ticket nicht, da sind Benzin oder Bayern-Ticket noch günstiger. t-online hat dennoch zusammengestellt, bei welchen Zielen es sich lohnt, das Auto stehenzulassen – vor allem dann, wenn man häufiger unterwegs ist.
Schliersee und Bayrischzell
Ein Zug alle 30 Minuten, weniger als eine Stunde Fahrzeit und ein Reiseziel mitten in den Bergen: Die Fahrt zum Schliersee kann mit dem Zug ganz unkompliziert sein. Am Schlierseer Bahnhof steigt man wenige Meter vom Seeufer entfernt aus, spart sich zudem die Staus auf Autobahn und Bundesstraßen.
Wem der Schliersee nicht alpin genug ist, kann einfach sitzen bleiben: Bis nach Bayrischzell folgen im Leitzachtal weitere Bahnhöfe, von denen aus man problemlos zu einem Gasthof oder auf eine Wandertour starten kann, etwa hinauf auf den Wendelstein. Ein Aber sollte man jedoch nicht vergessen: Der Zug kann vor allem am Wochenende enorm voll werden – auch ohne 49-Euro-Ticket.
Nürnberg
Ja, die zweitgrößte Stadt Bayerns haben sicher viele schon einmal gesehen. Mit seiner berühmten Altstadt oder dem NS-Dokumentationszentrum ist die fränkische Metropole nichtsdestotrotz immer wieder einen Besuch wert. Mit dem 49-Euro-Ticket geht das überraschend schnell und bequem. Und weil es auf der Autobahn A9 und der Schiene gute Alternativen gibt, verteilt sich das Aufkommen angenehm auf die Regionalbahn.
Mehrmals täglich verkehrt ein Schnellzug zwischen München und Nürnberg, der die beiden Stadtzentren in einer Stunde und 45 Minuten verbindet. Mit dem Auto geht das kaum schneller, zumal die lästige Parkplatzsuche beim 49-Euro-Ticket wegfällt. Wem die Fahrzeit noch zu lange dauert, kann mit dem ICE auch in etwas mehr als einer Stunde reisen – muss dafür aber ein Extraticket lösen.
Isar bei Großhesselohe
Wenn das 49-Euro-Ticket gilt, soll auch der Sommer nach Bayern kommen. Erfrischen kann man sich in der Isar – und das muss nicht immer an den vollen Kiesbänken in der Innenstadt sein. Mit der S-Bahn lassen sich schnell die Bahnhöfe Großhesselohe oder Pullach erreichen. Von dort aus dauert es nicht mehr lang an die Isar. Ein paar Kilometer vor den Toren der Stadt ist das Wasser nicht weniger kühl und die Stimmung nicht weniger gut als in der Innenstadt. Zur Erfrischung gibt es noch einen Blick auf die eindrucksvolle Großhesseloher Brücke, eine Talbrücke für den Bahnverkehr.
Bayerischer Wald und Prag
Wer mehr Zeit mitgebracht hat, profitiert davon, dass das 49-Euro-Ticket nicht nur einen Tag gilt, wie das Bayern-Ticket, sondern einen ganzen Monat. Denn um etwa nach Zwiesel in den Bayerischen Wald zu kommen, lohnt sich ein Tagesausflug kaum, rund drei Stunden ist man unterwegs – wenn es keine Verspätungen gibt. Plant man jedoch einen Wochenendtrip, ist der Zug in Richtung tschechische Grenze eine meist ruhige Alternative zum Auto bei einer Fahrt durch wahrlich idyllische Landschaft.
Im Bayerischen Wald lassen sich dann viele Dinge unternehmen, etwa eine Wanderung oder Radtour in der Gegend, die meist deutlich ruhiger und verlassen ist als die Alpen. Mit ein paar Ausgaben mehr kommt man noch weiter: Vom Grenzort Furth im Wald ist man in gut drei Stunden in der tschechischen Hauptstadt Prag.
Ulm und Augsburg
Ähnlich wie bei der Fahrt nach Nürnberg kann man auch nach Ulm durchaus schneller als mit dem 49-Euro-Ticket reisen – aber nicht mit dem Auto, sondern nur mit dem teureren ICE. Die Fahrt zur Stadt an der Donau lohnt sich natürlich für das Ulmer Münster, den höchsten Kirchturm der Welt, der mitten in der schmucken historischen Altstadt liegt.
Sehenswert ist außerdem das Fischer- und Gerberviertel oder die nahe gelegene schwäbische Alb. Die Fahrt aus München nach Ulm dauert etwa zwei Stunden. Auf dem Weg liegt nicht ganz auf halber Strecke die Fuggerstadt Augsburg, in der nicht allein die Puppenkiste einen Besuch wert ist. Das Wassersystem in der Stadt ist inzwischen Teil des Unesco-Weltkulturerbes. Es sei allerdings angemerkt: Zu Zeiten des 9-Euro-Tickets waren die Züge oft besonders voll. Und Go Ahead, die Firma, die die Strecke seit Winter betreibt, hatte von Beginn an immer wieder mit Problemen zu kämpfen.
Garmisch-Partenkirchen
Auch der wohl berühmteste Ort in den bayerischen Alpen ist sicher kein Geheimtipp – aber ebenfalls sehr einfach und schnell mit dem 49-Euro-Ticket zu erreichen. Vor einem Jahr erschütterte kurz nach Beginn des 9-Euro-Tickets ein Zugunglück die Region: Eine volle Regionalbahn entgleiste, fünf Menschen starben. Lange war die Zugstrecke deshalb gesperrt, die Erinnerung an das Unglück bleibt. Ausflüge nach Garmisch-Partenkirchen sind inzwischen jedoch wieder möglich mit dem Zug.
Zweimal stündlich fährt ein Zug direkt aus München in Richtung Zugspitze. Der höchste Berg Deutschlands ist von hier aus ebenso mit der Bahn zu erreichen – die Fahrt mit der Zugspitzbahn ist im Neun-Euro-Ticket allerdings nicht enthalten und weitaus teurer.
Jedoch ist die Zugspitze nicht das einzig Sehenswerte in Garmisch-Partenkirchen. Auch eine Wanderung auf den Kramer, den Wank oder in die Partnachklamm lohnen sich. Vom Bahnhof aus zu Fuß zu erreichbar ist zudem der etwas über der Stadt liegende Rießersee.
- Eigene Recherche
- "Süddeutsche Zeitung": "In München hat die Verkehrswende noch gar nicht angefangen"
- bahn.de: Reiseauskunft