Ärger um Gipfeltreffen in Bayern G7 macht Dorfbewohner daheim zu Gästen

Wenn im Juni einige der wichtigsten Politiker der Welt auf Schloss Elmau zu Gast sein werden, ist die Region bei Garmisch-Partenkirchen schon lange im Ausnahmezustand. Bei einer Infoveranstaltung in der Gemeinde Krün zeigen sich Bürgermeister und Bewohner genervt.
Der Countdown läuft: Vom 26. bis 28. Juni kommen die Staats- und Regierungschefs von sieben führenden Industrienationen erneut nach Schloss Elmau in Krün (Landkreis Garmisch-Partenkirchen). Für die Region heißt das: Ausnahmezustand. Gesperrte Straßen, keine Züge, Kontrollen. Den Ortsteil Klais trifft das besonders. Hier läuft die Protokollstrecke. Wer nach Schloss Elmau will, muss hier durch.
"Ich muss Ihnen sagen, die Entscheidung ist in Berlin gefallen", wendet sich Krüns Bürgermeister Thomas Schwarzenberger (CSU) am Dienstagabend im Kursaal an seine Bürgerinnen und Bürger.
G7-Treffen bereits zum zweiten Mal in Schloss Elmau
Mancher erinnert sich nicht allzu gern an 2015. Ein Bürger berichtet, mal sei er nicht durchgekommen, mal von Polizisten heimgeführt worden. Es müsse dafür gesorgt werden, dass "man sich im eigenen Ort bewegen kann". Ein anderer sagt, seine Familie habe zwei schlaflose Nächte gehabt, weil der Hubschrauber direkt über den Häusern kreiste.
Ein "bissel ein Durcheinander", so Schwarzenberger, gibt es um die Schulkinder. "Kommen die heim?", will eine Mutter wissen. Noch ist nicht für alle Schulen klar, ob an den G7-Tagen in Präsenz oder Distanz unterrichtet wird. Für einige Straßenbauprojekte bringt der Gipfel dafür Beschleunigung. Zudem gibt es eine halbe Million Euro für die Wasserversorgung. Ein Ausgleich.
Werner Sika vom G7-Planungsstab der Polizei verspricht, man werde alles tun, die Einschränkungen klein zu halten und die Natur zu schonen. Es gelte das Motto "nachher wie vorher". Es werde wie 2015 Demos geben. Die Welt habe sich aber verändert. Es gehe stärker um Cybersicherheit. Auch auf Pandemie und Krieg müsse man reagieren.
Gemeinde Krün in Oberbayern hat sich um G7 nicht beworben
Dass der Gipfel zwei Mal am gleichen Ort stattfinde, "das ist einmalig" - mindestens in Deutschland, sagt Schwarzenberger. "Damit hat keiner gerechnet. Es hat sich auch niemand beworben, nicht die Gemeinde, nicht das Bauamt, nicht die Polizei. Aber wir müssen das Beste draus machen." Er verwies auf den Krieg in der Ukraine. "Es ist wichtiger denn je, dass sich die G7-Länder zusammensetzen", sagte der Rathauschef. "Ich hoffe, dass der Gipfel dann auch Lösungen bringt."
Den "friedlichsten Gipfel aller Zeiten" nannten manche das Treffen 2015, Ausschreitungen blieben praktisch aus. Das wünscht sich Schwarzenberger wieder und ist zuversichtlich. Angesichts des Krieges passe es nicht, "dass man Chaos und Gewalt verbreitet, wenn sich Leute zusammensetzen und schauen: Wie können wir das Problem lösen".
- Nachrichtenagentur dpa