Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Stadt stoppt Nacht-Taxi Nimmt München die Angst von Frauen nicht ernst genug?

Die Stadt München hat einen Ausgabestopp bei den Gutscheinen für Frauen-Nacht-Taxis verhängt – trotz oder gerade wegen erhöhter Nachfrage. Ein völlig falsches Zeichen.
Seit 2020 verteilt die Stadt München Gutscheine für sogenannte Frauen-Nacht-Taxis. Jede Frau ab 16 Jahren konnte sich unter anderem bei der Gleichstellungsstelle oder beim Kreisverwaltungsreferat (KVR) drei Gutscheine im Wert von jeweils 10 Euro holen. Allein im Januar und Februar dieses Jahres war die Nachfrage um fast 600 Prozent gestiegen. Doch anstatt ein Angebot, das sich einer so hohen Beliebtheit erfreut, weiter zu finanzieren, veranlasst das KVR einen Stopp der Gutscheinausgabe. Das ist jedoch das völlig falsche Zeichen, zur völlig falschen Zeit.
Jahr für Jahr steigen bundesweit die Sexualstraftaten gegen Frauen. 2024 erst um 6,2 Prozent. Ein tragischer Vorfall, der sich im November vergangenen Jahres ereignet hat, ist vielen Münchnerinnen noch im Bewusstsein: In Halbergmoos im Landkreis Freising hatte ein 25-Jähriger eine 19 Jahre alte Frau überfallen und mehrere Stunden vergewaltigt. Sie stieg nachts um 2 Uhr aus der S-Bahn aus, der Täter folgte ihr zu Fuß und zerrte sie anschließend in ein Gebüsch.
Gutscheine sind mehr als nur ein netter Service
Auch wenn München sich gerne damit rühmt, statistisch die sicherste Stadt Deutschlands zu sein, ist die gefühlte Angst trotzdem groß – das beweist allein die hohe Nachfrage nach den Taxigutscheinen. Gerade in einer Großstadt wie München, in der viele Frauen nachts allein unterwegs sind, ist ein solches Angebot mehr als nur ein netter Service. Es ist ein Stück Sicherheit und Freiheit. Es trägt zur Selbstermächtigung der Frauen bei. Die Einstellung dieses Angebotes hingegen bedeutet nun für viele Frauen wieder eine Rückkehr zu Unsicherheit und Angst auf nächtlichen Wegen. Ein fatales Zeichen.
Denn die gestoppte Ausgabe der Gutscheine signalisiert: Die Sicherheit von Frauen wird von der Stadt München nicht ausreichend priorisiert. Der Stopp vermittelt vielmehr den Eindruck, dass die Anliegen von Frauen nicht ernst genug genommen werden – und das in einer Stadt, die zum sechsten Mal in Folge den Titel "sicherste Großstadt Deutschlands" bekommen hat und darauf auch mächtig stolz zu sein scheint.
Die Botschaft: Die Sicherheit der Frauen ist nicht wichtig genug
Natürlich gibt es finanzielle Herausforderungen. Doch gerade bei einem so wichtigen Thema wie der Sicherheit von Frauen sollte nicht gespart werden. Stattdessen sollte die Stadt kreative Lösungen suchen: etwa durch Kooperationen mit privaten Partnern oder durch Kostensenkungen an anderer Stelle.
Auch wenn der Gutschein-Stopp für die Frauen-Nacht-Taxis als kurzfristige Sparmaßnahme gerechtfertigt erscheinen mag, sendet sie mittel- und langfristig eine deutliche Botschaft: Eure Sicherheit ist uns nicht wichtig genug. Und das darf und kann so nicht stehen bleiben. München muss jetzt handeln – damit die bayerische Landeshauptstadt auch für das weibliche Geschlecht statistisch und gefühlt eine der sichersten in Deutschland bleibt.
- bka.de: Straftaten gegen Frauen und Mädchen steigen in allen Bereichen – Fast jeden Tag ein Femizid in Deutschland
- gruene-muenchen.de: Haushalt: München springt für Freistaat ein und bleibt auf Mehrkosten sitzen – "Uns fehlen mehrere hundert Millionen Euro jährlich"
- polizei.bayern.de: Sicherheitsreport 2023 des Polizeipräsidiums München