Eltern fordern Aufarbeitung "Mein Kind ist von einem Monster getötet worden"

Eine Frau wird in einer Psychiatrie von einem Mitpatienten brutal getötet – nun kämpft ihre Familie vor Gericht für Aufklärung. Die Klinik schweigt zu möglichen Fehlern.
Nach dem gewaltsamen Tod einer Patientin in einer psychiatrischen Klinik in Haar bei München fordert die Familie der Frau eine juristische Aufarbeitung. Fast drei Jahre nach der Tat hat die Familie beim Oberlandesgericht (OLG) München einen Antrag auf Klageerzwingung gestellt, wie ihre Anwältin Jella von Wiarda am Dienstag auf einer Pressekonferenz mitteilte.
Im August 2021 war die damals 40 Jahre alte Frau in einem Krankenzimmer des Isar-Amper-Klinikums von einem Mitpatienten getötet worden. Der Mann war erst wenige Stunden zuvor eingewiesen worden. Er hatte gegenüber der Polizei angegeben, auf Anweisung Gottes einen Hund getötet zu haben und einen Menschen umbringen zu wollen.
Die Mutter der Getöteten zeigt sich fassungslos über den bisherigen Umgang mit dem Fall. "Mein Kind ist von einem Monster getötet worden", sagte Eleonora Nagy. "Wir möchten Gerechtigkeit."
Anwältin spricht von "fürchterlicher Hinrichtung"
Die Anwältin der Familie wirft der Klinik Versäumnisse vor: "Dieser Mann darf sich auf einer geschlossenen psychiatrischen Station völlig frei bewegen", sagte von Wiarda. Der Täter habe unbemerkt eine Duschvorhangstange abreißen und damit durch die Station laufen können. Erst durch einen Feueralarm sei das Personal aufmerksam geworden.
Laut Urteil des Landgerichts München I hatte der Täter die Frau zunächst mit einer Metallstange misshandelt, dann mit einem Pullover stranguliert und schließlich in ihrem Zimmer Feuer gelegt. Über seine Anwältin ließ der zur Tatzeit 33-Jährige später erklären, Gott habe ihm aufgetragen, die Frau zu töten, weil sie eine Hexe gewesen sei.
In Gerichtsakten ist von einem Tatzeitraum von bis zu einer Stunde die Rede. "Wie lange diese Gewalttat gedauert hat, ist bis heute nicht geklärt", sagt von Wiarda. Die Anwältin sprach von einer "fürchterlichen Hinrichtung".
Staatsanwaltschaft stellt Verfahren Anfang 2025 ein
Die Staatsanwaltschaft München I hatte 2022 Ermittlungen gegen Unbekannt eingeleitet, um zu klären, ob "ein strafrechtlich relevantes Unterlassen" der behandelnden Ärzte oder des Pflegepersonals vorlag. Der Vorwurf lautete: fahrlässige Tötung durch Unterlassen. Im Januar 2025 stellte die Behörde das Verfahren ein. Es habe sich kein strafbares Verhalten mit der für eine Anklage nötigen Sicherheit feststellen lassen. Eine Beschwerde dagegen blieb ohne Erfolg.
Warum der Mann die 40-Jährige ungestört attackieren konnte und niemand eingriff? Das fragen sich die Eltern der Getöteten heute noch – und zeitweise tat das auch die Staatsanwaltschaft München I. Das Klinikum äußerte sich auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur nicht zu dem Vorfall. Auch zur Frage möglicher Sicherheitsänderungen gab es keine Auskunft.
"Kamilla ist nicht von einem Lkw erfasst worden auf der Straße", sagte ihre Mutter Eleonora Nagy am Dienstag. Ihre Tochter sei "in einem geschützten Raum" getötet worden, an einem Ort, an dem sie Heilung suchte. "Ich weiß, dass sie mich nie wieder anlächeln wird", sagte sie unter Tränen.
- Mit Material der Deutschen Presse-Agentur
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