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München

München – Prozess: Mann streitet sexuellen Missbrauch ab


Prozess vor dem Landgericht
Angeklagter streitet sexuellen Missbrauch eines Kindes ab


Aktualisiert am 18.03.2025 - 16:49 UhrLesedauer: 3 Min.
Der Angeklagte mit seinem Verteidiger Werner Kränzlein: Der 37-Jährige streitet die Vorwürfe ab.Vergrößern des Bildes
Der Angeklagte mit seinem Verteidiger Werner Kränzlein: Der 37-Jährige streitet die Vorwürfe ab. (Quelle: Sarah Koschinski)
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Über mehrere Jahre soll ein 37-Jähriger einen Jungen mehrere hundertmal sexuell missbraucht haben. Jetzt muss er sich vor dem Landgericht München I verantworten.

Nach rund 40 Minuten ist die Staatsanwältin am Ende ihrer zehnseitigen Anklageschrift angelangt. Die Vorwürfe gegen den 37-jährigen Angeklagten vor dem Landgericht München I wiegen schwer: Ihm wird der sexuelle Missbrauch eines Kindes in 24 Fällen, schwerer sexueller Missbrauch von Kindern in 345 Fällen, sexueller Missbrauch von Schutzbefohlenen in 624 Fällen sowie der Besitz kinderpornografischer Inhalte vorgeworfen.

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Zum Prozessauftakt hat nach der Staatsanwältin der Angeklagte das Wort. Der 37-Jährige möchte sich am Dienstagvormittag zu den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft äußern. Sein Verteidiger Werner Kränzlein bittet darum, dass sein Mandant zunächst seine persönlichen Verhältnisse vortragen darf.

Bereits wegen sexuellem Missbrauch vorbestraft

Der gebürtige Rosenheimer beginnt damit, von seiner Kindheit und den diversen Augenkrankheiten, unter denen er bis heute leidet, zu erzählen. Seine Eltern hätten sich früh getrennt, mit sechs musste er ins Internat. Dort, erzählt er sichtbar widerwillig, sei er mit zehn Jahren Opfer sexuellen Missbrauchs geworden.

Jahre später, 2007, als der Angeklagte 19 Jahre alt war, habe er dann "den einzigen und ersten Übergriff getätigt", sagt er. Damals hatte er abends auf einen Sechsjährigen aufgepasst, dessen Familie er aus einem Kindergarten kannte. "Ich kann gar nicht mehr genau sagen, warum ich das gemacht habe", sagt er vor Gericht aus. Er erzählt, dass er dem Jungen an sein Genital gefasst und anschließend oral befriedigt habe. Für diese Tat bekam er eine zweijährige Jugendstrafe auf Bewährung.

Mann bot seine Dienste auf Online-Plattform an

Kurze Zeit darauf, 2010, soll er Mitglied auf der Plattform "betreut.de" gewesen sein, über welche die Mutter seines mutmaßlichen Opfers ihn als Babysitter engagierte. Anfängliche wöchentliche Treffen hätten sich zu einer innigen Beziehung zwischen dem neunjährigen vermeintlichen Opfer und dem Angeklagten entwickelt.

2011 soll der damals 22-Jährige den Jungen zum ersten Mal an dessen Genital gefasst haben. Über die kommenden Wochen und Monate sollen sich die Taten bis zum Analverkehr gesteigert haben. Dabei soll der Angeklagte den Minderjährigen in seinem Hochbett vergewaltigt haben.

Angeklagter bestreitet, den Jungen sexuell missbraucht zu haben

Am Nachmittag des zweiten Prozesstages äußert sich der Angeklagte zu den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft. Zunächst ergreift jedoch sein Verteidiger das Wort und teilt dem Gericht mit, dass sein Mandant den Vorwurf, im Besitz von Kinderpornos gewesen zu sein, einräumen würde. Dann erklärt sich der Angeklagte. Dass er den Jungen sexuell missbraucht haben soll, streitet er ab. Er erzählt eine andere Version

Die Mutter der beiden Jungen habe ihn 2010 über die Plattform "betreut.de" engagiert, auf der er sich kurz vorher registriert hatte. Hier habe er verschiedene Dienste angeboten, unter anderem Senioren zu unterstützen oder bei der Gartenarbeit zu helfen. Anfangs sei er zweimal wöchentlich zum Aufpassen zu der Familie nach Planegg gekommen. Nebenbei arbeitete er noch in einem Wohnheim. Bezugnehmend auf die Anklage der Staatsanwaltschaft sagt er: "Ich war definitiv nicht jeden Tag da."

"Ich lese diese Dinge und weiß, dass sie nicht stimmen"

Den Jungen, den er laut Anklage über die Jahre mehrfach missbraucht haben soll, beschreibt der 37-Jährige als "sehr introvertiert" und als jemanden, der "krass gemobbt" wurde. War es ihm zufolge zu Beginn "nur ein Job", für den er "gutes Geld" bekommen habe, veränderte sich das Verhältnis ab 2012. "Weil ich Mitleid mit ihm hatte." Und so der Angeklagte weiter: "Er hat eine Familie und die interessiert sich nicht für ihn. Und so ging es mir ja auch."

Weiter beschreibt er den Jungen, der später sein Opfer gewesen sein soll, als "einsames, introvertiertes, unglücklich wirkendes Kind". Er sei untergewichtig gewesen, habe kaum soziale Interaktion gehabt. In Bezug auf die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft sagt der Angeklagte vor Gericht: "Ich sitze seit einem Jahr in Haft. Ich lese diese Dinge und weiß, dass sie nicht stimmen."

Angeklagter will nie Sex mit dem Jungen gehabt haben

Zu der Beziehung zwischen ihm und dem Jungen sagt der Angeklagte: "Ja, wir hatten eine enge Beziehung und ja, ich kann mir durchaus vorstellen, dass ich die einzige Bezugsperson für ihn war." Doch er sagt auch: "Ich kann nur sagen, dass wenn wir gemeinsam im Bett geschlafen haben, wir keinen Sex hatten."

Insgesamt sind sieben Verhandlungstage angesetzt. Ein Urteil dürfte demnach am 25. April fallen.

Verwendete Quellen
  • Reporterin vor Ort
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