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Streit um den Wolf: Bauern demonstrieren in München


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Streit um den Wolf: Bauern demonstrieren in München

Von dpa
02.10.2021Lesedauer: 3 Min.
Demonstration für Schutz der WeidetiereVergrößern des Bildes
Ein Demonstrationsteilnehmer in Tracht hält während eines Demonstrationszugs ein Schild in die Höhe. (Quelle: Matthias Balk/dpa/dpa)
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Nutztierhalter in Bayern fürchten wegen der Ausbreitung des Wolfes um ihre Weidetiere und somit um ihre Existenz. Sie fordern, den Schutzstatus des Wolfes herabzusetzen. Am Samstag demonstrierten nach Angaben des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) rund 1500 Landwirte in München für einen besseren Schutz ihrer Weidetiere. Bauernpräsident Walter Heidl sagte laut Mitteilung: "So kann und darf es nicht weitergehen. Sonst wird das Bimmeln von Kuhglocken schon bald verstummen, dann ist es vorbei mit der Weidehaltung, auch zum Beispiel in Nordbayern oder Norddeutschland."

Naturschützer und Nutztierhalter führen eine teils hitzige Debatte um den Wolf. Das streng geschützte Tier breitet sich im Freistaat seit einigen Jahren aus. Laut Landesamt für Umwelt (LfU) leben in Bayern derzeit zehn standorttreue Rudel beziehungsweise Einzeltiere. Zudem gibt es durchwandernde Tiere. Aus Sicht von Naturschützern ist ein Nebeneinander von Weidetieren und Wölfen durchaus möglich.

BBV-Chef Heidl forderte am Samstag die Herabsetzung des Schutzstatus' des Wolfes und ein sogenanntes Wolfsmanagement. Die Wolfspopulation wachse jährlich um 30 Prozent, so dass die Arterhaltungsprognose günstig sei. "Um die Weidehaltung zu schützen, muss sich die Politik jetzt vor die Bauernfamilien stellen, statt sich hinter Wolf, Bär und Co. zu verstecken!"

Leo Tiefenthaler, Landesobmann des Südtiroler Bauernbundes, sagte bei der Kundgebung, Wolf und Weidewirtschaft seien nicht kompatibel. Herdenschutz sei auf Almen nicht durchführbar und nicht finanzierbar.

Das sehen Naturschützer anders. Bei einer Veranstaltung des Bund Naturschutz (BN) hatte am Freitag der Agraringenieur René Gomringer die Schweiz als Beispiel genannt. Dort gebe es auch im alpinen Bereich Herdenschutzzäune. Mancherorts legten Tierhalter ihre Weiden zusammen, so dass sich auch die Anstellung eines Hirten lohne.

Dem BN nach werden in Bayern jährlich im Durchschnitt zehn Weidetiere gerissen - vor allem Schafe und Ziegen, aber auch Kälber. 2020 sei mit 38 gerissenen Weidetieren ein Ausnahmejahr gewesen. Im Herbst 2020 hatten Wölfe in Oberfranken Damwildherden angegriffen und mehrere Dutzend Tiere getötet. Die Herden waren nicht mit elektrischen Zäunen samt Untergrabschutz gesichert. Laut BN sind frei laufende Hunde ein größeres Problem als der Wolf.

Auch der Landesverein für Heimatpflege schaltete sich am Sonntag in die Debatte ein und warb um Verständnis für die Landwirte. Geschäftsführer Rudolf Neumaier zog einen Vergleich mit Rotwild, welches nur in begrenzten Gebieten vorkommen dürfe und außerhalb getötet werden müsse. "Warum soll es keine Wolfsgebiete geben?" Wer sich für eine flächendeckende Ausbreitung des Wolfes einsetze, der müsse das auch beim Rotwild tun. Dieses drohe durch die Verinselung genetisch zu verarmen und sei daher langfristig bedroht.

Der BN setzt darauf, dass Nutztierhalter besser über Maßnahmen zum Herdenschutz informiert werden und die angebotenen Möglichkeiten - wie etwa Herdenschutzhunde und -zäune sowie Ausgleichszahlungen für gerissene Tiere - nutzen. Zudem sei es in Bayern durchaus möglich, einen Wolf zu entnehmen, der ein Weidetier gerissen hat.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Florian von Brunn sieht Handlungsbedarf bei der Staatsregierung. Diese müsse Tierhalter und Almbauern stärker unterstützen, statt "immer nur Sprüche zu klopfen", sagte er. Seine Forderung: "Herdenschutzhunde und der Einsatz von Hirten sollten viel stärker gefördert werden. Die Schweiz macht es vor!"

In der Politik herrscht Uneinigkeit beim Thema Wolf. Jüngst sprach sich Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) für Weideschutzgebiete aus, in denen auffällige Wölfe entnommen werden dürften. Dies müsste bald umgesetzt werden, forderte Leopold Herz, agrarpolitischer Sprecher der Freien Wähler im Landtag. Der Wolf müsse auch bald in das Jagdrecht aufgenommen werden. Grüne und SPD dagegen setzen auf ein "Wolfsmanagement" sowie eine bessere Förderung von Schutzmaßnahmen.

Das LfU verweist darauf, dass Tierhalter für den Schutz von Schafsherden - beispielsweise durch einen Elektrozaun oder einen Herdenschutzhund - Fördermittel beantragen können. Zudem bekommen Nutztierhalter Schäden durch Wolf, Bär oder Luchs über den "Ausgleichsfonds Große Beutegreifer" ersetzt.

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