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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Bei möglichem Raketenangriff Münchner könnten Schutz in U-Bahnhöfen finden

In München gibt es nur noch sechzehn Schutzräume, einige davon sind nicht voll funktionsfähig. Sollte es zu Angriffen kommen, könnte die U-Bahn als Schutzraum dienen – nach dem Vorbild Kiews.
Schon während des Kalten Krieges gab es in München nicht genug Bunkerplätze für alle. "Das Schutzbaukonzept war noch nie dafür ausgelegt", sagt Stefan Kießkalt, Brandamtmann der Berufsfeuerwehr München. Die sechzehn Schutzräume, die es noch in München gibt, könne man nicht von heute auf morgen wieder in Betrieb nehmen.
Die meisten Bunker aus der Zeit des Kalten Krieges sind längst nicht mehr zu gebrauchen. Jetzt wollen Bund und Länder eine Bestandsaufnahme der deutschen Bunkeranlagen durchführen und prüfen, ob einige Anlagen wiederverwendet werden können. Grund ist der Krieg gegen die Ukraine.
Derzeit Schutz für 16.000 Personen in München
In Folge der Friedensdividende nach 1990 wurde das öffentliche Schutzbaukonzept nicht erneuert. Die Instandhaltung der Schutzräume stellten Bund und Länder 2007 einvernehmlich ein. 2008 begann der Rückbau. In München gibt es derzeit Schutzräume für etwa 16.000 Personen.
"Einen Bunker wieder in Stand zu setzen ist eine aufwendige Geschichte", so Kießkalt. Das liege vor allem an der aufwendigen Frischluftversorgung in den Schutzräumen. Außerdem müsse ja auch jeder sicher sitzen können.
Ob nach der Bestandaufnahme einzelne Bunker wieder in Betreib genommen werden, weiß Kießkalt nicht.
Vor Strahlung schützen selbst die meisten Bunker nicht
Derzeit gibt es in der Stadt keine Planungen zur Vorbereitung auf einen möglichen Angriff. Alle Anstrengungen beziehen sich auf die Koordination und Unterstützung der Geflüchteten sowie auf die humanitäre Unterstützung in der Ukraine.
Sollte es tatsächlich zu einem Raketenangriff kommen, so Kießkalt, könne, ähnlich wie in Kiew, auch das Münchner U-Bahnnetz eine Fluchtmöglichkeit bieten. Auch normale Keller kämen infrage. "Anders haben es die Menschen im Zweiten Weltkrieg auch nicht gemacht", sagt Kießkalt. Abgesehen davon: Bei einem atomaren Angriff seien selbst Menschen in intakten Bunkern nicht vor Strahlung sicher.
- Gespräch mit Stefan Kießkalt, Brandamtmann der Berufsfeuerwehr München, am 29.03.2022