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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Gefährliche Engstelle Paul-Heyse-Straße: Baustellenchaos und Staufrust

Ein Straßenzug, zwei Baukräne und viele offene Fragen. t-online hat recherchiert, was Stadt und Polizei unternehmen wollen.
Viele Münchner Autofahrer, die aus Sendling, Untergiesing oder der Isarvorstadt kommend in die Maxvorstadt oder in Richtung Schwabing wollen, nutzen sie. Die Rede ist von der Paul-Heyse-Straße im Bahnhofsviertel. Es ist eine enge und stark frequentierte Verkehrsader, die jetzt auch noch mehrere Großbaustellen säumen.
Zwischen der Ecke Pettenkoferstraße und der Ecke Bayerstraße ragen auf gerade einmal rund 500 Metern zwei riesige Baukräne in die Straße hinein. Die Absperrmaßnahmen für die Baustellen gleichen einem rot-weißen Schildermeer – und sie sorgen immer wieder für regelrechtes Chaos im Straßenverkehr. Es spielen sich teils wilde Szenen ab.
Polizei nutzt Gehsteig und Fahrradstreifen gleichzeitig
Wenn mehrere Busse der MVG-Linie 62 gleichzeitig hinzukommen, geht in diesem Nadelöhr manchmal gar nichts mehr voran. Um nur ein Beispiel zu nennen: Eines Morgens um kurz vor 9 Uhr nutzte eine Polizeistreife mit Sirene und Blaulicht Gehsteig und Fahrradstreifen gleichzeitig, um am Stau vorbeizukommen. Ein Autofahrer nahm dies offenbar als Vorbild und fuhr mit seinem zivilen Pkw ebenfalls auf Radlweg und Gehweg an allen anderen vorbei, die mit wildem Hupen ihrem Unmut Luft verschafften.
Wie tückisch das alles ist, belegen auch andere Beispiele. Etwa, wenn Radfahrer wegen der Baustellen kurzerhand und in hohem Tempo auf den Bürgersteig ausweichen. t-online hat die Münchner Polizei und das Mobilitätsreferat mit den Beobachtungen aus der Paul-Heyse-Straße konfrontiert. Die Auswirkungen der baulichen Maßnahmen "auf das Verkehrsgeschehen sind uns bekannt", heißt es auf Anfrage aus dem Polizeipräsidium.
Polizei: Keine Häufung an Verkehrsunfällen festzustellen
Eine Häufung an Verkehrsunfällen sei aber nicht festzustellen. "Die im Bahnhofsumfeld teilweise gleichzeitig und überlappend stattfindenden Baumaßnahmen" würden zu Änderungen in der Verkehrsführung führen, erklärt ein Polizeisprecher. Dies wiederum führe "zwangsläufig zu reduzierten Aufnahmekapazitäten der betroffenen Straßen" und zu Rückstauungen.
Dass ein Streifenwagen im Einsatz auch mal über den Fahrradweg fahre, sei in Paragraph 35, Absatz 1 der Straßenverkehrsordnung (StVO) geregelt. Demnach sei "die Polizei von den Vorschriften der Straßenverkehrsordnung befreit, soweit das zur Erfüllung hoheitlicher Aufgaben dringend geboten ist". Die Polizei könne dann "unter Gewährleistung der Sicherheit anderer Verkehrsteilnehmer auch andere Straßenteile als die Fahrbahn nutzen".
Paul-Heyse-Straße: Große Baufahrzeuge sorgen für Staus
Weiter verweist die Polizei auf die Stadt München. Das zuständige Mobilitätsreferat teilt auf Anfrage mit, dass dem Referat bewusst sei, "dass es aufgrund der engen Platzverhältnisse in diesem Bereich und durch die Baustellentätigkeit dort zu Verkehrseinschränkungen kommen kann". "Unzulässigen Behinderungen" werde nachgegangen.
Mit solchen haben etwa die Rettungsdienste zu kämpfen. Denn wenn zwei MVG-Busse in der Paul-Heyse-Straße nebeneinanderstehen oder ein großer Betonmischer-Lkw auf der Straße wendet, können sich diese ihren Weg zu Rush-Hour-Zeiten nur mit erheblichen Verzögerungen bahnen. Das Mobilitätsreferat betont, dass "verschiedene städtische Dienststellen" eingebunden würden, "unter anderem die Branddirektion des Kreisverwaltungsreferates". Es werde geprüft, ob "Nachjustierungen erforderlich sind".
Verstopfte Kreuzung zwischen Bayerstraße und Paul-Heyse-Straße
Richtig knifflig wird es an der Kreuzung Bayerstraße/Paul-Heyse-Straße. Hier wenden Verkehrsteilnehmer, die aus Richtung Hauptbahnhof kommen. Das Wenden gelingt jedoch nur mit mehrfachem Zurücksetzen. Die Folgen: Hupkonzerte und eine verstopfte Kreuzung. Das Polizeipräsidium erklärt auf Anfrage: "In der besagten Fahrtrichtung der Bayerstraße an der Kreuzung mit der Paul-Heyse-Straße besteht nach unserem Sachstand kein Wendeverbot."
Richtig chaotisch wird es, wenn ein Reisebus die Bayerstraße blockiert. Das kommt vor, wenn Busfahrer Touristen vor einem der benachbarten Hotels aussteigen lassen, während das Heck des Reisebusses bis über die Trambahnschiene ragt. Dann steigt auch mal eine Trambahnfahrerin aus und es kommt zum Wortgefecht, wie ein Reporter hier beobachtete.
"Das Wenden ist an dieser Stelle derzeit nicht verboten. Grundsätzlich sind die Ampelphasen an der Kreuzung Bayerstraße/Paul-Heyse-Straße für Linksabbiegende vom Hauptbahnhof kommend und die Tram getrennt signalisiert", teilt das Mobilitätsreferat mit. So sollte es im Normalfall nicht zu Konflikten kommen. Das Referat erklärt: "Wir werden auch hier die Situation gemeinsam mit der Polizei und der MVG erneut bewerten."
- Schriftliche Fragen an das Mobilitätsreferat der Landeshauptstadt
- Schriftliche Fragen an das Polizeipräsidium München
- Eigene Beobachtungen