Nach Missbrauchsgutachten Hohes Interesse an Kirchenaustritten in München

In einem Gutachten werden Kirchenvertreter im Erzbistum München schwer belastet – sie sollen sexuellen Missbrauch jahrelang nicht verfolgt haben. Das hat offenbar bereits Folgen: In der Stadt meldeten viele Menschen Interesse am Kirchenaustritt.
Nach der Vorstellung eines Gutachtens zu sexueller Gewalt im katholischen Erzbistum München und Freising registriert die Stadt München ein ungewöhnlich großes Interesse an Kirchenaustritten. "Heute verzeichnen wir am Servicetelefon und per Mail einen deutlichen Anstieg an Fragen rund ums Thema Kirchenaustritt", sagte der Sprecher des Kreisverwaltungsreferates (KVR), Johannes Mayer, am Freitag.
Am Tag zuvor hatte die Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) ein von der Erzdiözese in Auftrag gegebenes Gutachten vorgestellt. Das kommt zu dem Ergebnis, dass Fälle von sexuellem Missbrauch im Bistum über Jahrzehnte nicht angemessen behandelt wurden. Von mindestens 497 Opfern und 235 mutmaßlichen Tätern sprechen die Gutachter, gehen aber von einem deutlich größeren Dunkelfeld aus.
Mehrere Tausend Münchner treten nach KVR-Angaben pro Jahr aus der Kirche aus. Im Jahr 2020 sanken die Zahlen coronabedingt zwar im ersten Lockdown. Dafür war die Zahl 2021 so hoch wie noch nie: 22.323 Münchner kehrten ihrer Kirche den Rücken. Wie viele davon Katholiken und wie viele Protestanten waren, schlüsselt die KVR-Statistik nicht auf.
- Nachrichtenagentur dpa